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Darwin in aller Kürze

Was wissen wir eigentlich von Charles Darwin? Alle erinnern sich wahrscheinlich an den Biologieunterricht in der Schule. Hier wird Darwins Abstammungslehre im Rahmen der evolutionsbiologischen Lerninhalte in einem Atemzug mit anderen Evolutionsforschern wie Chevalier de Lamarck und Ernst Haeckel abgehandelt. Wer sich aber näher mit Darwin auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass das zu wenig ist. Eve-Marie Engels, Inhaberin des Lehrstuhls für Ethik in den Biowissenschaften an der Universität Tübingen, tritt mit ihrer Kurzbiografie "Charles Darwin" an, dies zu ändern, und sie bringt damit bisher eher unbekannte Seiten des Naturforschers ans Licht.

Schon auf den ersten Seiten stellt die Autorin klar heraus, dass Darwin nicht nur ein Naturforscher war. Vielmehr handelte es sich um ein Multitalent, der es verstand, sich nicht nur blind von seinen Arbeiten leiten zu lassen, sondern auch andere wichtige gesellschaftliche Aspekte mit in seinen Werken einfließen zu lassen. Hierzu zählen vor allem philosophische und theologische Denkansätze. Durch seine Theorie konnte sich die Biologie von der Theologie befreien, gleichzeitig aber auch neue Diskussionen entfachen, die den Grundstein für seine vielen Werke bildeten. Natürlich hat Darwin mit seiner Theorie die Menschheit gespalten: Wie konnte es sein, dass der Mensch als vermeintlich vollendetes Geschöpf Gottes oder auch Krone der Schöpfung in einer Abstammungslinie mit dem Affen steht?

Eine ausgeprägte Literaturrecherche – vor allem der Werke "Origin" und "Descent" – sowie viele Briefe und Notizen, die die Autorin eigens für dieses Buch übersetzt hat, finden in diesem Taschenbuch Verwendung. In sechs ausführlichen Kapiteln erfährt der Leser nicht nur etwas über die Person, das Leben und das Werk Darwins, die Autorin gönnt uns auch noch einen Blick auf die Entstehung der Abstammungstheorie, die Entstehung der Arten, auf Aspekte der evolutionären Anthropologie, den Menschen, dem moralfähigen Tier und schließlich auf die Rezeption. Gerade in diesem letzten Kapitel wird die Position der Darwin'schen Theorie, die den Charakter eines Paradigmas erfährt, nochmals klar festgestellt und ins 20. Jahrhundert geführt. Darwins Denkansätze wurde gerade im letzten Jahrhundert mit neuen Erkenntnissen aus allen wissenschaftlichen Disziplinen in Einklang, und so erfährt die Theorie eine neue Dimension: Zu Recht wird diese auch als "zweite Darwin'sche Revolution" bezeichnet.

Auch im 21. Jahrhundert erfährt die Theorie Darwins viele neue Denkanstöße und Weiterentwicklungen. Vor allem die Bereiche innerhalb der Genetik und die Soziobiologie lassen uns hoffen, dass Darwin nicht aus den Schulen verschwindet, so wie es gerne manche kreationistische Stimmen verlauten lassen. Vielmehr muss seiner Theorie ein besonderer Platz in den Lerninhalten der Schulen eingerichtet werden.

Den Abschluss des Buches bildet ein ausführlicher Anhang, der neben den üblichen Quellenangaben auch eine Zeittafel mit der Kurzvitae von Darwin umfasst. Ein Dank an die Autorin, die es geschafft hat, uns mit Hilfe dieser hervorragenden Literaturrecherche, einen tieferen Einblick in Darwins Leben und Werk zu ermöglichen – und das im Taschenbuchformat!

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