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Ein neues Standardnachschlagewerk

Pseudo-Krupp ist eine äußerst dramatische Angelegenheit. Sowie es trocken und kalt wird, bekommt mein Kind einen heiser bellenden Husten, hohes Fieber und Atemnot, ich bringe es voll Panik zum ärztlichen Notdienst – und kann hinterher zu Hause in aller Ruhe gute Therapieratschläge im "Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen" von Susanne Andreae und anderen nachlesen: feucht-kühle Luft zuführen (Fenster öffnen, Dusche im Bad anstellen), im akuten Fall Prednisonzäpfchen und einiges mehr. Damit gelingt es uns auch, die danach folgenden Anfälle zu meistern.

Auf der Suche nach Ursachen und Folgen einer Infektion auf der Haut finde ich im Sachverzeichnis unter "Hautentzündung" das Synonym "Dermatitis" und finde dann unter "Ekzem" das Wesentliche.

Ein wissenschaftlicher orientiertes Lexikon würde für jeden Fachausdruck einen eigenen Eintrag vorsehen – gut für den Fachmann, dem nur die eine Spezialinformation fehlt. Das vorliegende Werk geht einen laienfreundlicheren Weg: Es erklärt von "Abort" bis zu "Zyklusstörungen" kurz und schlüssig die wichtigsten medizinischen Begriffe, konzentriert auf die für ein Grundverständnis wesentlichen Aussagen. Fachbegriffe werden sofort erklärt und müssen nicht erst nachgeschlagen werden. Ursprünglich als Nachschlagewerk für Pflegekräfte und weitere Gesundheitsberufe konzipiert, eignet sich das Buch auch für den Laien. Zur Veranschaulichung gibt es viele praxisnahe, hilfreiche Abbildungen und Tabellen.

Eingeleitet wird jeder Beitrag mit echten Beispielen aus dem Alltag, was Interesse und Neugier weckt. Es folgt eine kurze, prägnante und verständliche Definition der Krankheit, gegebenenfalls Synonyme; dann Ursache, Symptome, Diagnose, Differenzialdiagnose, Therapie, Prognose und eventuelle Komplikationen. Jede Krankheit ist unter dem in der Praxis gebräuchlichsten Namen einsortiert. Wer sie auf diesem Weg nicht findet, kommt über verschiedene Übersichten und Stichwortverzeichnisse zum Ziel.

Die beiliegende DVD mit 72 kommentierten Videosequenzen macht Pflegetechniken wie die Stomapflege, den Verbandswechsel und die Wundbehandlung anschaulich und nachvollziehbar.

Insgesamt beschreibt das Lexikon 1000 Krankheiten – eine große Breite, die allerdings mit mangelnder Tiefe erkauft wird. Innerhalb der ein bis zwei Seiten pro Krankheit ist nur Platz für die häufigsten Verläufe und die wichtigsten Aspekte der Therapie. Seltenere Varianten wurden regelmäßig weggelassen. So sucht man unter "Thrombopenie" vergeblich nach dem Morbus Werlhof, einer Autoimmunkrankheit, deren Hauptsymptom eben die Thrombopenie (verminderte Anzahl von Thrombozyten) ist.

Einen Arztbesuch wird das Lexikon in der Regel nicht erübrigen, aber immerhin ergänzen. Es lädt zum Stöbern ein, liest sich trotz Fachlichkeit spannend und macht Lust auf genaueres Wissen.

Fazit: Dieses Buch ist jeden Cent wert und wird in so manchem Bücherregal den "Pschyrembel" um ein weiteres wichtiges Nachschlagewerk ergänzen.

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  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 05/2007

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