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Eintrittskarten für den Sternhimmel 1

Gleich zwei neue Kartenwerke werden Einsteigern zurzeit ans Herz gelegt. Beim "Sternkarten-Set" aus dem Kosmos Verlag handelt es sich um zwölf Tafeln im A4-Format. Die Kassette, in der die Sterntafeln stecken, hat vorne einen kreisrunden Ausschnitt, der den Blick auf die runden Übersichtskarten für jeden Monat – ähnlich wie die in der Heftmitte jeder Ausgabe von ASTRONOMIE HEUTE – freigibt.

Allerdings fehlt die notwendige Zeitangabe, zu der der dargestellte Ausschnitt auch in natura so zu sehen ist. Das Kleingedruckte der Kassette gibt nur unpräzise Auskunft: "abends". Eine Prüfung mit Hilfe einer drehbaren Sternkarte oder Planetariumssoftware ergibt aber zu Monatsbeginn eher Uhrzeiten um Mitternacht. Da sich die Karten nur um jeweils zwei Stunden Rektaszension unterscheiden, ergibt sich eine merkliche Redundanz bei aufeinander folgenden Monaten.

Die Rückseiten der Tafeln zeigen jeweils einen Himmelsausschnitt mit zwölf "Sternbildern des Monats" und erzählen die mythologischen Geschichten, die sich um diese Konstellationen ranken. Darüber hinaus gibt es hier auch noch einige wenige Beobachtungstipps. Die Kassette hat auf der Rückseite einen ausklappbaren Ständer, mit dem man sie ähnlich wie einen Bilderrahmen auf den Schreibtisch oder ins Regal stellen kann.

Der "Skyscout" aus dem Oculum-Verlag kommt da mit der Hälfte des Platzes aus. 15 Blätter im A5-Querformat bilden einen richtigen kleinen Atlas. Den Hinweisen zum Gebrauch folgen vier Übersichtskarten für die Jahreszeiten, gefolgt von jeweils zwei Sätzen äquatorialer Karten. Die ersten beiden dienen dem Kennenlernen der wichtigsten Orientierungssterne, die beispielsweise für die Initialisierung von Go-to-Teleskopen verwendet werden. Die nächsten beiden zeigen Doppelsterne, Veränderliche und Deep-Sky-Objekte. Den größten Teil des Skyscouts nehmen die Ausschnittskarten in Anspruch, sie umfassen rund sechs Stunden in Rektaszension.

Die dazugehörende Textseite enthält die wichtigsten Informationen und Beobachtungstipps zu den Sternbildern und Objekten. Letztere sind farblich unterschieden: grün für Feldstecher-, orangefarben für Fernrohrziele. Ein alphabetischer Index auf den letzten Seiten weist dem Leser schnell den Weg zur Karte seiner Wahl. Im direkten Vergleich macht der Skyscout einen wesentlich praxisorientierteren Eindruck. Er dürfte in fast jede Anoraktasche passen, die Spiralbindung ist robust genug für viele Beobachtungsnächte und die folienbeschichteten Seiten sind sicherlich viel tauresistenter als die Papptafeln des Kosmos-Sets mit ihren unbehandelten Beschnittkanten.

Darüber hinaus bedient sich Skyscout-Schöpfer Lambert Spix, den AH-Leser als Autor der "Feldstechertipps" kennen, der in der Astrokartografie gebräuchlichen grafischen Darstellung. Daher bedarf ein späteres Hinzuziehen von anderem Kartenmaterial quasi keiner Umgewöhnung. Einziges Manko ist, dass die elliptischen Symbole für die Galaxien in der Regel nicht deren Ausrichtung am Himmel entsprechen. Mein Fazit: Das Konzept des Skyscout wirkt insgesamt durchdachter. Es würde mich nicht wundern, wenn selbst etwas erfahrenere Beobachter ihn gerne verwenden und "Jagderfolge" mit Folienschreiber darauf notieren. Die historischen Infos des Kosmos-Sets sind beim Einsatz in der Nacht irrelevant, die Beobachtungstipps zu schnell erschöpft, und welcher Nutzen der zwölf Übersichtskarten in einer Kassette sich für einen Lehnstuhlastronomen ergibt, erschließt sich mir nicht unbedingt.

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  • Quellen
Astronomie Heute 1/2006

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