Wenn das Summen verstummt
Ein wolkenfreier, blauer Himmel. Die Sonne scheint warm auf eine Wiese voll bunter Blumen und… Die meisten Leser werden Satz und Szenerie wohl in Gedanken mit einem "Bienen summen umher" vervollständigen. Die pelzigen Pollensammlerinnen gehören von Kindesbeinen an zu unserer Welt: Erinnerungen an süßen Honig auf dem Frühstücksbrot, an die umschwirrten Bienenkörbe in Nachbars Garten, an so manchen schmerzhaften Stich beim Barfußlaufen im Gras und ganz generell an das sommerliche Brummen und Summen an Blumen und Bäumen. Zu einer Blüte gehört eben auch eine Biene.
Vor dem Hintergrund dieser Verbundenheit und Vertrautheit mit den Stechimmen erscheint der überdimensioniert auf dem Umschlag prangende Titel des Buches von Alison Benjamin und Brian McCallum bedrohlich: "Welt ohne Bienen". Auch der klein gehaltene Untertitel – "Wie das Sterben einer Art unsere Zivilisation bedroht" – hat nichts Beruhigendes. Was steckt hinter dieser düsteren Prophezeiung? Ist das Ganze womöglich ein fiktiver, im Reich der Insekten angesiedelter Endzeitroman?
Die Antwort lautet: Nein, leider nicht. Vielmehr geben die beiden Autoren – Journalisten und im Nebenberuf selbst leidenschaftliche Bienenzüchter – ein detailliertes, wissenschaftlich fundiertes Bild über ein ebenso reales wie bedrohliches Phänomen, das in den letzten Jahren in allen Erdteilen beobachtet wurde: CCD (Colony Collaps Disorder) – das bislang nicht eindeutig erklärbare Verschwinden und Sterben ganzer Stämme von Honigbienen. Es ist ein globales Massensterben, das viele Imker weltweit gemeldet haben.
Dass es sich dabei nicht um ein bedauerliches Randproblem für die globale Artenvielfalt handelt, machen Benjamin und McCallum gleich in den ersten beiden Kapiteln klar. Sie enthalten Abrisse zur Jahrtausende alten Kulturgeschichte Biene-Mensch – die ersten Imker gab es in Ägypten bereits 2400 v. Chr. – und zur wirtschaftlichen Bedeutung der Honigbiene. Und die ist enorm, denn achtzig Prozent der fremd bestäubten Blütenpflanzen sind auf Bienen angewiesen, Obstplantagen gibt es nur dank eifriger Nektar- und Pollensammlerinnen, und vom Honig ganz zu schweigen. Nach einer Studie der Cornell University in Ithaca ist die Bestäubung durch Bienen jährlich ganze sechzig Milliarden Dollar wert; eine Zahl, die für sich spricht.
Die folgenden sieben Kapitel enthalten Erklärungsansätze für das Völkersterben der staatenbildenen Hautflügler: Ist der durch gezielte Züchtung schrumpfende Genpool verantwortlich? Der Stress, den Bienen erleiden, wenn sie tausende Kilometer durchs Land gefahren werden, um Obstplantagen zu bestäuben? Der Kontakt mit fremden Krankheitserregern durch Importe in Länder, in denen ursprünglich andere Bienenarten vorherrschten? Könnten Pestizide wie die im Verdacht stehende Saatgutbeize "Gaucho" von Bayer CropScience oder gentechnisch veränderte Pflanzen, die zelleigene Insektizide produzieren, zum Massensterben führen? Die Auswirkungen von Viren, Pilzen, Bakterien und Parasiten wie der Varroa-Milbe werden ebenso diskutiert, wie der Mangel an Bienenweiden durch zunehmende Zersiedelung der Landschaft und Flächenversiegelung.
Im vorletzten Kapitel lassen die Autoren das Schreckensszenario schließlich real werden: Wie sähe eine Welt ohne Bienen aus? Die Auswirkungen auf die natürlichen Ökosysteme und die landwirtschaftliche Bestäubungsindustrie wären jedenfalls verheerend. Viele Pflanzen- und Tierarten würden mit der Biene untergehen, das Lebensmittelangebot für den Menschen würde drastisch eingeschränkt, viele Blüten aus dem Landschaftsbild verschwinden.
Doch das Buch endet hoffnungsvoll. Die Wissenschaft hat potenzielle Verursacher des Massensterben identifiziert, vielleicht findet sich bald ein Gegenmittel. Und viele Verbraucher und Supermarktketten bevorzugen mittlerweile biologisch angebautes Obst und Gemüse, was den Pestizidgebrauch eindämmt. Das Buch ist eine informative und wertvolle Lektüre, oft auch spannend, da die Autoren am Kapitelbeginn Probleme anhand konkreter Beispiele, gleichsam romanhaft beschreiben. Die Aussagen sind wissenschaftlich fundiert, eine große Zahl an Studien und Forschern wird zitiert, die Fakten und Zahlen verständlich in den Text eingebaut. Dem hohen fachlichen Anspruch entsprechend, gibt es auch ein Quellenverzeichnis und Register, dazu eine übersichtliche Chronik des Colony Collapse Disorder am Ende. "Welt ohne Bienen" ist ein Muss für Bienenforscher und -züchter. Aber es ist auch geeignet für alle Interessierten, für die die Biene schlicht zum sommerlichen Landschaftsbild gehört und die ihr Bewusstsein um die essentielle Bedeutung der Honigbiene für unsere Welt schärfen wollen.
Vor dem Hintergrund dieser Verbundenheit und Vertrautheit mit den Stechimmen erscheint der überdimensioniert auf dem Umschlag prangende Titel des Buches von Alison Benjamin und Brian McCallum bedrohlich: "Welt ohne Bienen". Auch der klein gehaltene Untertitel – "Wie das Sterben einer Art unsere Zivilisation bedroht" – hat nichts Beruhigendes. Was steckt hinter dieser düsteren Prophezeiung? Ist das Ganze womöglich ein fiktiver, im Reich der Insekten angesiedelter Endzeitroman?
Die Antwort lautet: Nein, leider nicht. Vielmehr geben die beiden Autoren – Journalisten und im Nebenberuf selbst leidenschaftliche Bienenzüchter – ein detailliertes, wissenschaftlich fundiertes Bild über ein ebenso reales wie bedrohliches Phänomen, das in den letzten Jahren in allen Erdteilen beobachtet wurde: CCD (Colony Collaps Disorder) – das bislang nicht eindeutig erklärbare Verschwinden und Sterben ganzer Stämme von Honigbienen. Es ist ein globales Massensterben, das viele Imker weltweit gemeldet haben.
Dass es sich dabei nicht um ein bedauerliches Randproblem für die globale Artenvielfalt handelt, machen Benjamin und McCallum gleich in den ersten beiden Kapiteln klar. Sie enthalten Abrisse zur Jahrtausende alten Kulturgeschichte Biene-Mensch – die ersten Imker gab es in Ägypten bereits 2400 v. Chr. – und zur wirtschaftlichen Bedeutung der Honigbiene. Und die ist enorm, denn achtzig Prozent der fremd bestäubten Blütenpflanzen sind auf Bienen angewiesen, Obstplantagen gibt es nur dank eifriger Nektar- und Pollensammlerinnen, und vom Honig ganz zu schweigen. Nach einer Studie der Cornell University in Ithaca ist die Bestäubung durch Bienen jährlich ganze sechzig Milliarden Dollar wert; eine Zahl, die für sich spricht.
Die folgenden sieben Kapitel enthalten Erklärungsansätze für das Völkersterben der staatenbildenen Hautflügler: Ist der durch gezielte Züchtung schrumpfende Genpool verantwortlich? Der Stress, den Bienen erleiden, wenn sie tausende Kilometer durchs Land gefahren werden, um Obstplantagen zu bestäuben? Der Kontakt mit fremden Krankheitserregern durch Importe in Länder, in denen ursprünglich andere Bienenarten vorherrschten? Könnten Pestizide wie die im Verdacht stehende Saatgutbeize "Gaucho" von Bayer CropScience oder gentechnisch veränderte Pflanzen, die zelleigene Insektizide produzieren, zum Massensterben führen? Die Auswirkungen von Viren, Pilzen, Bakterien und Parasiten wie der Varroa-Milbe werden ebenso diskutiert, wie der Mangel an Bienenweiden durch zunehmende Zersiedelung der Landschaft und Flächenversiegelung.
Im vorletzten Kapitel lassen die Autoren das Schreckensszenario schließlich real werden: Wie sähe eine Welt ohne Bienen aus? Die Auswirkungen auf die natürlichen Ökosysteme und die landwirtschaftliche Bestäubungsindustrie wären jedenfalls verheerend. Viele Pflanzen- und Tierarten würden mit der Biene untergehen, das Lebensmittelangebot für den Menschen würde drastisch eingeschränkt, viele Blüten aus dem Landschaftsbild verschwinden.
Doch das Buch endet hoffnungsvoll. Die Wissenschaft hat potenzielle Verursacher des Massensterben identifiziert, vielleicht findet sich bald ein Gegenmittel. Und viele Verbraucher und Supermarktketten bevorzugen mittlerweile biologisch angebautes Obst und Gemüse, was den Pestizidgebrauch eindämmt. Das Buch ist eine informative und wertvolle Lektüre, oft auch spannend, da die Autoren am Kapitelbeginn Probleme anhand konkreter Beispiele, gleichsam romanhaft beschreiben. Die Aussagen sind wissenschaftlich fundiert, eine große Zahl an Studien und Forschern wird zitiert, die Fakten und Zahlen verständlich in den Text eingebaut. Dem hohen fachlichen Anspruch entsprechend, gibt es auch ein Quellenverzeichnis und Register, dazu eine übersichtliche Chronik des Colony Collapse Disorder am Ende. "Welt ohne Bienen" ist ein Muss für Bienenforscher und -züchter. Aber es ist auch geeignet für alle Interessierten, für die die Biene schlicht zum sommerlichen Landschaftsbild gehört und die ihr Bewusstsein um die essentielle Bedeutung der Honigbiene für unsere Welt schärfen wollen.
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