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Auf der imaginären Couch

Bei einer Gedenkrede auf ihren verstorbenen Vater beginnen die Arme und Beine der Schriftstellerin Siri Hustvedt plötzlich zu zucken. Doch ihre Stimme und ihr Denkvermögen bleiben klar; völlig ruhig spricht sie weiter. Solche Zwischenfälle erlebt sie in den folgenden Jahren immer wieder. Um die Ursachen aufzuspüren, unterzieht sich Hustvedt einer imaginären "Neuropsychoanalyse".

Auf der Suche nach den Narben ihrer Seele erkundet sie die Geschichte von Psychiatrie und Hirnforschung und sucht nach den Brücken zwischen Gehirn und Geist. Gekonnt verwebt die Schriftstellerin Bilder aus ihrer Kindheit mit neurophilosophischen Fragen und wissenschaftlichen Befunden.

Aber ob ihr mysteriöses Leiden nun Hysterie, Epilepsie oder das Resultat verdrängter Trauer ist: Jede Diagnose erfasse immer nur einen Teil der Wirklichkeit, so die Autorin. Und so wendet sie sich wieder und wieder neuen Erkrankungen zu, auch wenn diese manchmal nur entfernt etwas mit dem Problem zu tun zu haben scheinen. Die Mühsal und Vergeblichkeit dieses Unterfangens macht aus der Lektüre auch für den Leser einen Kraftakt. "Kann eine Geschichte jemals wahr sein?", fragt Hustvedt und liefert die Antwort gleich selbst: Sie werde zumindest immer Lücken und Brüche haben.

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  • Quellen
Gehirn&Geist 04/2010

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