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Eierförmig, Lanzettlich oder Nierenförmig?

Gleich vorweg: "Flora der Gehölze" von Andreas Roloff und Andreas Bärtels ist etwas für versierte Laien und Fachleute, nichts für Leute, die nur mal schnell blättern und anhand von bunten Bildern vergleichen möchten. Etwas Mühe und Lernbereitschaft sind gefragt, aber wer gewillt ist, sich näher mit der Pflanzenbestimmung zu befassen und sich darauf einlässt, herauszufinden, ob ein zu bestimmendes Blatt nun gesägt oder gezähnt beziehungsweise gefiedert oder tief fiederig eingeschnitten ist, der ist mit Buch gut beraten.

In dem trotz seiner 800 Seiten handlichen Lexikonband mit fast 2400 Zeichnungen werden mehr als 2000 heimische und nichtheimische Gehölzarten detailliert beschrieben. Angeblich soll man anhand dieser ausführlichen Arten- und Sortenbeschreibungen und mithilfe der Bestimmungsschlüssel sogar rund 4000 der in Mitteleuropa in Garten, Wald und Park kultivierten Laub- und Nadelgehölze sowie die Bambus-Arten sicher und eindeutig identifizieren können – nachprüfen wird dies aber wohl kein Leser.

Die Bestimmungsschlüsseln dienen zum einen der Bestimmung von Gattungen und Arten anhand von vegetativen Merkmalen (vorne im Buch zu finden), zum anderen – und das ist neu in dieser Auflage und ungewöhnlich – gibt es am Ende einen Schlüssel zur Bestimmung von Gattungen sommergrüner Gehölze nach Knospen und Zweigen. Doch zunächst geht es im mehrteiligen Einleitungskapitel um Nomenklatur und Systematik. Man erfährt etwas über die hierarchische Gliederung von Familie, Gattung, Art und Unterart. Die wichtigsten Fachbegriffe wie Wuchsform, Kronenform, Spross, Knospe, Blattstellung und -form, Blüte und Blütenstand oder Frucht werden anhand von Zeichnungen erläutert. Anschließend geht es um die Zuordnung der Gehölze zu Winterhärtezonen und verschiedenen Lebensbereichen – zum Beispiel Moor- und Sumpfgehölze, Steppengehölze oder artenreiche Wälder und Gehölzgruppen. Eine Liste gefährdeter und geschützter Gehölzarten schließt dieses grundlegende Einleitungskapitel ab.

Einfacher ist es, wenn man zumindest grob weiß, womit man es zu tun hat – etwa mit einem Acer (Ahorn) oder einem Ilex (Stechpalme) –, denn dann findet man direkt unter dem Schlagwort spezifische Bestimmungsschlüssel für die Gattungen. Die Beschreibungen im Hauptteil des Lexikons erfolgen in alphabetischer Anordnung nach lateinischen Namen, doch es gibt im Anhang ein Register mit den deutschen Namen. Abgesehen von der Namensgebung gibt es Informationen zu Habitus, Blättern, Blüten, Früchten, Verbreitung und Verwendung sowie gegebenenfalls zu Arten und Unterarten in unterschiedlicher Ausführlichkeit. Löblicherweise wurden auch Gartensorten berücksichtigt.

Das Schlusskapitel bildet der Winterbestimmungsschlüssel mit ausführlicher Darstellung der Knospen und einem Artregister mit Querverweisen auf die entsprechenden Zeichnungen. Die ebenfalls beigefügte Fachliteratur-Liste hört leider 2004 auf. In den Buchklappen befinden sich farbige Karten mit den Winterhärtezonen für Gehölze in Europa (vorn) und zu Mitteleuropa (hinten), und beigelegt ist ferner ein loses Blatt mit den verwendeten Abkürzungen und Symbolen sowie einer Tabelle zu Lebensbereichen, Boden- und Klimafaktoren und Wuchsgruppen.

Kurzum, das von Andreas Roloff und Andreas Bärtels verfasste und kürzlich in ergänzter Neuauflage erschienene Buch darf in den Bücherregalen von Biologen und Botanikern nicht fehlen – und auch interessierte Hobbybotaniker und -Gärtner sollten es sich zulegen.

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