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Von Dürer zum Computertomografen

Vor 500 Jahren studierte ein junger Künstler namens Albrecht Dürer Gestalt, Proportionen und Bewegungen des menschlichen Körpers. In seinem 1528 erschienenen Werk "Hierinn sind begriffen vier Bücher von menschlicher Proportion" bildete Dürer erstmalig den menschlichen Körper und seine Bewegungen mit Hilfe mathematischer Erkenntnisse ab.

Diese Anekdote erfährt der Leser in dem aufwändigen Farbbildband "Fortschritte in der Medizin durch Wissenschaft und Technik" von Andras Gedeon, einem schwedischer Physiker und Mediziningenieur. Er ist Mitglied der Königlich-Schwedischen Akademie der Technischen Wissenschaften und sammelt enthusiastisch Lektüre aus den Bereichen Geschichte der Wissenschaft, Technik und Medizin.

Mit Dürer beginnt Gedeons Erzählung, in der der Leser auf eine Reise in die Geschichte geschickt wird, die sich auf ein halbes Jahrtausend Medizintechnik erstreckt. Denn zu Dürers Zeiten kam es zu einem wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der wissenschaftlich-technischen Medizin: Damals löste sie sich allmählich von der Viersäftelehre des Hippokrates ab, die annahm, dass die Ausgewogenheit von vier Säften – gelbe und schwarze Galle, Blut und Schleim – eine Grundvoraussetzung für Gesundheit sei.

Dürers Werk ist eine von 99 Publikationen, die Gedeon in seinem Buch vorstellt. Auf diese Weise präsentiert er bedeutende naturwissenschaftliche Fortschritte, die letztendlich in unser jetziges Medizinsystem mündeten. Für das Buch sammelte Gedeon Handschriften, Zeichnungen, Fotografien und Originalpublikationen in der ganzen Welt. So führen ein Bild des Wissenschaftlers, sein Lebenslauf, Seiten aus der Originalpublikation (beispielsweise von Dürer, Mendel, Doppler, Pasteur, Helmholtz, Curie oder Röntgen) und Bilder aus der jeweiligen Epoche den Leser zurück in eine ferne Zeit, in der die Erkenntnis gewonnen wurde. Der Leser kann nun die Publikation in ihr zeitliches Umfeld einordnen und weiß ihre Bedeutung für die weitere wissenschaftliche Entwicklung zu schätzen. Dem Leser ist zudem bekannt, wie schwierig es zu früheren Zeiten gewesen sein muss, die "Wahrheit" zu finden. Wie heute spielten bereits damals Erkenntnisse aus anderen Forschungszweigen eine wichtige Rolle auf dem Weg zum Erfolg.

Das Buch ist verständlich geschrieben und richtet sich sowohl an medizinisch als auch an historisch interessierte Laien. Besonders unter Ärzten, Apothekern, Chemikern, Physikern und anderen Naturwissenschaftlern dürfte das Buch Beachtung finden.

Kritische Äußerungen findet man in dem Buch allerdings nicht. Auch erfährt der Leser nicht viel über Probleme auf dem Weg zum Erfolg. Dennoch gewinnt man wichtige Erkenntnisse – etwa, wie eng Wissenschaft und Medizin in ihrer Geschichte und Entwicklung miteinander verwoben sind. Wie heute hat auch in früheren Zeiten die technologische Entwicklung grundlegenden Einfluss auf die Art gehabt, in der Ärzte praktisch tätig sind und waren. Erst durch den technischen Fortschritt wurden eine Lebensqualität und eine Lebenserwartung erreicht, wie man sie in vergangenen Zeiten nicht für möglich gehalten hätte.

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