Verstecken erzeugt Lust
Am besten falle ich gleich mit der Tür ins Haus: Die Quintessenz dieses Buches mit dem provozierenden Titel "Warum macht Sex Spaß?" ist, dass Geschlechtsverkehr tatsächlich Spaß macht. Doch wer nun denkt, dass Jared Diamonds Werk in allen Facetten erklärt, warum Sex Spaß macht, wie man es am besten bewerkstelligt, dass sich das Vergnügen einstellt, welche Organe neben den primären Geschlechtsteilen noch betroffen sind und welche Hormone dabei ausgeschüttet werden, wird vielleicht enttäuscht. Es geht vielmehr um Fakten und Thesen, warum sich unsere Sexualität so anders als die anderer Tiere entwickelt hat.
Packend und mitreißend wie ein Krimi, witzig und spritzig, klar und deutlich in der Sprache, erzählt der Autor und Evolutionsbiologe Diamond in sieben Kapiteln auf knapp 230 Seiten die Evolution der menschlichen Sexualität. Wir sind für ihn die Art mit einem der sonderbarsten Sexualleben im Tierreich, denn bei wem sonst, so der Autor, findet Sex nur zum Vergnügen statt? Bei den meisten anderen Primaten wie den Gorillas, Schimpansen oder Gibbons oder gar all den 4300 anderen Säugetierarten scheint dies nicht der Fall zu sein – die Bonobos vielleicht ausgenommen. Aber warum unterscheiden wir uns so stark von unseren Mitbewohnern?
Natürlich will auch Homo sapiens als oberstes Ziel seine Gene weitergeben. Doch dafür allein bräuchten wir wohl pro Jahr nur einmal Sex haben, vielleicht sogar noch weniger, wenn man die Stillzeit mitberechnet. Schenkt man jedoch den aktuellen Umfragen Glauben, so hat der durchschnittliche Bürger immerhin 1,5 bis 2 Mal Sex pro Woche. Es steckt also doch ein gewaltiger Anteil Vergnügen in unserem Paarungsverhalten, was umgekehrt eher die Fortpflanzung der Tiere merkwürdig erscheinen lässt, weil sie auf diesen Spaß verzichten.
Diamond klärt in diesem Abschnitt übrigens auch auf, warum menschliche Männer ihre Babys nicht stillen, obwohl es funktionieren könnte, wenn die Säuglinge nur lange genug an den maskulinen Brüsten ziehen würden. Das Stillen läge also auch für das starke Geschlecht im Bereich des physiologisch Möglichen – so wie bei den Tauben beispielsweise: Bei ihnen sondern sowohl Männchen als auch Weibchen die Kropfmilch ab, mit dem sie ihren Nachwuchs füttern. Doch diese Strategie scheint vor allem dann nötig, wenn eine Art viele Jungtiere rasch großziehen muss, deren Versorgung bei nur einem "Stillenden" gefährdet wäre.
Im zweiten Kapitel geht es um die "falsche Zeit für Liebe". Wenn bei Pavianweibchen die Haut rund um die Scheide anschwillt, sich rot verfärbt und ein besonderer Duft vom Weibchen ausgeht, dann weiß das Männchen Bescheid: Das Weibchen hat einen Eisprung und kann begattet werden. Beim Menschen findet er dagegen verdeckt statt und ist nicht auf den ersten Blick erkennbar: Deshalb müssen Sex an allen Tagen des Zyklus praktizieren, um die Erfolgschancen zu erhöhen. In Neuguinea bleiben manche Völker während der gesamten Schwangerschaft sexuell aktiv, weil sie glauben, dass die wiederholte Zufuhr von Samen das Baumaterial für den Körper des Kindes liefern würde.
Diamond liefert zwei Theorien zur weiteren Erklärung des versteckten Eisprungs: die "Papa-zu-Hause-" und die "Viele-Väter-Theorie". Erstere geht von einer Begünstigung der Monogamie aus, die den Mann zwingt, zu Hause zu bleiben, und ihm dadurch aber auch die Sicherheit vermittelt, der Vater des Kindes zu sein. Letztere legt dagegen nahe, dass die Frau durch den versteckten Eisprung Zugang zu vielen Sexualpartnern hat, weshalb viele Männer unsicher sind, ob sie die Kinder gezeugt haben oder nicht. Anschließend beschäftigt der Autor sich mit der Evolution der Wechseljahre: Die meisten Männer und auch viele Wildtiermännchen sind bis kurz vor ihrem Tod fruchtbar. Bei den Frauen endet die Fruchtbarkeit allerdings zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. Diamond sieht darin eine der wichtigsten Merkmalsentwicklungen, die uns schließlich zum Menschen machen und evolutionsbiologisch von den anderen Menschenaffen unterscheiden.
Im letzten Kapitel geht es schließlich um die Evolution der Körpersignale. Dazu gehört etwa die Entwicklung der Stimme, Körperfarbe oder -schmuck wie beim Schwanz des Pfaus. Eine Theorie beschreibt sie als Signale einer Ausreißerselektion: je größer, lauter, bunter, desto besser. Ein zweiter Ansatz verfolgt dagegen den Gedanken, dass Körperteile, die als Sexualsignale groß und auffällig sind, die Überlebensfähigkeit des Besitzers verringern. Und eine dritte These nennt sich "Ehrlichkeit in der Werbung". Und all das hat nicht nur mit der Tierwelt zu tun, sondern auch mit uns Menschen. Denn auch wir besitzen eindeutige Körpersignale: Bart, Gesichtsformen, Muskeln, Konzentration von Körperfett an bestimmten Stellen am Körper der Frau oder auch den Penis – die Zentimeter, die der Penis vermeintlich zu lang für seine eigentliche Aufgabe ist, dienen lediglich als Signal und sind dementsprechend reiner Luxus!
Packend und mitreißend wie ein Krimi, witzig und spritzig, klar und deutlich in der Sprache, erzählt der Autor und Evolutionsbiologe Diamond in sieben Kapiteln auf knapp 230 Seiten die Evolution der menschlichen Sexualität. Wir sind für ihn die Art mit einem der sonderbarsten Sexualleben im Tierreich, denn bei wem sonst, so der Autor, findet Sex nur zum Vergnügen statt? Bei den meisten anderen Primaten wie den Gorillas, Schimpansen oder Gibbons oder gar all den 4300 anderen Säugetierarten scheint dies nicht der Fall zu sein – die Bonobos vielleicht ausgenommen. Aber warum unterscheiden wir uns so stark von unseren Mitbewohnern?
Natürlich will auch Homo sapiens als oberstes Ziel seine Gene weitergeben. Doch dafür allein bräuchten wir wohl pro Jahr nur einmal Sex haben, vielleicht sogar noch weniger, wenn man die Stillzeit mitberechnet. Schenkt man jedoch den aktuellen Umfragen Glauben, so hat der durchschnittliche Bürger immerhin 1,5 bis 2 Mal Sex pro Woche. Es steckt also doch ein gewaltiger Anteil Vergnügen in unserem Paarungsverhalten, was umgekehrt eher die Fortpflanzung der Tiere merkwürdig erscheinen lässt, weil sie auf diesen Spaß verzichten.
Diamond klärt in diesem Abschnitt übrigens auch auf, warum menschliche Männer ihre Babys nicht stillen, obwohl es funktionieren könnte, wenn die Säuglinge nur lange genug an den maskulinen Brüsten ziehen würden. Das Stillen läge also auch für das starke Geschlecht im Bereich des physiologisch Möglichen – so wie bei den Tauben beispielsweise: Bei ihnen sondern sowohl Männchen als auch Weibchen die Kropfmilch ab, mit dem sie ihren Nachwuchs füttern. Doch diese Strategie scheint vor allem dann nötig, wenn eine Art viele Jungtiere rasch großziehen muss, deren Versorgung bei nur einem "Stillenden" gefährdet wäre.
Im zweiten Kapitel geht es um die "falsche Zeit für Liebe". Wenn bei Pavianweibchen die Haut rund um die Scheide anschwillt, sich rot verfärbt und ein besonderer Duft vom Weibchen ausgeht, dann weiß das Männchen Bescheid: Das Weibchen hat einen Eisprung und kann begattet werden. Beim Menschen findet er dagegen verdeckt statt und ist nicht auf den ersten Blick erkennbar: Deshalb müssen Sex an allen Tagen des Zyklus praktizieren, um die Erfolgschancen zu erhöhen. In Neuguinea bleiben manche Völker während der gesamten Schwangerschaft sexuell aktiv, weil sie glauben, dass die wiederholte Zufuhr von Samen das Baumaterial für den Körper des Kindes liefern würde.
Diamond liefert zwei Theorien zur weiteren Erklärung des versteckten Eisprungs: die "Papa-zu-Hause-" und die "Viele-Väter-Theorie". Erstere geht von einer Begünstigung der Monogamie aus, die den Mann zwingt, zu Hause zu bleiben, und ihm dadurch aber auch die Sicherheit vermittelt, der Vater des Kindes zu sein. Letztere legt dagegen nahe, dass die Frau durch den versteckten Eisprung Zugang zu vielen Sexualpartnern hat, weshalb viele Männer unsicher sind, ob sie die Kinder gezeugt haben oder nicht. Anschließend beschäftigt der Autor sich mit der Evolution der Wechseljahre: Die meisten Männer und auch viele Wildtiermännchen sind bis kurz vor ihrem Tod fruchtbar. Bei den Frauen endet die Fruchtbarkeit allerdings zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. Diamond sieht darin eine der wichtigsten Merkmalsentwicklungen, die uns schließlich zum Menschen machen und evolutionsbiologisch von den anderen Menschenaffen unterscheiden.
Im letzten Kapitel geht es schließlich um die Evolution der Körpersignale. Dazu gehört etwa die Entwicklung der Stimme, Körperfarbe oder -schmuck wie beim Schwanz des Pfaus. Eine Theorie beschreibt sie als Signale einer Ausreißerselektion: je größer, lauter, bunter, desto besser. Ein zweiter Ansatz verfolgt dagegen den Gedanken, dass Körperteile, die als Sexualsignale groß und auffällig sind, die Überlebensfähigkeit des Besitzers verringern. Und eine dritte These nennt sich "Ehrlichkeit in der Werbung". Und all das hat nicht nur mit der Tierwelt zu tun, sondern auch mit uns Menschen. Denn auch wir besitzen eindeutige Körpersignale: Bart, Gesichtsformen, Muskeln, Konzentration von Körperfett an bestimmten Stellen am Körper der Frau oder auch den Penis – die Zentimeter, die der Penis vermeintlich zu lang für seine eigentliche Aufgabe ist, dienen lediglich als Signal und sind dementsprechend reiner Luxus!
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