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Vielen Dank für den Fisch. Von Delfinen und ihren Beweggründen

Finden Sie Delfine mit ihren freundlichen Gesichtern putzig? Dann sollten sie sich vom Gegenteil überzeugen. Mit einer in diesem Genre seltenen Prise Selbstironie zeigt die Verhaltensbiologin Rachel Smolker auch die Schattenseiten der Vielgeliebten und ihre eigenen oft fehlgeschlagenen Versuche der Annäherung. Denn die stromlinienförmigen Meisterschwimmer der Meere mit ihrem eleganten Schwimmstil sind keineswegs permanent gut gelaunt. Und auch nicht immer zu Scherzen mit Artgenossen oder den tollpatschigen Menschen aufgelegt, die sich ihnen begeistert nähern, in der Hoffnung auf ein einmaliges Erlebnis.Wunderbar humorvoll erzählt die Abenteuerin von ihren ersten Begegnungen mit frei lebenden Delfinen, die es bei ihrem Menschenkontakt eigentlich nur auf eins abgesehen haben: den hingehaltenen Futterfisch. In einer ruhigen Bucht in Australien fressen die Jäger Menschen sprichwörtlich aus der Hand. Eine Gelegenheit, die sich eine Verhaltensbiologin kaum entgehen lassen kann. Und so zieht es Smolker mit geringen finanziellen Mitteln, aber um so größerer Begeisterung, von Amerika zu den Flachgewässern von Monkey Mia, wo sie über Jahre hinweg das Verhalten der überdurchschnittlich intelligenten Tiere beobachtet.Denn dass die Meeressäuger nicht nur ein großes Gehirn haben, sondern es auch einsetzen, steht außer Frage. Die Frage, was sie mit diesem großen Potenzial anstellen, kann Smolker wenigstens zum Teil lösen. Doch bis dahin muss sie den flinken Schwimmern in unzähligen Stunden über die Meere folgen, ihre Gespräche mit relativ primitiver Abhörtechnik belauschen und ihr Verhalten in freier Wildbahn scharfsinnig beobachten. Erst ihre unermüdliche Hingabe ermöglicht es, die soziale Intelligenz der Delfine wenigstens in den Anfängen zu verstehen.So gruppieren sich die männlichen Tiere besonders gern in kleine Lebensgemeinschaften, die zwei bis drei Tiere umfasst. Aber wie in einer menschlichen Beziehung muss auch an diesen Verbindungen permanent gefeilt und gearbeitet werden, damit sie nicht auseinander brechen. Durch Spielen und Sexualkontakte versichern sie sich immer wieder ihrer lebenslangen Treue. Weibchen hingegen sind nicht so festgelegt in ihrem Umgang. Zwar verbringen auch sie die Zeit lieber unter Ihresgleichen, doch die Gruppen sind fließend, gehen öfter ineinander über.Nicht menschlich, sondern natürlich. So stellt die begeisterte Forscherin Flippers Freunde dar. Und gewinnt dadurch sicherlich die Sympathie ihrer Leser. Auch liest sich das Buch flüssig wie ein Roman und vermittelt trotz allem kompaktes Wissen. Oder wussten Sie schon, dass ein Delfinkalb als Zeitvertreib aufsteigenden Zigarettenrauch, mit Hilfe freigesetzter Tropfen Muttermilch, nachahmte, nachdem es einen Besucher im Aquarium aufmerksam beim Rauchen beobachtete?

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