Sexualkunde mit Witz
Die Pflanzenwelt zeigt sich höchst erfinderisch, wenn es um die Vermehrung und damit den Erhalt ihrer unzähligen Arten geht. In seinem Buch "FortPflanzen" hat sich Autor Thomas Miedaner daran gemacht, den vielen natürlichen Strategien beim Pflanzensex auf die Schliche zu kommen. Außerdem beleuchtet er, auf welche Weise der Mensch bei der Pflanzenzucht mitmischen will. Herausgekommen ist ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Stück Biologie.
Die Frage nach Sinn und Zweck der sexuellen Fortpflanzung stellt sich vor allem im Pflanzenreich, wo es sowohl Vertreter der ungeschlechtlichen als auch der geschlechtlichen Vermehrung gibt. Beides hat seine Vor- und Nachteile, die Miedaner im ersten Teil des Wissenschaftsbuches vorstellt. Für die asexuelle (vegetative) Fortpflanzung spricht vor allem die Geschwindigkeit: Ohne Männchen kann eine Generation doppelt so schnell anwachsen, da alle Nachkommen weiblich sind und sich erneut vermehren könnten. Gräser, aber auch Kartoffeln und Erdbeeren nutzen in der Regel diesen Weg.
Bei allen höheren Pflanzen findet man dagegen auch Sex, trotz des höheren Energieaufwands. Schließlich wächst die Chance auf widerstandsfähige Individuen, wenn die Gene zweier Elternteile kombiniert werden, schreibt Miedaner. Hier informiert er zunächst über den klassischen Aufbau von Blüten mit Griffel, Narbe, Staubbeutel und so weiter – als Voraussetzung für erfolgreichen Sex. Manchmal sind diese Geschlechtsmerkmale brav auf eine männliche und eine weibliche Pflanze verteilt, während bei den Hermaphroditen eine Pflanze beide zugleich trägt. Und manchmal wechselt das Geschlecht auch je nach Bedarf. In der Mehrheit bevorzugten Pflanzen zur Fortpflanzung fremden Pollen. Doch was tun Zwitter wie Hanf, Hopfen und andere, um Selbstbefruchtung und Inzucht zu vermeiden? Der Autor hat gleich mehrere Methoden ausfindig gemacht: Beispielsweise gibt es Pflanzen, die morgens männlich und nachmittags weiblich sind. Zu dieser Gruppe gehört etwa der Rittersporn, der innerhalb von Stunden oder Tagen eine Umwandlung von männlich zu weiblich durchläuft.
Besonders verblüffend sind auch Miedaners Beispiele, wie die standortfesten Pflanzen ihre Bestäuber anlocken: Für Bienen und Hummeln gilt eine Blüte umso attraktiver, je mehr Nektar sie hergibt. So produziert das einst exotische Indische Springkraut extrem viel und leckeren Nektar, so dass die Insekten es den heimischen Arten vorziehen. Sogar Betrugsstrategien hat sich die Natur erdacht – etwa die Sexualtäuscher-Orchideen. Indem die Schönheiten aussehen wie ein Bienenweibchen, ziehen sie Drohnen an, die die Blüten befruchten und dabei selbst sexuellen Frust ernten. Sogar Pflanzengifte nehmen indirekt Einfluss auf die Fortpflanzung: Eigentlich bilden Pflanzen sie zum Schutz vor Insektenfraß, doch würden beispielsweise männliche Monarchfalter diese, für andere giftigen, Alkaloide sammeln und daraus Pheromone als Lockmittel für ihre Weibchen bilden.
Dem Zwischenreich der Pilze widmet er ebenfalls einige Kapitel, wiederum mit Schwerpunkt auf deren Wege zur Arterhaltung. Unter anderem stellt er den Phallischen Pilz vor, der tatsächlich wie ein männlicher Penis aussieht und eine stinkende Gallerte voller Spermien produziert. Insekten jedoch verzehren diese Gallerte mit Vorliebe und sorgen so für die Verbreitung der Pilze. Den Bogen zurück zu den eigentlichen Pflanzen schlägt der Autor mit den Anthurien: Sie warten ebenfalls mit phallischen Gebilden auf, diesmal jedoch sind sie eine Art Lebendfalle für Bestäuber.
Der zweite Teil des Buches trägt die Überschrift "Manipulierte Geschlechter". Darin geht es um die Art und Weise, wie der Mensch in das natürliche Fortpflanzungsgeschehen eingreift – etwa durch die Kastration von Blüten und gezielte Kreuzung, weshalb es heute übrigens nur noch männlichen Spargel gibt, oder durch Pfropfen und erzwungene Klonbildung. Miedaners Überblick reicht bis zu den modernsten Methoden, der Mikrovermehrung im Labor und der Gentechnik. Auch auf einige ihrer Nachteile oder Risiken geht er ein, beispielsweise auf den leichten und massiven Befall mit Krankheiten. Wildpflanzen erweisen sich oftmals viel widerstandsfähiger, schreibt Miedaner und warnt davor, die genetische Vielfalt völlig verschwinden zu lassen.
Was früher in der Schule unter dem trockenen Thema "Biologie der Pflanzen" auswendig gebüffelt wurde, erscheint in dem Buch in einem amüsanten, nicht selten leicht anzüglichen Bild. Der Autor traut sich den Vergleich mit menschlichen Sexualorganen und wählt auch entsprechende Worte, etwa "Gelüste" oder "sich steif in die Luft reckende Pollensäcke". So wie bereits die Überschriften Witz haben, laden auch die vielen Karikaturen zum Schmunzeln ein. Der Stil wird aber umso ernsthafter, je komplizierter ein Sachverhalt ist. Stets sind Miedaners Erläuterungen, die immer wieder mit farbigen Fotografien veranschaulicht werden, gut verständlich.
Die Frage nach Sinn und Zweck der sexuellen Fortpflanzung stellt sich vor allem im Pflanzenreich, wo es sowohl Vertreter der ungeschlechtlichen als auch der geschlechtlichen Vermehrung gibt. Beides hat seine Vor- und Nachteile, die Miedaner im ersten Teil des Wissenschaftsbuches vorstellt. Für die asexuelle (vegetative) Fortpflanzung spricht vor allem die Geschwindigkeit: Ohne Männchen kann eine Generation doppelt so schnell anwachsen, da alle Nachkommen weiblich sind und sich erneut vermehren könnten. Gräser, aber auch Kartoffeln und Erdbeeren nutzen in der Regel diesen Weg.
Bei allen höheren Pflanzen findet man dagegen auch Sex, trotz des höheren Energieaufwands. Schließlich wächst die Chance auf widerstandsfähige Individuen, wenn die Gene zweier Elternteile kombiniert werden, schreibt Miedaner. Hier informiert er zunächst über den klassischen Aufbau von Blüten mit Griffel, Narbe, Staubbeutel und so weiter – als Voraussetzung für erfolgreichen Sex. Manchmal sind diese Geschlechtsmerkmale brav auf eine männliche und eine weibliche Pflanze verteilt, während bei den Hermaphroditen eine Pflanze beide zugleich trägt. Und manchmal wechselt das Geschlecht auch je nach Bedarf. In der Mehrheit bevorzugten Pflanzen zur Fortpflanzung fremden Pollen. Doch was tun Zwitter wie Hanf, Hopfen und andere, um Selbstbefruchtung und Inzucht zu vermeiden? Der Autor hat gleich mehrere Methoden ausfindig gemacht: Beispielsweise gibt es Pflanzen, die morgens männlich und nachmittags weiblich sind. Zu dieser Gruppe gehört etwa der Rittersporn, der innerhalb von Stunden oder Tagen eine Umwandlung von männlich zu weiblich durchläuft.
Besonders verblüffend sind auch Miedaners Beispiele, wie die standortfesten Pflanzen ihre Bestäuber anlocken: Für Bienen und Hummeln gilt eine Blüte umso attraktiver, je mehr Nektar sie hergibt. So produziert das einst exotische Indische Springkraut extrem viel und leckeren Nektar, so dass die Insekten es den heimischen Arten vorziehen. Sogar Betrugsstrategien hat sich die Natur erdacht – etwa die Sexualtäuscher-Orchideen. Indem die Schönheiten aussehen wie ein Bienenweibchen, ziehen sie Drohnen an, die die Blüten befruchten und dabei selbst sexuellen Frust ernten. Sogar Pflanzengifte nehmen indirekt Einfluss auf die Fortpflanzung: Eigentlich bilden Pflanzen sie zum Schutz vor Insektenfraß, doch würden beispielsweise männliche Monarchfalter diese, für andere giftigen, Alkaloide sammeln und daraus Pheromone als Lockmittel für ihre Weibchen bilden.
Dem Zwischenreich der Pilze widmet er ebenfalls einige Kapitel, wiederum mit Schwerpunkt auf deren Wege zur Arterhaltung. Unter anderem stellt er den Phallischen Pilz vor, der tatsächlich wie ein männlicher Penis aussieht und eine stinkende Gallerte voller Spermien produziert. Insekten jedoch verzehren diese Gallerte mit Vorliebe und sorgen so für die Verbreitung der Pilze. Den Bogen zurück zu den eigentlichen Pflanzen schlägt der Autor mit den Anthurien: Sie warten ebenfalls mit phallischen Gebilden auf, diesmal jedoch sind sie eine Art Lebendfalle für Bestäuber.
Der zweite Teil des Buches trägt die Überschrift "Manipulierte Geschlechter". Darin geht es um die Art und Weise, wie der Mensch in das natürliche Fortpflanzungsgeschehen eingreift – etwa durch die Kastration von Blüten und gezielte Kreuzung, weshalb es heute übrigens nur noch männlichen Spargel gibt, oder durch Pfropfen und erzwungene Klonbildung. Miedaners Überblick reicht bis zu den modernsten Methoden, der Mikrovermehrung im Labor und der Gentechnik. Auch auf einige ihrer Nachteile oder Risiken geht er ein, beispielsweise auf den leichten und massiven Befall mit Krankheiten. Wildpflanzen erweisen sich oftmals viel widerstandsfähiger, schreibt Miedaner und warnt davor, die genetische Vielfalt völlig verschwinden zu lassen.
Was früher in der Schule unter dem trockenen Thema "Biologie der Pflanzen" auswendig gebüffelt wurde, erscheint in dem Buch in einem amüsanten, nicht selten leicht anzüglichen Bild. Der Autor traut sich den Vergleich mit menschlichen Sexualorganen und wählt auch entsprechende Worte, etwa "Gelüste" oder "sich steif in die Luft reckende Pollensäcke". So wie bereits die Überschriften Witz haben, laden auch die vielen Karikaturen zum Schmunzeln ein. Der Stil wird aber umso ernsthafter, je komplizierter ein Sachverhalt ist. Stets sind Miedaners Erläuterungen, die immer wieder mit farbigen Fotografien veranschaulicht werden, gut verständlich.
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