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Taumelnd wie Schlafwandler durch die Klimakrise

Das Buch liefert schockierende Beispiele, wie der Mensch in die Natur eingreift, und schlägt kühne Ansätze vor, die menschengemachte Zerstörung wieder umzukehren.

Der Eingriff des Menschen in die Natur ist das zentrale Thema des Buchs – wie der Mensch sich die Erde untertan gemacht hat. Die Pulitzer-Preisträgern Elizabeth Kolbert nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise zu einigen Beispielen dieser menschlichen Allmacht und den Versuchen, diese durch weitere Eingriffe zu korrigieren.

Der Mensch greift ein

Das fängt an bei der Begradigung des Mississippi und geht über die Ansiedlung von asiatischen Karpfen in amerikanischen Gewässern, die nicht nur wie geplant die Wasserpflanzen fraßen, sondern sich auch massiv vermehrten und nun durch elektrische Fischsperren von den großen Seen ferngehalten werden sollen, bis zur giftigen Agakröte, die in Australien als »natürliche« Lösung gegen Raupen eingesetzt wurde und gleichzeitig für die gesamte Tierwelt zur Bedrohung wurde.

Andere Beispiele führen die Journalistin nach Hawaii und Australien, wo sie Forscher und Forscherinnen trifft, die an stressresistenten Korallen und Schutzfilmen arbeiten, um das Sterben der Korallenriffe zu verhindern. In Island und Zürich trifft sie Wissenschaftler und Ingenieure, die Technologien entwickeln, um CO2 aus der Luft zu filtern und in Mineralen oder Pflanzen zu binden. Die verschiedenen Ansätze für die Negativemissions-Technologie sind ebenfalls ein Ansatz, um die Probleme der Klimaerwärmung wieder umzukehren. Dabei stellen die interessanten Ideen weitere gravierende Eingriffe in eine Natur dar, die wir längst nachhaltig verändert haben.

Dennoch wird allein eine Reduktion der CO2-Emissionen nicht ausreichen, um die Klimakrise zu bewältigen. Denn selbst wenn die Emissionen im kommenden Jahrzehnt auf null gesenkt werden, wird sich die Erde um weitere 1,5 Grad Celsius erwärmen, was dramatische Folgen wie massive Überflutungen nach sich ziehen wird. Nur eine Kombination aus Reduktion und Rückführung kann eine echte Lösung sein.

Auch besonders kühne und umstrittene Technologien betrachtet Kolbert auf den 239 Seiten genauer, beispielsweise das »Solar-Geoengineering« oder Sonnenstrahlungsmanagement. Hierbei soll mit reflektierenden Partikeln in der Stratosphäre das Sonnenlicht abgelenkt werden, um einen weiteren Temperaturanstieg zu verhindern. Dabei verfolgt man verschiedene Ansätze, neben Kalziumkarbonat wären Diamantpartikel das ideale Material, um solche künstlichen Wolken zu erschaffen.

Die vorgestellten Technologien bringen einen weiteren massiven Eingriff in unsere Umwelt mit sich, sind aber wohl die einzige Chance auf eine Zukunft für die Natur, wie wir sie kennen, erklärt Kolbert. Dabei schwingen immer ihre Bedenken zu weiteren Eingriffen in die Natur mit. Allerdings sei diese schon in jeder Hinsicht vom Menschen verändert. Denn nicht nur beim Besuch einer Forschungsstation zur Erhaltung des Wüstenkärpflings am Teufelsloch im Death Valley wird der Autorin klar, »wie viel leichter es ist, ein Ökosystem zu ruinieren, als es zu betreiben«.

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