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Nicht die beste Auswahl

Zwischen Nordkap und Sizilien und von Gibraltar zum Ural gibt es auch im dicht bevölkerten Europa mit seiner intensiven Landwirtschaft noch viele Ziele für Naturfreunde: Tierparadiese, in denen tausende Watvögel, Kraniche oder Greifvögel brüten, rasten oder überwintern. Zwanzig derartige Destinationen hat der Biologe und mehrfache Buchautor Adrian Aebischer nun in "Vögel beobachten in Europa" zusammengefasst: von Mývatn und Grímsey auf Island über Helgoland und Bialowieza in Polen ins spanische Monfragüe nach Südwesten und die griechische Insel Lesbos im Südosten.

Unter Ornithologen haben diese Orte einen durchaus magischen Klang – gelten sie doch als ökologische Perlen, in denen man auch seltene Arten noch leicht vor das Fernglas bekommt. Und selbst wer nur Natur ohne Bestimmungsbuch genießen möchte, kommt hier auf seine Kosten: Grandiose Landschaften und sehenswerte städtebauliche Kleinode runden das Angebot meist ab.

Dementsprechend macht Aebischers Buch auch recht schnell Lust eines der genannten Gebiete rasch zu besuchen. Zumal das gesamte Werk durchgehend und üppig bebildert – allerdings zeigen die hochwertigen Fotografien zumeist "nur" ornithologische Leckerbissen, denen einige Landschaftsaufnahmen beigesellt sind.

Jede Region wird kurz beschrieben und mit einer Karte vorgestellt, so dass sich Reisende grob orientieren können (das Buch dient allerdings mehr der Vorbereitung zuhause und weniger als Reiseführer, dafür sind die Infos doch zu knapp gehalten). Anschließend folgen besonders interessante und lohnenswerte Punkte in den jeweiligen Regionen, wo sich die begehrtesten Arten beobachten lassen.

Die Auswahl der "besten Plätze" verwundert allerdings etwas, denn der Autor hat doch einige erstaunliche Lücken gelassen – und dafür Regionen aufgenommen, die nicht mehr zu Europa gehören. Immerhin im Vorwort wird der Begriff "Europa" erweitert auf Westpaläarktis, so dass Ziele in Ägypten, Tunesien, dem Kaukasus oder Israel doch nicht mehr völlig verwundern. Und manche dieser Orte kann man durchaus auch als "Geheimtipp" werten, wie es Aebischer macht.

Warum allerdings das niederländisch-deutsche Wattenmeer oder der spanische Nationalpark Coto de Doñana fehlen, kein Gebiet in den Alpen genannt wird und die britischen Vogelfelsen nicht berücksichtigt wurden, sagt der Autor nicht. Deshalb wird das Buch wohl auch seinen Ansprüchen nicht vollends gerecht: Engagierte Ornithologen greifen eher auf Spezialwerke zurück, die einem detaillierte Routen zu bestimmten Gebieten exakt servieren. Ihnen bietet das Buch wenig Neues und dient der Auffrischung von Urlaubserlebnissen. Wer dagegen erst einmal in das Hobby hinein schnuppern möchte, dürfte sich angesichts von Zielen in Südtunesien, Georgien oder den Ostrhodopen verwundert die Augen reiben.

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