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Totgesagte leben länger

Ein römischer Zenturio, der auf einer Vespa die Via Appia daherkommt – sinnfälliger als auf dem Cover von Jürgen Leonhardts neuem Buch lässt sich die Bedeutung des Lateinischen als kulturelles Erbe Europas nicht veranschaulichen. Für eine "tote" Sprache ist sie erstaunlich lebendig: Latein, das zeigen aktuelle Studien, ist aus deutschen Schulen nicht wegzudenken – und feiert nach der karolingischen und italienischen Wiedergeburt gerade eine dritte Renaissance: Derzeit pauken mehr als 800 000 Schüler den Wortschatz von Cäsar, Cicero & Co., Tendenz steigend.

Warum befindet sich das Schulfach Latein im Aufwind? Was sind die Ursachen für die Langlebigkeit dieser Sprache? Und warum hat sich Europa 1500 Jahre lang ihrer bedient? Antworten zu diesen Fragen erhält der Leser in dem gut geschriebenen und sehr instruktiven Buch des Tübinger Altphilologen Jürgen Leonhardt. Darin schildert er den Aufstieg vom italischen Regionaldialekt (in der Rom umgebenden Landschaft Latium) zur Kultursprache der antiken Welt sowie ihre wechselvolle Geschichte in Spätantike und Frühmittelalter.

Weitere Schwerpunkte: das Verhältnis des Lateinischen zu den Volksdialekten, die sich nach dem Fall von Rom herausbildeten; der Umgang mit der antiken Literatur seit der Frühen Neuzeit sowie die aktuelle Frage nach der Bedeutung des Lateinischen in den verschiedenen Bildungssystemen. Wer Leonhardts Buch gelesen hat, weiß, dass auch in der europäischen Linguistik alle Wege nach Rom führen.
  • Quellen
epoc 06/2009

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