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»Wunderwelt der Spinnennetze«: Spektakulär gesponnen

Dank naturgetreuer Bilder gelingt ein faszinierender Blick auf die Architektur von Spinnennetzen. Informative und erzählende Texte bieten dazu Basiswissen zum Leben von Spinnen.

Fein, federleicht und filigran sehen Spinnennetze aus, und aus der Nähe betrachtet wirken sie wie kleine Kunstwerke. Bleiben Wassertropfen an ihren Fäden hängen, glitzert das ganze Netz im Gegenlicht und lässt uns verzückt staunen. Dazu sind sie superdünn gewebt und doch im Verhältnis zu ihrem Gewicht enorm reißfest und stabil. Das müssen sie auch sein: Denn fliegt ein Insekt ins Netz hinein, darf es nicht gleich kaputtgehen.

Kaum jemanden lassen Spinnen und ihre Netze unbeeindruckt – abgesehen vielleicht von Spinnenphobikern. Manche Menschen machen aus ihrer Faszination für Spinnen sogar einen Beruf, so wie Jan Beccaloni. Sie ist Kuratorin für Spinnentiere am »Natural History Museum« in London und hat zusammen mit der Illustratorin Namasri Niumim ein Sachbuch für Kinder im Grundschulalter geschrieben. Darin erfahren wir auf knapp 50 reich bebilderten Seiten mehr über das Leben von Spinnen, die Kunst und Technik ihres Netzbaus sowie 13 verschiedene Netzarten. Denn tatsächlich gibt es neben den uns am besten bekannten Radnetzen eine Fülle weiterer Arten – etwa Spitzennetze (sie bestehen aus seidiger Fangwolle, die an Beuteinsekten wie ein Klettverschluss haftet), Gespinstnetze (sie sehen aus wie ein Wirrwarr aus einzelnen Fäden, die Insekten bei Berührung in die Netzmitte zur Spinne katapultieren) oder Leiternetze (sie hängen vertikal in Bäumen, mitten in der Flugbahn von Nachtfaltern).

Auf je einer Doppelseite präsentiert uns Jan Beccaloni ein anderes Spinnennetz oder stellt besonders raffinierte Baumeister vor – von der nur zwei Millimeter großen Wendilgarda galapagensis, die komplizierte Wassernetze baut, bis zum immerhin acht Zentimeter großen Lampenschirmweber, der die Kunst des Felsen- und Höhlennetzbaus beherrscht. Die Sprache ist klar, der Ton zugewandt und warmherzig – so, als erzählte uns eine kompetente Freundin von ihrem Hobby. Dazu helfen viele Metaphern und gelungene Analogien aus dem Alltag, komplexere Zusammenhänge besser zu verstehen. Die insgesamt überschaubar langen Textblöcke führen in ein Thema ein oder begleiten die Illustrationen, um Details hervorzuheben.

»Soziale Spinnen« teilen sich Netzbau und Kinderbetreuung

Von Seite zu Seite wächst so die Bewunderung für Spinnentiere und ihre Leistungen: Denn wer weiß schon, dass Spinnen jedes Jahr bis zu 800 Millionen Tonnen Insekten fressen? Und auf die Art verhindern, dass diese große Teile der Getreide- und Gemüseernten zerstören. Oder dass es sogenannte soziale Spinnen gibt, die nicht nur gemeinsam an einem riesigen Netzsystem arbeiten, sondern sich auch arbeitsteilig um den Spinnennachwuchs kümmern.

Mindestens ebenso faszinierend wie diese Tatsachen sind die farbintensiven Illustrationen von Namasri Niumim – mit ihrer naturgetreuen Darstellung von Spinnen, ihren Körpern und der »Architektur« der verschiedenen Netzarten. Mal vergrößert die Künstlerin einen Spinnenleib bis auf Seitengröße, damit wir selbst die winzigen Klauen und Haare am Ende jedes Spinnenbeins erkennen. Mal hilft uns erst der effektvoll eingesetzte nachtschwarze Seitenhintergrund, den Fangmechanismus hinter Lampenschirmnetzen an Höhlendecken zu verstehen. Gezielt eingesetzte Silberfolie sorgt zudem dafür, dass die Besonderheiten der Netze plastisch hervortreten.

Ein kleiner Bestimmungsführer für Spinnen, ein kurzes Glossar und ein Quellenverzeichnis mit Buchtipps und Weblinks für weitere Recherchen ergänzen dieses formal und inhaltlich außergewöhnliche Kompendium für kleine und große Fans von Spinnentieren – und vor allem für solche, die es werden wollen.

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