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Auch für Intelligente geeignet

Eine Buchreihe, die ihre Leser als Dummköpfe bezeichnet, kann eigentlich nicht erfolgreich sein. Aber bei den "…für Dummies"-Büchern ist es so. Nach der themenverwandten Publikation Astronomie für Dummies führt dieses Werk den Leser nun in zwanzig Kapiteln durch die Geschichte(n) des Kosmos. Es ist eine ausführliche, verständliche und ungezwungen humorvolle Führung. Der populäre Schreibstil geht dabei aber nicht auf Kosten der wissenschaftlichen Genauigkeit.

Die Autoren beschreiben die Etappen auf der Reise zu unserem modernen Weltbild und erläutern dabei die revolutionären Erkenntnisse großer Wissenschaftler. Stück für Stück setzen sie das teilchenreiche kosmologische Puzzle zusammen, indem sie Grundbegriffe behutsam erklären. Alternativen zum Urknall- Modell, wie die Steady-State-Theorie, das Mixmaster-Universum, die Lichtermüdung oder Exoten wie das rotierende Universum kommen zu Wort, bevor wir in die Welt der Quantenmechanik eintauchen und die Grundkräfte kennenlernen. Nach einem Inventar der kosmischen Elemente und Objekte, widmet sich je ein eigenes Kapitel der Entstehung des Lebens, der Suche nach außerirdischem Leben und religiösen Schöpfungsszenarien.

Das Werk ist konsequent auf den interessierten Laien ausgerichtet: Eine analogiereiche und metaphorische Sprache begleitet den Leser durch die gesamte Lektüre. Zum Beispiel werden die Grundkräfte und Elementarteilchen mit Darstellern, Text und Regieanweisungen eines Theaterstücks verglichen oder anderweitig Elementarteilchen mit dem Zuschneiden von Pizzastücken auf einer Geburtstagsparty. Schon das Buchcover wartet metaphorisch mit einer der ältesten Menschheitsfragen auf: "Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?" Angenehm ist der sehr ähnliche Schwierigkeitsgrad der einzelnen Kapitel.

Begriffe werden zum Teil mehrfach kurz erklärt und es finden sich regelmäßig Querverweise auf die Kapitel, in denen das jeweilige Thema genauer behandelt wird. Dies ist möglicherweise auch didaktisch gewollt, aber in erster Linie unbedingt nötig, da das Buch kommunikationstechnisch modern daherkommt: Der Leser kann nämlich selbst entscheiden, wo er mit der Lektüre beginnen möchte und in welcher Reihenfolge er die Themen konsumiert, denn jedes Kapitel ist in sich geschlossen. Kurze, bekömmliche Textblöcke, die an den Boulevardmedien-Look erinnern, verhindern eine Ermüdung beim Lesen. Die Kürze der thematischen Blöcke kombiniert mit verständlichen Zwischentiteln verleiht dem Buch den Charakter eines Nachschlagewerks.

Das Glossar steht nicht – wie in Fachbüchern üblich – auf den letzten Seiten, sondern gleich zu Beginn. Auch dies ist für das Zielpublikum sinnvoll, da zentrale Begriffe wahrgenommen werden, bevor man zu lesen beginnt. Was dem Buch fehlt, ist eine weiterführende Bibliografie für Interessierte, die sich gerne zusätzliche Informationen holen möchten. Zahlen sind immer beliebte Fehlerquellen und so gelingt es auch diesem, ansonsten sorgfältig ausgearbeiteten Buch, nicht gänzlich ohne falsche Zahlenangaben auszukommen. So wird die Entfernung, die einem Lichtjahr entspricht, wiederholt mit Milliarden statt mit Billionen Kilometer angegeben und die Dichte des Universums unmittelbar nach dem Urknall mit unvorstellbaren 1094 Gramm pro Kubikzentimeter betitelt. Die Temperatur habe dabei 1032 Kelvin betragen. Gemeint sind natürlich 10 hoch 94 Gramm und 10 hoch 32 Kelvin. Außerdem zeige die WMAP-Karte der kosmischen Hintergrundstrahlung 1,3 Milliarden alte Temperaturfluktuationen. Korrekt wären hier wohl 13 Milliarden Jahre. Die Bildergalerie ist für ein populäres Buch etwas spärlich und scheinbar unstrukturiert ausgefallen.

Insgesamt überzeugt das Buch aber und ist sicherlich nicht nur für vermeintliche Dummköpfe geeignet, sondern auch für Wissenschaftler oder Wissenschaftsjournalisten, um zu lernen, wie sich komplexe Sachverhalte verständlich und unterhaltsam erklären lassen.

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  • Quellen
Sterne und Weltraum 01/2011

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