Beliebter Streitfall
Bastian Sick beklagt in seiner Kolumne
im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" den Verfall der deutschen Sprache,
insbesondere das Aussterben des Genitivs,
dem er mit einem Bestsellertitel ein
Denkmal setzte ("Der Dativ ist dem Genitiv
sein Tod"). Sprachwissenschaftler André
Meinunger stellt nun Sicks Verdienste
heraus: Ihm verdanke man das wiedererstarkte
Interesse an korrektem Deutsch.
Doch dann demontiert er den populären
Sprachkritiker nach Strich und Faden.
Beispiel: Ausgerechnet der verpönte Fallwechsel
vom Genitiv zum Dativ wie in
"dem Schmidt seine Katze" soll praktischer
sein als die korrekte Version,
Schmidts Katze. Denn dieser könne man
nicht anhören, ob es sich um die Katze
vom Schmidt (Einzahl) oder von den
Schmidts (Mehrzahl) handelt.
"Kein vernünftiger Linguist wird die Intuition einer Vielzahl von Sprechern geringer achten als eine halbherzige Dudenregel", glaubt Meinunger. Anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu korrigieren, möge man doch dem Volk aufs Maul schauen, denn was da herauskomme, spiegle den zweckmäßigen Alltagsgebrauch von Sprache wider. Selbst der Duden bemühe sich um eine beschreibende statt vorschreibende Haltung. Dagegen lege Sick seinen Kolumnen zuweilen nicht mehr als den persönlichen Sprachekel zu Grunde.
Am interessantesten ist diese Kritik der Kritik, wenn Meinunger selbst Regeln erklärt: warum man sich etwa an "den Bären Bruno" oder an "Bär Bruno" erinnern dürfe, nicht aber an "den Bär Bruno". Weil sich Meinunger um Präzision bemüht, kann er sich weniger amüsante Schachzüge erlauben als sein Kontrahent. Dafür enttarnt er viele Halbwahrheiten und sogar manchen Fehler in Sicks Kolumnen – etwa, dass man den 11. September im Genitiv immer deklinieren sollte. Meinunger widerspricht: Sofern das Datum ein weltgeschichtliches Ereignis bezeichnet, heißt es "(die Terroranschläge) des 11. September" genauso wie "(Straße) des 17. Juni".
Mag der Autor noch so Recht haben: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Oberlehrer den anderen zerpflückt. Das ausgesprochen lehrreiche Buch wäre besser zu genießen, hätte der Autor dem "Hochdeutschdünkel" seines populären Kollegen nur ein Kapitel mit süffisanten Seitenhieben gewidmet und danach seine eigene Deutschstunde gehalten.
"Kein vernünftiger Linguist wird die Intuition einer Vielzahl von Sprechern geringer achten als eine halbherzige Dudenregel", glaubt Meinunger. Anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu korrigieren, möge man doch dem Volk aufs Maul schauen, denn was da herauskomme, spiegle den zweckmäßigen Alltagsgebrauch von Sprache wider. Selbst der Duden bemühe sich um eine beschreibende statt vorschreibende Haltung. Dagegen lege Sick seinen Kolumnen zuweilen nicht mehr als den persönlichen Sprachekel zu Grunde.
Am interessantesten ist diese Kritik der Kritik, wenn Meinunger selbst Regeln erklärt: warum man sich etwa an "den Bären Bruno" oder an "Bär Bruno" erinnern dürfe, nicht aber an "den Bär Bruno". Weil sich Meinunger um Präzision bemüht, kann er sich weniger amüsante Schachzüge erlauben als sein Kontrahent. Dafür enttarnt er viele Halbwahrheiten und sogar manchen Fehler in Sicks Kolumnen – etwa, dass man den 11. September im Genitiv immer deklinieren sollte. Meinunger widerspricht: Sofern das Datum ein weltgeschichtliches Ereignis bezeichnet, heißt es "(die Terroranschläge) des 11. September" genauso wie "(Straße) des 17. Juni".
Mag der Autor noch so Recht haben: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Oberlehrer den anderen zerpflückt. Das ausgesprochen lehrreiche Buch wäre besser zu genießen, hätte der Autor dem "Hochdeutschdünkel" seines populären Kollegen nur ein Kapitel mit süffisanten Seitenhieben gewidmet und danach seine eigene Deutschstunde gehalten.
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