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Zivilisationsgeschichte

Das unterhaltsame Buch liefert eine kompakte Bastelanleitung, um die Technik- und Kulturgeschichte der vergangenen 200 000 Jahre schnell neu zu errichten, sollte diese einmal verloren gehen.

Spätestens seit dem Film »Zurück in die Zukunft« weiß man: Zeitmaschinen sind notorisch unzuverlässig. Meist geht irgendetwas schief, und man hängt ungewollt in der Vergangenheit fest. Doch während es Marty McFly in besagtem Film vergleichsweise gut traf – er reiste nur wenige Jahrzehnte zurück –, könnte es einen auch übler erwischen. Plötzlich sitzt man irgendwo im Neolithikum fest, und spätestens dann ist Not am Mann.

Humorvoller Ratgeber

Fürchten braucht man sich vor diesem Fall nun nicht mehr, denn genau hierfür hat der Autor und Programmierer Ryan North einen humorvollen Ratgeber geschrieben. Damit sollte es dem Gestrandeten möglich sein, an jedem Zeitpunkt der vergangen 200 000 Jahre anzuknüpfen, um unsere Zivilisation wieder aufzubauen und es sich in der Vergangenheit relativ bequem einzurichten.

Mit Hilfe dieses fiktiven Szenarios gelingt es Ryan North, dem Leser die Errungenschaften der Menschheit ausgesprochen lebhaft vor Augen zu führen und deren großen Nutzen deutlich zu machen. Das Buch findet sich im Stil irgendwo zwischen »Per Anhalter durch die Galaxis«, einem Survival-Ratgeber à la Rüdiger Nehberg und einem Lexikon wieder. North selbst hat das Buch als Leitfaden und Reparaturanleitung geschrieben: inklusive FAQs für Nutzer von Zeitmaschinen, einem Haftungsausschluss für die (sonst eigentlich recht zuverlässigen) Maschinen sowie hilfreichen Entscheidungsbäumen, um etwa zu bestimmen, in welcher Zeit man gerade gestrandet ist oder welche Technologien man in welcher Reihenfolge erfinden müsste, um einen gewünschten zivilisatorischen Zustand zu erreichen.

Man kann das Buch wie ein Lexikon an jeder Stelle aufschlagen und direkt Interessantes lernen. Es lohnt sich aber, vorne anzufangen, um keinen Entwicklungsschritt der Menschheit zu verpassen. So erarbeitet sich der Leser eine solide technologische Basis, auf der er später aufbauen kann. Sinnvollerweise sollte man beispielsweise als Allererstes die gesprochene und geschriebene Sprache erfinden, ein praktikables Zahlensystem etablieren, eine wissenschaftliche Methode finden und seine Ernährung sichern.

Damit gerüstet kann der Zeitreisende dann voranschreiten und die Zivilisation gezielt wieder aufbauen: von der Domestizierung der wichtigsten Tiere und der Züchtung nützlicher Pflanzen über die Metallverarbeitung, von der Entwicklung der Dampfmaschine und des Fahrrads bis zur Herstellung von Antibiotika und den Grundzügen der Musiktheorie. Der Autor lässt keinen Bereich aus, der unser heutiges Leben bestimmt, und vermittelt dies so spielerisch und lustig, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte – zumal der Stil eines Handbuchs mit direkter Ansprache des Lesers hervorragend funktioniert. So benennt North Kapitel nicht beispielsweise als »Die Entwicklung der Navigation und von Fortbewegungsmitteln«, sondern viel direkter: »Häufige Beschwerden, die mit Technologie gelöst werden können: ›Hier ist es doof und ich will woanders hin‹«

Es folgen praktische Anleitungen zur Entwicklung des Fahrrads, des Kompasses, zur Bestimmung von Längen- und Breitengraden sowie Informationen zur See- und Luftfahrt. Am Ende weiß man, wie man chemisch Wasserstoff herstellt (um Zeppeline zum Fliegen zu bringen) und wie Flugzeuge funktionieren. Hilfreich sind auch die in den Text eingestreuten »Zivilisations-Profitipps«, um Fehler zu vermeiden, die früheren Generationen unterlaufen sind, zum Beispiel »Sich mit Federn zu bekleben ist zum Fliegen weder nötig noch ausreichend, sondern eine Entscheidung, die nur aus Modegründen getroffen werden sollte«. Das erspart ohne Zweifel Zeit und tragische Pannen. Nützlich dürfte auch der Tipp sein: »Es ergeben sich Nachteile daraus, die Grundlagen moderner Wissenschaft und Messung auf einem alten Haufen Metall in einem Glas in Frankreich aufzubauen« – gemeint ist das Urkilo in Frankreich, das im Lauf der Zeit Gewicht verliert, wodurch es sich anbietet, gleich auf eine Naturkonstante zur Gewichtsdefinition zu setzen, wenn man schon mal dabei ist, die Zivilisation neu zu errichten.

Das Buch wird durch einige Anhänge vervollständigt, die sich für Zeitreisende und interessierte Zeitgenossen als hilfreich erweisen könnten – vom Periodensystem über wichtige chemische Substanzen (sowie der Anleitung zu deren Synthese) und Trigonometrietabellen bis hin zur Darstellung der Lage der menschlichen Organe im Köper. Man kann sich dem Klappentext nur anschließen: »Ein wirklich cooles Buch«.

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