Direkt zum Inhalt

Monumentales Werk

Was in Großbritannien und den USA längst Volkssport ist, gewinnt auch in Deutschland zunehmende Beliebtheit: Immer mehr Menschen beobachten in ihrer Freizeit Vögel – und sei es nur im Garten oder am winterlichen Futterhäuschen. Zeichen für diese wachsende Popularität sind der Erfolg neuer Vogelmagazine und die Vielzahl an Büchern, DVD und Vogelstimmen-CD, die jedes Jahr neu auf den Markt kommen.

Zwischen einfachen Bestimmungs- und mehr oder weniger reinen Bilderbüchern vermisste mancher bislang hierzulande jedoch ein aktuelles Werk, das beides vereint und zum Schmökern wie Nachbestimmen der Beobachtungen draußen auf dem Sofa einlädt. "Vögel" von Peter Hayman und Rob Hume kommt daher gerade richtig – zählt die Originalausgabe "The ultimate illustrated Guide to the birds of Britain and Europe" seit ihrem Erscheinen 2007 zu den beliebtesten Vogelbüchern Großbritanniens.

Zu Recht: Die beiden Autoren stellen 430 europäische Vogelarten mit mehr als 3900 Abbildungen vor – vom Höckerschwan bis zur Schneeammer. Jede Spezies ist mit einem Foto sowie zahlreichen Farbzeichnungen dargestellt, die den Vogel in verschiedenen Gefiedertypen, als Flugbild und bei typischen Verhaltensweisen zeigen. Kurze Texte beschreiben charakteristische Merkmale, die Nahrung, Verhalten und Stimme, Brut und Zug der Tiere. Eine Karte stellt die Verbreitung dar sowie welche Lebensräume frequentiert werden. Zusätzlich gibt es Angaben über den jeweiligen Status – also den Gefährdungsgrad –, wann der Vogel zu sehen ist und mit welch ähnlicher Art er verwechselt werden könnte. Und hin wieder bietet die Rubrik "Schon gewusst" interessante Informationen aus dem Leben der Tiere.

Zu sehen gibt es teils spektakuläre Aufnahmen wie die eines Silberreihers bei der Balz, eines Gänsegeiers im Flug oder einer lautstark singenden Grauammer. Die verglichen mit den Bestimmungsbüchern fürs Gelände großen Zeichnungen erleichtern zudem die Bestimmung der einzelnen Arten – zumal wenn man sich noch unsicher ist, ob der Vogel, den man gerade im Wald gesehen hat der Fitis oder der Berglaubsänger war.

In den einleitenden Kapiteln erklären Hume und Hayman kurz, wie man ihr Buch am effektivsten nutzt, welche Symbole was bedeuten und was die einzelnen Farbcodes (etwa zur Gefährdung oder der Einordnung in Vogelgruppen wie Enten und Watvögel) darstellen. Da im Buch selbst weit gehend auf Fachausdrücke verzichtet wurde, aber auch nicht alle vermeidbar sind, erhält der Leser hier auch Informationen zur Anatomie und den Gefiederpartien der Vögel, die für die Bestimmung von Bedeutung sind. Weiteres Fachvokabular wird zudem im Glossar am Ende des Werks erläutert. Die beiden Autoren geben zudem wertvolle Tipps für die Vogelbeobachtung, denn gerade Einsteigern ist nicht immer klar, worauf sie bei den gesehenen Vögeln vor allem zu achten haben, um sie sicher zu bestimmen.

Eine derartige Hilfe ist auch die kurze Vorstellung der einzelnen Vogelgruppen von den Enten über die Greifvögel und Spechte bis hin zu den Meisen oder Sperlingen. Hier werden wichtige Merkmale der Tiere beschrieben, die die spätere Einordnung und ihr Auffinden im Buch erleichtern. Obwohl auf eine Seite beschränkt, sind die Tipps zur Wahl und zum Gebrauch von Ferngläsern und Fernrohren sehr interessant und vor allem hilfreich bei der Suche nach dem richtigen "Glas". Eine ebenfalls kurze Vorstellung wichtiger Lebensräume sowie eine Adressen- und Literaturliste runden das Werk ab – auch wenn an dieser Stelle die Zeitschrift "Vögel – Magazin für Vogelbeobachtung" noch fehlt, obwohl sie sich gerade an die "Amateure" wendet.

Aber diese kleine Lücke ist ohnehin einer der nur wenigen Kritikpunkte von "Vögel": So haben die Autoren auf einige – wenngleich – sehr seltene – Brutvögel Europas verzichtet, um dafür ein paar häufigere Besucher von "außerhalb" genommen, die der Vogelbeobachter vielleicht eher sieht. Anspruch auf Vollständigkeit besteht hier daher nicht. Leider fehlen deswegen auch die Arten Zyperns und der Kanarischen Inseln beziehungsweise der Azoren und Madeiras, obwohl sie alle beliebte Urlaubsziele sind. Und das Gleiche gilt auch für den mittlerweile in vielen Städten heimischen Halsbandsittich, der längst als etabliert in Europa gelten muss. Eine entsprechende Erweiterung wäre in einer Neuauflage wünschenswert. Überarbeitet werden sollten dann auch die Karten, denn sie geben nur die Aufenthaltsgebiete der Arten wieder – und nicht, wo sie im Sommer, Winter oder während des Zugs zu sehen sind.

Insgesamt ist es aber sehr erfreulich, dass dieses Buch nun ebenso auf Deutsch erhältlich ist – als großformatiges Bestimmungslesebuch für daheim. Und wer es gerne multimedial hat, der kann sich noch Bilder, Texte und vor allem auch die Stimmen von 250 Arten auf dem I-Pod oder Computer zu Gemüte führen: Eine entsprechende CD liegt dem Buch als Bonus bei.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.