Leben wie Neo
Jim Baggott versucht mit "Matrix oder Wie wirklich ist die Wirklichkeit" nicht weniger, als die Welt zu erklären – besser gesagt will er die Frage beantworten, wie wirklich Materie, Raum und Zeit tatsächlich sind. Dafür zitiert er die Theorien bedeutender Denker aus der Antike bis in die Gegenwart. Und er tut dies auf erstaunlich unterhaltsame und verständliche Weise – soweit bei Quantenphysik eben von Verständlichkeit die Rede sein kann. Baggott ist genau die Art von Physiklehrer, die sich wohl mancher Schüler sehnlich wünschen würde.
Sein Erfolgsrezept: Er wählt als Einstieg ins Thema einen bekannten Film – den Blockbuster "Matrix" aus dem Jahr 1999. In dem bildgewaltigen Streifen der Wachowski-Brüder wird eine große Lüge aufgedeckt: Der Leinwandheld Neo befindet sich wie alle Menschen in Wahrheit in einer Kapsel, wo er einer Maschinenintelligenz als Energiequelle dient. Hoch entwickelte Aliens wiederum versorgen die verkabelte Menschheit mit virtuellen Bildern, der Illusion eines wirklichen Lebens.
Mit der glitzernden Scheinwelt aus "Matrix" im Hinterkopf geht der Autor sodann einige spannende Fragen an, etwa die, wie die moderne Konsumgesellschaft funktioniert oder wie soziale Regeln entstehen. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dem Sozialtheoretiker Jean Baudrillard und dessen Modell der Hyperrealität – ein überhöhtes, idealisiertes Abbild der Wirklichkeit –, das erklärt, warum uns materielle Werte oft weniger wichtig sind als die damit verbundene Botschaft, unser sozialer Status. Eine Heerschar von Flüsterern wie Marketingstrategen, Werbefachleuten oder Meinungsmachern füttert uns tagtäglich mit einer Illusion jener Welt, die wir gerne hätten: einer Welt, in der wir schöner, klüger, erfolgreicher und glücklicher sind. Dafür müssen wir in erster Linie dieses Auto, jenes Haus oder einen neuen iPod besitzen. Wie ein Hamster im Rad mache sich der Mensch zum "Lohnsklaven", um sich materielle Wünsche zu erfüllen und damit die soziale Leiter hinaufzusteigen. Zur Rolle des Gelds folgt Baggott der Analyse des amerikanischen Philosophen John Searle.
Danach führt uns der Autor zu den Pforten der Wahrnehmung. Hier geht er mit Platons Höhlengleichnis der Frage nach, in welchem Maß der Mensch darauf bauen darf, dass seine Sinne ihm ein verlässliches Bild der Außenwelt vermitteln. Schließlich begibt sich Baggott auf die kleinste Teilchenebene hinab und damit auf das für den Laien wohl schwierigste Terrain. Zwischen Quarks und Photonen lernen wir, dass Erklärungen zur Struktur des Universums mit solchen über seine fundamentalen Bausteine nicht in einer Theorie vereinbar sind. Baggott erörtert die Spielarten der Quantenphysik bis hin zu schwingenden Energiefäden in der elfdimensionalen Raumzeit.
Dem Laien wird in diesen Passagen schnell schwindelig. Das kann auch Baggott nicht ganz verhindern, aber er versteht es hervorragend, die schwere Kost durch Anekdoten, Gedankenexperimente und Filmzitate aufzulockern. Er zeigt auf, dass Philosophie und Naturwissenschaften seit Jahrhunderten der Wirklichkeit auf der Spur sind, sich diese aber in Messungen allein nicht offenbart. Je nach Fragemethode erhascht der Mensch immer nur einen flüchtigen Blick auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit, die sich ihm gerade darbietet. Die "Weltformel" bleibt also vorerst Utopie.
Sein Erfolgsrezept: Er wählt als Einstieg ins Thema einen bekannten Film – den Blockbuster "Matrix" aus dem Jahr 1999. In dem bildgewaltigen Streifen der Wachowski-Brüder wird eine große Lüge aufgedeckt: Der Leinwandheld Neo befindet sich wie alle Menschen in Wahrheit in einer Kapsel, wo er einer Maschinenintelligenz als Energiequelle dient. Hoch entwickelte Aliens wiederum versorgen die verkabelte Menschheit mit virtuellen Bildern, der Illusion eines wirklichen Lebens.
Mit der glitzernden Scheinwelt aus "Matrix" im Hinterkopf geht der Autor sodann einige spannende Fragen an, etwa die, wie die moderne Konsumgesellschaft funktioniert oder wie soziale Regeln entstehen. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dem Sozialtheoretiker Jean Baudrillard und dessen Modell der Hyperrealität – ein überhöhtes, idealisiertes Abbild der Wirklichkeit –, das erklärt, warum uns materielle Werte oft weniger wichtig sind als die damit verbundene Botschaft, unser sozialer Status. Eine Heerschar von Flüsterern wie Marketingstrategen, Werbefachleuten oder Meinungsmachern füttert uns tagtäglich mit einer Illusion jener Welt, die wir gerne hätten: einer Welt, in der wir schöner, klüger, erfolgreicher und glücklicher sind. Dafür müssen wir in erster Linie dieses Auto, jenes Haus oder einen neuen iPod besitzen. Wie ein Hamster im Rad mache sich der Mensch zum "Lohnsklaven", um sich materielle Wünsche zu erfüllen und damit die soziale Leiter hinaufzusteigen. Zur Rolle des Gelds folgt Baggott der Analyse des amerikanischen Philosophen John Searle.
Danach führt uns der Autor zu den Pforten der Wahrnehmung. Hier geht er mit Platons Höhlengleichnis der Frage nach, in welchem Maß der Mensch darauf bauen darf, dass seine Sinne ihm ein verlässliches Bild der Außenwelt vermitteln. Schließlich begibt sich Baggott auf die kleinste Teilchenebene hinab und damit auf das für den Laien wohl schwierigste Terrain. Zwischen Quarks und Photonen lernen wir, dass Erklärungen zur Struktur des Universums mit solchen über seine fundamentalen Bausteine nicht in einer Theorie vereinbar sind. Baggott erörtert die Spielarten der Quantenphysik bis hin zu schwingenden Energiefäden in der elfdimensionalen Raumzeit.
Dem Laien wird in diesen Passagen schnell schwindelig. Das kann auch Baggott nicht ganz verhindern, aber er versteht es hervorragend, die schwere Kost durch Anekdoten, Gedankenexperimente und Filmzitate aufzulockern. Er zeigt auf, dass Philosophie und Naturwissenschaften seit Jahrhunderten der Wirklichkeit auf der Spur sind, sich diese aber in Messungen allein nicht offenbart. Je nach Fragemethode erhascht der Mensch immer nur einen flüchtigen Blick auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit, die sich ihm gerade darbietet. Die "Weltformel" bleibt also vorerst Utopie.
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