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Kleine Gesten, große Wirkung

Ein wenig verschwörerisch blickt der Theaterregisseur Stefan Spies auf dem Cover drein. Er möchte uns in ein Geheimnis einweihen: wie wir Körpersprache im Beruf erfolgreich einsetzen und nonverbale Signale richtig deuten. Doch es geht ihm nicht um "Verstellung". Körpersprache könne nur glaubwürdig wirken, wenn sie authentisch ist, also der inneren Haltung entspricht, glaubt Spies. Deshalb will er lehren, wie sich beide mit Methoden der modernen Schauspiel- und Regiearbeit beeinflussen lassen.

Nach einer kurzen Einführung behandelt der Coach neun kritische Situationen des Berufslebens, darunter Verhandlungen, Präsentationen, Vorstellungs- und Verkaufsgespräche, aber auch Small Talk. Die Tipps zur Arbeit an der inneren Haltung schwanken dabei zwischen trivial (zur Ablenkung "an etwas Schönes denken") und hilfreich (vor einer Rede "das eigene Motiv klar herausarbeiten"). Überraschende Weisheiten aus der Theaterwelt bietet das Buch jedoch kaum.

Seine Stärken offenbaren sich, wenn der Autor die Wirkung bestimmter Kopf-, Hand- oder Körperhaltungen plastisch schildert. Besonders hilfreich sind dabei die schönen, großzügigen Fotos: Der Autor posiert mal als selbstherrlicher Chef, mal als schüchterner Bewerber und stellt so eindrucksvoll dar, wie kleine Gesten große Wirkung haben können. Schade nur, dass Frauen lediglich als Opfer aufdringlicher Chefs in Aktion treten. Dies wäre vielleicht noch verzeihlich, gäbe es tatsächlich keine Unterschiede zwischen der Körpersprache von Männern und Frauen. Doch dieses Thema klammert der Autor komplett aus.

Für Leser, die sich beruflich auf internationalem Parkett bewegen, wäre außerdem ein interkultureller Vergleich hilfreich gewesen. Überhaupt kommt die mögliche Mehrdeutigkeit nonverbaler Signale zu kurz. Häufig vermittelt Spies sogar den Eindruck, es existiere eine Art universelle Körpersprache, deren Ausdrucksformen man wie Vokabeln lernen könnte. Doch selbst bei einer lehrbuchgemäßen Körpersprache gibt es keine Garantie, dass andere unsere Gesten so interpretieren, wie wir das gerne hätten.

Der Autor bleibt wissenschaftliche Belege ebenso schuldig wie innovative Ansätze zur Arbeit an der inneren Haltung. Sein ansprechendes und angenehm lesbares Buch sensibilisiert aber für die Wirkung der eigenen Körpersprache und bietet gute Hinweise dazu, wie sich nonverbale Signale deuten und gestalten lassen.

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