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Und täglich grüßt die Glosse

Als Braunschweig sich im Jahr 2007 mit dem Titel "Stadt der Wissenschaft" schmücken durfte, schrieben eine 15-köpfige Redaktion sowie einige andere Autoren Tag für Tag eine Glosse über den Forschungsalltag der gesamten Region im Internet und in einer lokalen Zeitung. Vom Projektnamen "Und täglich grüßt die Wissenschaft" zum Murmeltier war es dann nur noch ein Katzensprung, schreibt der Redakteur Jens Simon. Alle 304 Kolumnen lassen sich nun mitsamt einem eher sachlichen Begleittext in eben diesem Murmeltier-Buch nachlesen. Neben Universitäten und Museen sorgen beispielsweise auch die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, die Hochschule für Bildende Künste oder das Luftfahrt-Bundesamt für Inhalte.

Entsprechend vielfältig sind die Geschichten. Quadratische Bakterien tummeln sich in "einem Ambiente mit dem Salzgehalt von Sojasauce". Haloquadratum ist platt wie eine Briefmarke und ebenso eckig: 40 mal 40 Mikrometer, schildert die Autorin. Eingebaute Gasbläschen lassen den Exoten willenlos an der Oberfläche der Lauge umhertreiben.

In der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft kann ein neu entwickelter Kuh-Dolmetscher immerhin schon zwischen sieben Rufen unterscheiden – darunter Anliegen wie Hunger, prall gefülltes Euter oder Empfängnisbereitschaft. Den Forschern der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt gelingt es, mittels optischer Verfahren (Interferometer) Krümmungen von Flächen mit einer Genauigkeit von unter einem Nanometer zu messen.

Leider ist das ganze Buch der Handlung des Murmeltier-Films – täglich die gleiche langweilige Geschichte – näher, als ihm liebsein kann. In Braunschweig ist 2007 durchaus wissenschaftlich Interessantes passiert – aber eben nicht, um jeden Tag eine Glosse zu füllen. Für die Zusammenstellung im Buch hätten die Herausgeber die Hinweise auf längst vergangene Ausstellungen und Vorträge, die versteckte Reklame für lokale Forschungseinrichtungen oder die Experimentierlandschaft "phaeno" in Wolfsburg sowie etliche mühsam auf das Thema hingequälte Glossen besser weggelassen. Dann wäre vielleicht auch Platz gewesen für eine etwas detailliertere Beschreibung, die man bei einigen Themen vermisst.

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  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 3/2009

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