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Spiel der Throne

"Spielt man das Spiel der Throne, gewinnt man oder stirbt." So einfach die Regeln des Spiels klingen, so schwer ist es für Zuschauer und Leser zu durchschauen. Denn die ans Mittelalter angelehnte Fantasiewelt von "Game of Thrones", basierend auf der Romanreihe "A Song of Ice and Fire" von George Martin, ist ein verschlungenes Geflecht aus diversen Personen, Schauplätzen und Handlungssträngen. Was davon hat einen historischen Kern, was ist reine Fiktion? Dies hinterfragt Carolyne Larrington, Professorin für mittelalterliche Literatur am St. John´s College in Oxford, im vorliegenden Buch.

In fünf Kapiteln führt Larrington unterhaltsam und kenntnisreich durch den Stoff. Zunächst befasst sie sich mit grundlegenden Themen der "Game of Thrones", etwa Herkunft und Ehre, Gerechtigkeit und Rache. Sie erläutert, welche Bedeutung diese Begriffe im Mittelalter hatten und zeigt Parallelen, aber auch Unterschiede zu Martins Welt auf. So merkt sie an, dass die schlechte Behandlung des adligen Jaime Lennister in Gefangenschaft der Familie Stark – angekettet in einem Käfig auf freiem Feld – im mittelalterlichen England unüblich gewesen wäre.

Sympathischer Zwerg

In den darauf folgenden vier Kapiteln vermittelt die Autorin diverse Detailinformationen. So erläutert sie, welche Bedeutung Fantasieelemente wie der dreiäugige Raabe haben und was für Vorstellungen in der nordischen Mythologie über Gestaltwandlungen, Wiedergänger und Drachen existierten. Auch setzt sie sich mit Charakteren wie Tyrion Lennister auseinander, der sich von einer Neben- zu einer Hauptfigur entwickelt. Larrington zufolge bricht die Darstellung Tyrions klassische Stereotype von mittelalterlichen nordischen Erzählungen über Zwerge auf. Denn er sei weder boshaft noch habgierig, vielmehr belesen und mit großen strategischen Talenten gesegnet, ohne dabei verschlagen zu sein. Die Figur der Brienne von Tarth wiederum stehe in Gegensatz zu klassischen Rollenbildern der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft. Dennoch gebe es auch historische Erzählungen mit kämpferischen Protagonistinnen. Als Beispiel führt Larrington die Dichtung "The Fairy Queen" von Edmund Spenser (1552-1599) auf, in der Britomart, eine jungfräuliche Rittersfrau, Artegall (Artus) aus den Händen der Zauberin Radigund befreit.

Die Autorin widmet sich Themen wie dem Hof, dem Rittertum und der Kriegführung und geht dabei der Frage nach, wie historisch fundiert diese von Martin verarbeitet worden sind. Bei der Seeschlacht in "Schwarzwasser" beispielsweise geht die Seestreitmacht von Stannis Baratheon in einem Flammenmeer unter. Larrington sieht hier eine Parallele zum "griechischen Feuer", einer Brandwaffe, vermutlich ähnlich dem heutigen Napalm, die um 670 n. Chr. entwickelt und von den Byzantinern bis ins 13. Jahrhundert gegen Kriegsschiffe eingesetzt wurde.

Larringtons Werk macht die Hintergründe von Martins Fantasiewelt verständlich, indem es Geschehnisse und Charaktere in einen historischen Kontext einordnet und auch die Fantasieelemente unter Verweis auf die Mythologie erklärt. Hierbei greift die Autorin auf ein breites Spektrum an mittelalterlicher Literatur zurück, das von ihrer großen Kenntnis auf diesem Fachgebiet zeugt. Das Buch ist empfehlenswert, aber nur, wenn man bereits alle Romane der Reihe gelesen beziehungsweise alle Staffeln der Serie gesehen hat. Sonst erfährt man zu viel im Voraus und bleibt darüber hinaus ob der Fülle der Informationen völlig erschlagen zurück.

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