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Wunderbare Mathematik

Ian Stewart ist Englands bekanntester und beliebtester Mathematikprofessor. Er wurde 1945 in Folkstone geboren und ist Direktor des Mathematics Awareness Center an der University of Warwick in England. Stewart hat in zahlreichen Büchern und Artikeln Themen der Mathematik unterhaltsam und spannend dargestellt, weshalb er 1995 die Michael-Faraday-Medaille der Royal Society für seine Beiträge zur Popularisierung der Wissenschaften erhielt. Stewart weiß, dass viele Menschen Angst vor seinem Fach haben, aber wirklich verstehen kann er es nicht.

Im Vorwort seines Buches "Neue Wunder aus der Welt der Mathematik" stellt sich vor – nicht ganz ohne Selbstironie –, wie die Welt wohl aussähe, wenn die Mathematik allen Menschen so vergnüglich vorkäme wie ihm. "Die Fernsehnachrichten würden statt hochgespielter politischer Skandale als Aufmacher die neuesten Lehrsätze der mathematischen Topologie vorstellen, Teenager würden sich die Hitliste der Lehrsätze auf ihre iPods herunterladen, und Calypsosänger würden zur Melodie von Lemma Three auf ihren Gitarren herumklimpern."

Von 1987 bis 2001 schrieb Stewart regelmäßig mathematische Unterhaltungen für das amerikanischen Wissenschaftsmagazin Scientific American und dessen fremdsprachige Ausgaben. Den Lesern des Magazins "Spektrum der Wissenschaft" dürften seine Beiträge daher gut bekannt sein. Diese Artikel hat Stewart überarbeitet und zu Büchern zusammengefasst. In Deutsch sind davon bisher erschienen "Spiel, Satz und Sieg für die Mathematik" (1992), "Die Reise nach Pentagonien" (1995), "Das Versteck der Andromeda" (1996), "Die gekämmte Kugel" (1997) und "Die wunderbare Welt der Mathematik" (2006). "Neue Wunder aus der Welt der Mathematik" ist nun seine jüngste Zusammenstellung.

Das Buch enthält zwanzig Kapitel, die einen wunderbaren Streifzug durch Bereiche der Mathematik bilden, die man in der Schule leider niemals kennenlernt. Stewart zeigt zum Beispiel, wie man einen Kuchen unter drei Personen teilen kann, so dass jede davon überzeugt ist, mindestens ein Drittel davon bekommen zu haben. Er erklärt die Mathematik des Einfädelns von Schnürsenkeln in Schuhe, beschreibt, wie man Konservendosen optimal in Schachteln packt, analysiert das mathematische Brettspiel Quod und untersucht Verfahren zum Mischen von Spielkarten. Auch die Verteidigung des Römischen Reiches, die Form von Seifenblasen, das Werfen von Münzen, der Verlauf von Eisenbahnschienen, das Verheddern von Telefonschnüren und die Allgegenwart des Sierpinskidreiecks ist ihm ausführliche mathematische Betrachtungen wert.

Eine kleine Kostprobe aus dem Kapitel "Das verlorene Paradoxon" soll das verdeutlichen: "Protagoras, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte (...) hatte einen Studenten, und man kam überein, dass der Student den Unterricht bezahlen sollte, sobald er seinen ersten Fall gewonnen hatte. Der Student hatte jedoch nie einen Klienten, und schließlich drohte Protagoras, ihn zu verklagen. Protagoras rechnete damit, so oder so zu gewinnen: Wenn das Gericht seine Ansicht unterstützte, würde der Student aufgefordert, seine Schuld zu begleichen, wenn dagegen Protagoras verlor, wäre der Student auf Grund ihrer Vereinbarung ohnehin zur Zahlung verpflichtet. Der Student argumentierte genau andersherum: Falls Protagoras gewann, hatte der Student entsprechend der Abmachung nichts zu bezahlen, wenn dagegen Protagoras verlor, dann hätte das Gericht entschieden, dass der Student nicht bezahlen müsse." Musste der Student nun zahlen oder nicht?

Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben. Doch seien Sie gewarnt: Um es zu verstehen, ist zwar kein Mathematikstudium notwendig, aber ganz ohne Kenntnisse geht es doch nicht. Wer Spaß an mathematischer Unterhaltung hat, und wer sich nicht scheut, bisweilen einen komplizierten und abstrakten Gedankengang nachzuvollziehen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

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