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Die Wirklichkeit im Kopf

In Tagträumen hängen wir öfters unseren Gedanken nach, malen uns eine andere Welt aus. Doch woher weiß der Träumer, dass etwas nicht wirklich passiert, wie trennt das Gehirn Vorstellung und Wirklichkeit? Hirnforscher Rainer Bösel von der psychoanalytischen Privatuniversität IPU Berlin geht in seinem Buch den neuropsychologischen Grundlagen der Fiktion auf den Grund und zurrt Wissen aus drei Disziplinen, der Psychologie, Philosophie und Medizin, zusammen.

In acht Kapiteln erläutert Bösel diverse Experimente, die zeigen, wie unsere Vorstellungen entstehen und wie das Gehirn deren Realitätsgehalt beurteilt. Entscheidend dafür sind viele Regionen im Stirnhirn, die auch für das fiktionale Denken verantwortlich sind. Sie deuten und kontrollieren die Vorstellungen des Gehirns. So unterscheidet der so genannte Stirnhirnpol (der vorderste Bereich des Gehirns) zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er ist aber auch aktiv, wenn Probanden Geschichten hören, von denen sie wissen, dass sie ausgedacht sind.

Ebenso finden originelle Exkurse ihren Platz im Buch: Warum geben wir uns der Illusion von Zaubertricks hin? Und was macht virtuelle Realität mit uns? Auch wenn sich das Werk in erster Linie an Studenten der Psychologie, Hirnforschung oder Philosophie richtet, mag es für Laien interessant sein. Bösel schreibt jedoch trocken und im wissenschaftlichen Jargon – und damit nicht immer leicht verdaulich. Vorwissen ist von Vorteil, und für manche Kapitel schadet auch ein Anatomieatlas nicht, um die erwähnten, aber nicht weiter erläuterten Hirnregionen nachzuschlagen.

Fazit: Ein gewisser Eifer ist für die Lektüre hilfreich; belohnt wird man mit dem derzeitigen Stand der Forschung und kann auf fachlich hohem Niveau mitdiskutieren.

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