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Anleitung zum Staunen und Verstehen

Auf diese Lektüre haben viele angehende Geowissenschafter sehnlichst gewartet! Gregor Markl gibt ihnen mit seinem Buch "Minerale und Gesteine" endlich ein deutsches Standardwerk, in dem sie im ersten Kapitel lernen, wie sie Gesteine im Gelände bestimmen können und im übernächsten Kapitel sofort nachschauen können, wie und wo genau die entsprechenden Felsen auf der Erde entstehen. Das macht Lust auf mehr, und der Methoden-Teil im zweiten Kapitel erhellt dann noch in verständlicher Sprache, wie Geologen unserer Erde diese Geheimnisse entlocken.

Auf jeder Seite spürt der Leser, dass es Markl eine Herzenssache ist, seinen trockenen Stoff – er ist Petrologie-Professor – an den Menschen zu bringen. Vielleicht hat er sich deshalb für die Zeichnungen mit Michael Marks jemanden gesucht, der nicht aus der Welt der Geologen kommt: Marks hat Medizin, Anglistik und Musik studiert, und diese weit über die Grenzen der Disziplinen reichende Kooperation ist wirklich überzeugend: In schlichten Bildern bringt Marks die komplexen Sachverhalte auf den Punkt und in die Linie. Die dreidimensionalen Grafiken hochmolekularer Minerale sind einzigartig, und Detailkarten kombiniert mit Profilen und Blockbildern vertreiben die Wolken aller Unklarheiten.

Besondere Freude bereiten auch Markls regionale Beispiele, mit denen er den Theorien ein Fundament im Gelände verleiht – liegen doch etliche der Lokalitäten in Mitteleuropa, was den Leser geradezu verführt, beim Sonntagsspaziergang mit einem anderen Blick durch die Landschaft zu gehen.

Das Buch hat zwar kein Glossar, aber die im Fließtext fett gedruckten Fachbegriffe sind mit Inhaltsverzeichnis und Stichwortliste schnell gefunden, sodass auch der Quereinstieg kein Problem ist. Schwer verdauliche Fakten sind in Kästen erläutert, und der zweispaltige Satz des Textes erleichtert das Lesen zusätzlich. Eine Mineralliste mit Summenformeln und Kurzbeschreibung der Minerale rundet das Angebot an Orientierungshilfen ab.

"Minerale und Gesteine" ist ein hervorragenden Lehrbuch, und doch gibt es noch zwei Verbesserungsvorschläge vorzubringen: Zum einen stimmen Nummerierung von Abbildungsnachweisen und Abbildungen nicht überein. Die Beschriftungen sind aber so eindeutig, dass sich die Zeichnungen ohne Probleme den Verweisen zuordnen lassen. Zum zweiten wären englische Fachbegriffe in Klammern hinter den deutschen für Lernende eine willkommene Unterstützung. Dadurch würden sie schneller vertraut mit den internationalen Bezeichnungen, und die Hürde zum Lesen von Publikationen in englischer Sprache hinge etwas niedriger.

Alles in allem ist das Buch aber ein "Muss" für jeden, der Gesteine nicht nur bestaunen, sondern auch verstehen will, ein hilfreicher Begleiter durch das Studium der Geowissenschaften und ein Schatz, wenn es gilt, für die Abschlussprüfung noch einmal den Überblick zu gewinnen.

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