Biografie eines Barbaren
Zum "Mann des Jahrtausends" kürte die Washington Post 1999 den Mongolenfürsten Dschingis Khan, denn er verkörpere "die Doppelsinnigkeit der menschlichen Rasse, das Grausame und das Zivilisierte". Ein Urteil, das einem im Lauf von Jahrhunderten entstandenen Mythos Rechnung trug. Barbarischer Eroberer, Begründer eines Weltreichs, Vater der mongolischen Eigenstaatlichkeit – einander oft widersprechende Schriftquellen machen es niemandem leicht, Leben und Wirken Dschingis Khans (um 1162 – 1227) zu rekonstruieren.
Der italienische Archäologen und Mittelalterhistoriker Vito Bianchi hat es versucht, doch leider erweist er sich der Aufgabe nicht gewachsen. Zwar bindet er sachgemäß das Leben des Fürsten in den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Steppennomaden des 12. und 13. Jahrhunderts ein; stellt auch den Bezug zu den zentralasiatischen Vorläufern der Mongolen her. Zwar lassen sich Klischees wie "Katzenaugen" und "Krummsäbel- Beine" mit dem populären Charakter des Buchs entschuldigen. Befremdend aber wirkt es auf Experten, wenn Bianchi historische Quellen im falschen kulturellen und zeitlichen Kontext zitiert. Ein besonders peinliches Beispiel: Zur "Regentschaft vom Pferderücken" aus riet nicht der Uigurenfürst Tatatunga, damit sich Dschingis Khan staatsmännischer gebärde. Diese berühmte Mahnung stammt vielmehr aus einer chinesischen Denkschrift an einen Nachkommen des Khans. Übrigens – die in diesem Buch gern genutzte Bezeichnung "Blaue Horde" für die Mongolen war damals nicht gebräuchlich, ebenso wenig sprach man von Mandschuren. Und: Tungusisch ist keine Mundart, sondern ein Zweig der altaischen Sprachgruppe; Filz wird nicht aus Fell, sondern aus Wolle hergestellt; ein Elfenbeinstab als Zeichen mongolischer Königswürde ist aus jener Zeit nicht belegt. Dazu kommt ein wildes Durcheinander bei der Umschrift chinesischer und mongolischer Bezeichnungen. Fazit: Dieses Werk bedarf der gründlichen Überarbeitung.
Der italienische Archäologen und Mittelalterhistoriker Vito Bianchi hat es versucht, doch leider erweist er sich der Aufgabe nicht gewachsen. Zwar bindet er sachgemäß das Leben des Fürsten in den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Steppennomaden des 12. und 13. Jahrhunderts ein; stellt auch den Bezug zu den zentralasiatischen Vorläufern der Mongolen her. Zwar lassen sich Klischees wie "Katzenaugen" und "Krummsäbel- Beine" mit dem populären Charakter des Buchs entschuldigen. Befremdend aber wirkt es auf Experten, wenn Bianchi historische Quellen im falschen kulturellen und zeitlichen Kontext zitiert. Ein besonders peinliches Beispiel: Zur "Regentschaft vom Pferderücken" aus riet nicht der Uigurenfürst Tatatunga, damit sich Dschingis Khan staatsmännischer gebärde. Diese berühmte Mahnung stammt vielmehr aus einer chinesischen Denkschrift an einen Nachkommen des Khans. Übrigens – die in diesem Buch gern genutzte Bezeichnung "Blaue Horde" für die Mongolen war damals nicht gebräuchlich, ebenso wenig sprach man von Mandschuren. Und: Tungusisch ist keine Mundart, sondern ein Zweig der altaischen Sprachgruppe; Filz wird nicht aus Fell, sondern aus Wolle hergestellt; ein Elfenbeinstab als Zeichen mongolischer Königswürde ist aus jener Zeit nicht belegt. Dazu kommt ein wildes Durcheinander bei der Umschrift chinesischer und mongolischer Bezeichnungen. Fazit: Dieses Werk bedarf der gründlichen Überarbeitung.
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