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Jupiter richtig beobachten

Dem Anfänger das Rüstzeug für fundierte erste Beobachtungen am Teleskop zu vermitteln und dem fortgeschrittenen Amateur moderne und wissenschaftlich relevante Beobachtungs- und Datenverarbeitungsmethoden nahezubringen, das ist laut Autor der Anspruch dieses Buchs. Es ist, wie der Titel schon verrät, in zwei Teile untergliedert: einen allgemeinen Teil über die Charakteristika des Planeten als solchen und einen zweiten Teil, der sich detailliert mit den verschiedenen Beobachtungsmethoden auseinandersetzt.

Um eine gemeinsame Sprache mit dem Leser zu finden, führt der Autor im ersten Teil zunächst in die Nomenklatur der Jupiteratmosphäre ein und erklärt die verwendete Terminologie. Daran schließt eine ausführliche Besprechung der Zonen und Bänder in der Atmosphäre an. Dabei werden die einzelnen Regionen nicht, wie das häufig der Fall ist, abstrakt und schematisch abgehandelt. Stattdessen verdeutlicht der Autor die vielfältigen Erscheinungen in der Atmosphäre des Jupiter und ihre Dynamik anhand zahlreicher hoch aufgelöster Bilder auf eindringliche Weise. Dass der Autor für die Illustrationen auf die derzeit besten Amateuraufnahmen zurückgreifen konnte, verleiht diesem Buchabschnitt eine ganz besondere Qualität. Dem Autor gelingt es allerdings nicht immer, den Bezug zu aussagekräftigen Amateuraufnahmen herzustellen, wie etwa bei der Beschreibung von Störungen in der Südlichen Tropischen Zone (STrZ-Disturbation) oder den Veränderungen im Großen Roten Fleck. Dem sehr positiven Gesamteindruck schadet dies aber nicht weiter.

Im Anschluss an die Beschreibung der mannigfaltigen Wolkenbildungen geht der Autor noch kurz auf globale Strömungen, Höhenwinde und Farben der Bänder und Zonen ein, bevor er sich ausführlich der Chemie und der vertikalen Struktur der Jupiteratmosphäre widmet. Obwohl sich dieser Aspekt der Amateurbeobachtung weitgehend entzieht, denn die dargelegten Erkenntnisse wurden vor allem von Raumsonden gewonnen, erhält der Amateurbeobachter grundlegende Informationen, die zum Verständnis der eigenen Beobachtungen relevant sind.

Da der Autor am Ende des Kapitels aufzeigt, welche Möglichkeiten sich dem Amateur heute schon in erweiterten Spektralbereichen wie beispielsweise dem Methanband bieten, eröffnet er zugleich auch Perspektiven für zukünftige Beobachtungen. Einem Kapitel, das sich mit dem Aufbau der elektromagnetischen Umgebung des Jupiter und ihren Auswirkungen auf sein System beschäftigt, folgt eine eingehende Besprechung der Jupitermonde.

Im zweiten Teil des Buchs beschäftigt sich der Autor mit der Beobachtungspraxis und geht zunächst auf die erforderliche Ausrüstung für Planetenbeobachter ein. Sowohl verschiedene Teleskopgrößen und -typen als auch Montierungen werden dabei diskutiert und geeignete Filter für die visuelle Beobachtung vorgestellt. Die Einflüsse von Wetter und irdischer Atmosphäre werden in diesem Zusammenhang ebenfalls angesprochen.

Im letzten Kapitel widmet sich das Buch schließlich der Auswertung der Beobachtungen. Dabei erhält der Anfänger detaillierte Hinweise und viele Anregungen zum Anfertigen von Zeichnungen und Beobachtungsprotokollen, Helligkeits- und Farbschätzungen, Messungen des Zentralmeridiantransits und Erstellung von Driftkarten. Nach einer kurzen Einführung in die Planetenfotografie beschreibt der Autor die wesentlichen Punkte, die beim Einsatz einer Philips Webcam und der Verarbeitung der Videodaten mit dem Programm Registax zu beachten sind.

Angesichts der Tatsache, dass der Einsatz der CCD-Technik die visuelle Beobachtung zwischenzeitlich fast völlig abgelöst hat und qualitativ zu einem Quantensprung in der Planetenbeobachtung führte, wird dieses Thema eher kurz abgehandelt. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Autor auf die neueste Generation von Videokameras oder auf den Einsatz von mittlerweile verfügbaren Band- und Kantenfiltern eingegangen wäre.

Auch hinsichtlich der auf dem Markt erhältlichen Software wäre ein Hinweis auf alternative Programme hilfreich gewesen. Das gilt insbesondere für die Positionsbestimmung von Objekten. Zwar kann es durchaus nützlich sein, wenn die Berechnung von jovianischer Länge und Breite manuell durchgeführt werden kann. Dass sich diese Arbeit aber mit einer Software wie beispielsweise WinJupos viel schneller und genauer durchführen lässt und darüber hinaus die Erstellung von Driftkarten, Zylinderprojektionen etc. möglich ist, sollte dem interessierten Leser nicht verschwiegen werden.

Insgesamt ist das Buch ein sehr informatives und didaktisch gut aufgebautes Werk, das den Leser zu begeistern versteht. Seinem Anspruch, den Anfänger mit dem Wissen auszustatten, das zur praktischen Beobachtung am Teleskop erforderlich ist, wird das Buch in vollem Umfang gerecht. Der fortgeschrittene Beobachter findet vielerlei Anregungen und profitiert von der jahrelangen Erfahrung des Autors als aktivem Beobachter.
  • Quellen
Sterne und Weltraum 08/2008

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