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»Willkommen in der Welt für seelische Gesundheit«: Detox für die Psyche

Ein Buch für Menschen, die das Gefühl haben, sich in einer Abwärtsspirale zu befinden. Zahlreiche Übungen und Selbsttests helfen dabei, das eigene Glück zu finden.
Frau mit Sonne im Kopf

Eine »literarische Therapie, in der Sie der Held sind, der am Ende siegen wird«, verspricht Harald Krauß den Leserinnen und Lesern. Er richtet sich an alle, die, wie er es formuliert, an der Seele leiden. Damit meint er nicht Personen, die bereits an einer klinisch manifesten Depression erkrankt sind – diesen empfiehlt er eine fachmedizinische Behandlung. Stattdessen soll sein Buch all jenen helfen, welche den Eindruck haben, sich in einer Abwärtsspirale zu befinden, ihre Ziele aus den Augen verloren zu haben und sich erschöpft und antriebslos fühlen.

Um sich wieder auf den Weg zum eigenen Glück begeben zu können, ist es dem Psychiater zufolge erforderlich, zunächst die Situation zu akzeptieren – so negativ sie auch sein mag. Statt sich jedoch auf die womöglich schmerzhafte Vergangenheit zu fokussieren und nach Ursachen für das eigene Unglück zu forschen, solle man im Hier und Jetzt bleiben und die Probleme nicht hinterfragen, sondern annehmen und bearbeiten. Der Leitsatz des Buchs: »Es ist, wie es ist – aber es wird nicht so bleiben!«

Der Autor verfolgt einen, wie er es nennt, ganzheitlichen Ansatz. Demnach tut ein achtsamer Umgang mit dem Körper auch der Seele gut. Was genau er unter Seele versteht, definiert Krauß nicht näher. Trotzdem personifiziert er sie regelmäßig und beschreibt, was sie mag oder nicht mag. Ihm zufolge gefallen der Seele etwa ökologisch angebautes Gemüse und Joggen, sie leide allerdings unter Fast Food, Nikotin und Schönheits-OPs. Diese Zuschreibungen wirken oft pauschalisierend, helfen jedoch, die Gesundheitstipps greifbarer zu machen.

Mehrere Kapitel widmen sich einem gesunden Lebensstil für Körper und Geist. Unter der Überschrift »Gemüse für die Seele« stellt Krauß ein Ernährungsprogramm vor, das er in Anlehnung an Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entwickelt hat. Gut für die Seele sei eine mediterrane Kost mit viel frisch zubereitetem Gemüse. Im Anhang des Buchs fasst er seine Ernährungstipps übersichtlich zusammen und schlägt vor, die entsprechende Seite herauszutrennen und an den Kühlschrank zu hängen. Zum Abnehmen empfiehlt er intermittierendes Fasten. Dieses habe ihm nicht nur geholfen, 15 Kilogramm abzunehmen, sondern sei zudem »Detox für die Seele«.

Auch Sport hält er für einen wesentlichen Baustein für die seelische Gesundheit. Gerade wenn man den Eindruck hat, vor lauter Stress nichts mehr zu schaffen, sei es wichtig, sich Auszeiten für körperliche Betätigungen zu nehmen, etwa für einen Spaziergang oder eine Joggingrunde. Zudem betont der Autor, wie bedeutsam gesunder Schlaf ist, und gibt Tipps für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden.

Das Buch enthält zahlreiche Übungen, Selbsttests und konkrete Aufgaben. Viele der Tipps lassen sich im Alltag leicht umsetzen, und die aufmunternde Ansprache motiviert dazu, die eine oder andere Gewohnheit zu hinterfragen und durch eine gesündere zu ersetzen: Vielleicht lässt es sich einrichten, die Mittagspause nicht vor dem Bildschirm, sondern unter freiem Himmel zu verbringen. Und der selbst gemachte Salat gibt einem tatsächlich ein besseres Gefühl als die Tiefkühlpizza.

Zur Veranschaulichung, welche positiven Effekte schon kleine, aber konsequent umgesetzte Veränderungen haben können, lässt Krauß Fallgeschichten aus seiner klinischen Erfahrung einfließen. Er ist Chefarzt der Klinik für Seelische Gesundheit am Marienhospital in Dortmund und erzählt von Menschen, die sich ihren Ängsten gestellt, nach einer Krise neue Ziele im Leben gefunden, Stress reduziert oder es geschafft haben, wieder mit ihrem Körper zufrieden zu sein.

Ein Schlüssel zum Glück ist laut Krauß die Selbstdisziplin. So versteht er sein Buch als »Trainingsprogramm zur Seelenkräftigung« und betont, dass es durchaus mit Anstrengung verbunden sein kann, wieder mehr auf die eigene Seele zu hören, statt sich im Alltagstrott gehen zu lassen. Gerade für Menschen mit depressiven Verstimmungen und damit einhergehenden Antriebsstörungen mag das zunächst abschreckend wirken. Doch Krauß versteht es, seine Leser immer wieder freundlich, aber bestimmt auf ihre Eigenverantwortung hinzuweisen, und betont, dass sie in der Lage sind, ihr Leben zum Positiven zu verändern. Das Buch kann dabei ein Leitfaden sein.

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