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Häuslebauer mit Schnabel

Ob samtweicher Hängebeutel, getöpferte Lehmschalen oder bühnenartig geformte Lauben mit buntem Zierrat: Die Vielfalt der Vogelnester ist fast so groß wie die ihrer Erbauer selbst. Während den Vögeln selbst mittlerweile bereits unzählige Bücher aller Art gewidmet wurden, hat sich bislang noch kaum ein Autor der Kunst des Nestbaus gewidmet – zumindest nicht im deutschsprachigen Raum mit einem locker geschriebenen Sachbuch.

Der Haupt Verlag schließt nun die Lücke: mit einer Übersetzung von Peter Goodfellows Buch "Gefiederte Architekten". Es ist eine Hommage an die Vögel als Baumeister, die neben den Menschen wohl die Kunst des "Häuslebauens" im Tierreich perfektioniert haben, obwohl ihnen außer dem Schnabel und den Zehen keine Werkzeuge zur Verfügung stehen.

In insgesamt zwölf Kapiteln stellt der Autor und Ornithologe die verschiedenen Nestbautypen vor: Angefangen von simplen Nestmulden, wie sie Watvögel oder der Strauß in den Boden scharren, über die Baumhöhlen und Erdröhren der Spechte und Eisvögel oder die Lehmnester der Schwalben bis hin zu den Meisterwerken der Laubenvögel zeigt Goodfellow die ganze Bandbreite der Brutplätze – denn Vögel nutzen die Nester überwiegend nur zur Eiablage und die Aufzucht der Jungen, nicht aber als Schlafplatz.

In jedem Kapitel zeigt Goodfellow dann anhand von Skizzen und zahlreicher Bilder, wo und wie verschiedene Arten ihre Nester bauen und gestalten, woher sie das Nistmaterial beziehen, wie sie die Nester belüften oder schmücken. Mit viel Liebe zum Detail erfährt der Leser Dinge, die ihm vorher wahrscheinlich völlig unbekannt waren – etwa welch wichtige Rolle Spinnenseide spielt, die vielen Bauwerken erst den notwendigen Kitt verleiht. Der zu den Schreitvögeln gehörende Hammerkopf wiederum drapiert Schlangenhäute, Müll, Aas und Kot auf dem Dach seines Nests – warum weiß niemand so recht. Das Thermometerhuhn vergräbt seine Eier in der Erde und lässt sie von der Wärme darin ausbrüten, wobei es die Temperatur konstant regelt und Material zufügt oder abträgt, wenn es nötig ist. Und interessant ist vor allem auch das Kapitel über die essbaren Nester: die aus Speichelzement aufgebauten Bauwerke der asiatischen Salanganen, die zur so genannten Schwalbennestersuppe verarbeitet werden – eine teure Delikatesse in Chinarestaurants.

Das Buch besticht dabei nicht nur durch seine Liebe zum Detail, sondern vor allem auch durch die zahlreichen Bilder und Skizzen. Nach der Lektüre wird man Vogelnester mit ganz anderen Augen betrachten. Für Naturfreunde ist es daher sehr empfehlenswert.

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