Von wegen Weltuntergang
Der Maya-Kalender ist in diesem Jahr ein ständiges Thema in den Medien. Das liegt nicht daran, dass Fernsehen und Zeitungen sich plötzlich für mesoamerikanistische Forschung begeistern, sondern an den immer wieder auftauchenden Gerüchten über einen angeblichen Weltuntergang. Der Kalender der Maya solle am 21. Dezember 2012 enden und dieses Ereignis von großen Umwälzungen, Katastrophen oder gar dem Weltuntergang begleitet werden. Um das angebliche Ende des Maya-Kalenders hat sich eine ganze Geschäftssparte für esoterische und pseudowissenschaftliche Produkte gebildet.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Weltuntergangsprognosen natürlich völliger Unsinn. Und das selbst die Grundlage des 2012-Mythos – das Ende des Maya-Kalenders – nichts mit der Realität zu tun hat, kann man in Nikolai Grubes Buch "Der Dresdner Maya-Kalender" nachlesen. Es ist allerdings kein Weltuntergangsbuch. Der Untertitel lautet "Der vollständige Codex", und genau das bekommt man. Grube, Professor für Altamerikanistik und Ethnologie an der Universität Bonn ist ein ausgewiesener Experte für die Kultur und Geschichte der Maya. In seinem Buch beschreibt er den "Dresdner Codex". Dabei handelt es sich um eine der wenigen erhaltenen Handschriften der Maya. In einer Einleitung von Thomas Bürger, Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden, erfährt man alles über die Geschichte dieses Dokuments. Bürger erklärt, wie es von Mittelamerika nach Dresden kam, wie es die turbulente Vergangenheit Sachsens überstand, und wie man schließlich die Bedeutung des Codex erkannte.
Danach gibt Nikolai Grube eine kurze und verständliche Einleitung in die Kultur der Maya. Er beschreibt ihre Gesellschaft, ihre Religion und ihr Kalendersystem. Grube beschreibt ausführlich, wie der Codex entschlüsselt wurde und welche Bedeutung die Hieroglyphenschrift der Maya hat. Den Haupteil des Buches macht der Codex selbst aus. Jeder der 45 Seiten ist im Buch farbig abgebildet und wird detailliert erklärt.
Das Buch ist ein Fachbuch und keine leichte Lektüre für Zwischendurch. Wer sich amüsante Geschichten über Weltuntergangsprophezeiungen erwartet, wird enttäuscht werden. Wer aber verstehen will, wie die Kultur der Maya wirklich beschaffen war und wissen möchte, warum der Kalender so eine große Rolle in ihrer Religion spielt, der liegt mit Grubes Werk genau richtig. Nach der Lektüre wird man den Maya-Kalender nicht mehr als dunkles Geheimnis mit Weltuntergangspotenzial sehen, sondern als faszinierendes Dokument, das Einblicke in das religiöse, wissenschaftliche und alltägliche Leben einer untergegangenen Kultur bietet.
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