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Die Menschenwürde im Blick

Was Psychologen über Menschenrechte wissen sollten

Was haben Menschenrechte und Psychologie gemeinsam? So einiges! Diese Tatsache ist Gegenstand des Sammelbands, herausgegeben und verfasst von Persönlichkeiten aus der Psychologie und den Menschenrechten. Ziel ist es, in der Psychologie das Bewusstsein für Menschenrechte zu stärken, Psychologinnen und Psychologen dazu zu ermutigen, diese aktiv in den Arbeitsalltag einzubringen, und zu ergründen, wie man sie in Menschenrechten schulen könnte.

Psychologische Arbeit und Forschung beschäftigt sich mit dem Wohlbefinden von Menschen. Die Psychologie lässt sich demnach nicht nur von den Menschenrechten beeinflussen, sondern kann und muss auch selbst einen Beitrag zur Festigung und zum Erhalt der Menschenrechte leisten. So erforscht sie wichtige menschliche Bedürfnisse und die Konsequenzen, die aus einer Missachtung der Bedürfnisse resultieren. Gleichzeitig bedeutet psychologische Arbeit Kontakt mit Menschen, deren Rechte bedroht sind oder verletzt wurden. Etwa bei der Aufarbeitung sexueller Gewalt an Frauen im Bosnienkrieg, wo diese Art der Gewalt massenweise als Kriegsmittel eingesetzt wurde.

Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes

Das Wirken von psychologischen Fachkräften endet nicht bei ihren Klienten – sondern verändert indirekt auch die Gesellschaft. Dadurch hat ihre Arbeit das Potenzial, soziale Missstände aufzuheben und das Zusammenleben von Menschen zu verbessern. Im Bereich der Kinderrechte helfen psychologische Elterntrainings, Rechte von Kindern zu schützen, beispielsweise das auf Entwicklung. Sie können aber auch auf Systeme einwirken und Institutionen schaffen, die diese Rechte gewährleisten. In allen Fachbereichen der Psychologie spielen Menschenrechte bei der täglichen Arbeit eine entscheidende Rolle. Im klinischen Bereich ist hier das Recht auf Selbstbestimmung psychiatrisch erkrankter Menschen anzuführen, im Bereich der Arbeitspsychologie das Recht auf menschenwürdige Arbeit und Inklusion.

Dass in dem Werk 32 Expertinnen und Experten aus 18 Ländern zu Wort kommen, hat Vor- und Nachteile: Einerseits macht es das komplexe Thema geradezu notwendig, möglichst viele Perspektiven von Menschen unterschiedlichster Herkunft zu berücksichtigen, was das Buch auch bereichert. Andererseits geht das teilweise zu Lasten der einzelnen Artikel, die manchmal gekürzt und unvollständig wirken und keinen Bezug zu den anderen Artikeln nehmen. Positiv ist, dass die Aussagen der Autoren überwiegend verständlich, fundiert und praxisnah sind.

Das Buch richtet sich eindeutig an psychologische Fachkräfte und jene, die es werden wollen. Wer schon Hintergrundwissen besitzt, hat es leichter, sonst könnten einen einige der Inhalte überfordern. Außerdem wäre es sinnvoll gewesen, die wichtigsten Aussagen eines Beitrags jeweils am Ende zusammenzufassen und an dieser Stelle auch weiterführende Materialien und Links zu präsentieren statt ganz am Ende. Durch diese Mängel eignet sich das Werk nur bedingt als Lehrbuch an Universitäten. Zudem liefert es zwar Anstöße, wie man Wissen über Menschenrechte im Studium vermitteln könnte, die Umsetzung bleibt jedoch jedem Einzelnen überlassen.

Die Perspektive der Menschenrechte wird in der psychologischen Ausbildung oft vernachlässigt. Daher schließt dieser Band eine wichtige Lücke, wenngleich die Umsetzung leser- und lernfreundlicher sein könnte.

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