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Potenz zum Töten

Wir alle sind potenzielle Mörder, glaubt der Kriminalpsychologe David Buss – und dieses fragwürdige Vermögen sei tief in unserer Entwicklungsgeschichte verwurzelt. Ein Blick mit Buss in die Abgründe der menschlichen Seele entlarvt als Urgrund aller Täter-Opfer-Konstellationen immer wieder die Fortpflanzung: den Fortbestand der eigenen Gene zu sichern, und zwar mit dem bestmöglichen Partner. Der Mord aus Eifersucht etwa eliminiert den Konkurrenten, der Ehrenmord soll den Ruf und damit die Reproduktionskraft einer Familie wiederherstellen und der Mord am eigenen Kind einer allzu aufwändigen Investition in den Nachwuchs vorbeugen.

Der Psychologe Buss konstruiert seine evolutionäre Theorie des Mordens überwiegend anhand von Einzelfällen, untermauert sie aber mit vielen Studien. Was er leider nicht ausreichend diskutiert, ist die Gefahr der darwinistischen Perspektive, die Natur des Menschen als Rechtfertigung seiner Taten zu missbrauchen: Wenn der Mord einen evolutionsbiologisch nachvollziehbaren Zweck erfüllt, wird aus einer Potenz schnell eine Lizenz zum Töten. Diese Bedenken ändern allerdings nichts daran, dass dem Leser angesichts der schrecklichen Fallgeschichten ein mehr oder weniger wohliger Schauer über den Rücken läuft.

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  • Quellen
Gehirn&Geist 7–8/2007

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