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Durchbrüche im Zahlenreich

Es ist eine aufregende Zeit für die Mathematik. Eine Fields-Medaille – höchste Auszeichnung, die man als Mathematiker verliehen bekommen kann – wurde nicht angenommen, Sudoku findet sich langsam in allen Tages- und Wochenzeitungen, und der Alltag ist ohne Mathematik ohnehin kaum noch vorstellbar. Und deshalb ist auch die Zeit gekommen für ein Buch wie Tony Crillys "Mathematik – 50 Schlüsselideen": eine gute Entdeckungsreise durch die Welt der Zahlen, Muster, Formen und Symbole gelungen. Er versucht dem Leser, die von ihm als die 50 wichtigsten Entdeckungen der Mathematik betrachteten Themen auf jeweils vier Seiten knapp zu vermitteln.

Sein Spannungsbogen überspannt Themen wie das Pascal'sche Dreieck,die Bayes'schen Wahrscheinlichkeiten, das Vierfarbenproblem und die Normalverteilung. Es folgen Matrizen, Gruppen, die Spieltheorie und Fermats letzter Satz oder die Riemann'sche Vermutung – und noch viele andere sehr interessante Gebiete der Mathematik.

"Die 50 Schlüsselideen der Mathematik" sind an und für sich eine fulminante Wissenschaftsgeschichte, die Appetit auf Zeitreisen durch weitere Bereiche der Naturwissenschaften macht – aber mit Einschränkungen. Lesern, die ein gutes Maß an mathematischen Kenntnissen mitbringen, bietet das Buch einen knappen, aber guten Überblick, der sich auf der Höhe des aktuellen Forschungsstandes befindet. Wer aber eine leicht verständliche Einführung erwartet, wird das Buch bald enttäuscht aus der Hand legen.

Zudem gibt es ein paar Kleinigkeiten, die die Lesbarkeit des Buches wesentlich erhöhen würden. Der Index ist sehr kurz, und es wäre hübsch gewesen für die jeweils im Text erscheinenden Mathematiker-Biographien einen Hinweis zu geben. Die spartanische Ausstattung mit mathematischen Formeln und Herleitungen ist vielleicht noch eine Vorgabe für den Anfänger, obwohl die texte schon komplexer sind. Die Themenauswahl ist einigermaßen gut, wenngleich – natürlich – etwas willkürlich. Manches verbirgt sich allerdings auch hinter verwirrenden Titeln: Mathematische Modelle, die heute der Wirtschaft im Alltag wirklich helfen (etwa Lineare Programmierung oder Simplexverfahren), finden sich unter dem Thema "Diät-Problem", was zumindest der Rezensent ziemlich eigenwillig findet.

Das Kapitel "Die Mathematik des Geldes" könnte auch mit Zinseszinsrechnung oder Barwert betitelt sein – nachdem nur dies dort behandelt wird. Die in der Finanzwelt verwendeten Black-Scholes-Modelle zur Berechnung der Optionspreise bleiben dagegen leider unerwähnt, obwohl es hierfür den Gauß-Preis 2008 gab. Die Bezeichnung "Goldene Rechtecke" ist wiederum nicht wirklich gebräuchlich, es geht vielmehr um das Verhältnis im "Goldenen Schnitt". Hier könnte man noch ein paar mehr Beispiele erwähnen, aber vielleicht sollen auch die "locker" gehaltenen Titel den Laien anziehen. Ein größeres Manko sind schließlich noch die fehlenden Literaturangaben für den interessierten Leser, der sich im Internet oder mit klassischen Büchern weiterbilden möchte. Platz wäre auf jeden Fall noch gewesen.

Das Buch vermittelt Wissen zu bekannten Bereichen der Mathematik und öffnet ein Fenster in viele Bereiche, die wir oftmals nur dem Namen nach kennen. Es zu erstellen war vielleicht ein schwieriges Unternehmen, aber es war den Versuch wert. Dennoch sollte es mit Vorsicht verschenkt werden: Ein Einstige für den Laien ist es nicht unbedingt.

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