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Ozean der Fakten

In unserer Umgebung gibt es zwei Regionen, über die wir noch recht wenig wissen: die Tiefen der Meere und die Weiten des Weltalls. Mit einem Vergleich der Summen, die Staaten und Institutionen für Expeditionen in diese Gebiete aufbringen, beginnt der Tauchlehrer und Journalist Leo Ochsenbauer seine "Reise zu einem unerforschten Planeten". Dabei wird schnell klar, dass Wissenschaftler angesichts der verhältnismäßig geringen Mittel, die bisher in die Meeresforschung flossen, dem Ozean schon verblüffend viele seiner Geheimnisse entlocken konnten.

So entdeckten sie in 3000 Meter Tiefe Schlote, die mehr als 400 Grad Celsius heißes Wasser und energiereiche chemische Verbindungen aus dem Erdinneren ausstoßen. Diese ermöglichen es, dass in der Umgebung der so genannten Hydrothermalquellen einzigartige Ökosysteme entstehen – ganz unabhängig vom Sonnenlicht. Unter anderem leben dort Miesmuscheln der Gattung Bathymodiolus, deren Schalen für Handyhersteller interessant sind: Sie können daran ablesen, welche seltenen Rohstoffe in den Meeresgebieten lagern, in denen die Muscheln vorkommen.

Wie viele Tierarten die Tiefsee insgesamt bevölkern, versuchten Wissenschaftler wiederum in einer zehn Jahre währenden "Volkszählung der Weltmeere" herauszufinden. Sie konnten 120 000 verschiedene Spezies identifizieren, schätzten aber, dass sie damit nur etwa zehn Prozent der marinen Fauna ausfindig gemacht hatten. Um zu derartigen Erkenntnissen zu gelangen, sind technische Hilfsmittel wie druckabweisende Anzüge, Forschungsschiffe und Tiefseeroboter ebenso wichtig wie abenteuerlustige Wissenschaftler. Ochsenbauer widmet der "Hightech im Dienste des Menschen" ein ganzes Kapitel, in dem der Leser auch erfährt, wie das berühmte Tauchboot ALVIN zu seinem Namen kam.

Das Buch ist als Fragenkatalog aufgebaut, den der Autor immer wieder unterbricht, um Episoden aus seiner Recherchereise zu erzählen – ausgehend von Wien über das Rote Meer und die Atlantikküste Floridas bis hin nach Guam und in den Marianengraben. Die Ausflüge sollen den Leser wohl näher an das Geschehen heranbringen. Diesen Zweck erfüllen die Schilderungen zwar durchaus, gleichzeitig sorgen sie aber auch für thematische Sprünge. Holprigkeiten tauchen auch in der Sprache auf: Manche Passagen könnten einem Lexikon entnommen sein, während andere sehr salopp formuliert sind.

Wer sich daran nicht stört, wird bei der Lektüre sicherlich auf seine Kosten kommen – selbst wenn sich der Leser bislang nur Wenig für die Meere interessiert. Denn das Buch bietet eine Fülle an größtenteils gut recherchierten Informationen über die unterschiedlichsten Aspekte zum Thema. So kann jeder für sich aus der "Tiefsee" neue Fakten an Land ziehen – seien es nun wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse oder ganz banale Kuriositäten.

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