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»Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt«: Wissenschaft schmackhaft serviert

Das Wissensmenü: Vorspeise, Hauptgang, Dessert und Geplapper zum Schluss.
Zwei Forscher arbeiten in einem Labor im Deutschland der 1930er Jahre.

Wenn Sie im Regen stehen, dann »halten Sie doch mal Ausschau nach Sternenrotz. Oder Teufelsdreck, Hexenkaas oder Zauberbutter«. Hört sich gefährlich an, ist aber tatsächlich harmlos und alles dasselbe, nämlich Bakterien, die durch Regen zu einer glibberigen Masse aufquellen, schreiben die Science Busters. Paracelsus hätte diese Masse für Ausscheidungen von Sternen gehalten, daher einer der Namen. Das ist aus astronomischer Sicht allerdings falsch, erklären die Autoren und Autorinnen und erzählen die Geschichte trotzdem, denn sie sei so schön geeignet für Small Talk. 

»Die schärfste Science Boygroup der Milchstraße«

Die ScienceBusters bestehen inzwischen aus drei Wissenschaftlerinnen, sechs Wissenschaftlern und einem Windhund, die auf witzige Art Wissen vermitteln und zu ihrem 15-jährigen Bestehen das Buch geschrieben haben. Die ScienceBusters treten regelmäßig in Bühnenshows auf, wo sie dann nicht nur Wissen in witzigen Portionen verteilen. Sie servieren nach ihrer Show für das Publikum »kosmische Cocktails, Schweinsbraten, Glühhendl« oder »Laugenstangerl gebacken und Eisbockbier kalt destilliert«. Zu Beginn hätten sie sich noch als »die schärfste Science Boygroup der Milchstraße« bezeichnet, aber da waren sie nur »Frontmen«. Jetzt wo auch »Frontwomen« dazugekommen sind, passe wohl »die Kelly Family der Naturwissenschaften« besser. Doch Spitzname hin oder her, die Science Busters zeigen, dass sie sich nicht ganz so wichtig nehmen – die Wissenschaft allerdings schon. 

Sie wollen aber nicht nur witzig sein, sie wollen Wissenschaft vermitteln – mit vielen Mitteln. Denn wer nichts weiß, muss alles glauben, so die Autoren. Beweist das Thema Elektrosmog. Sie meinen, die bisherige Wissenschaftskommunikation habe gezeigt, nur zu versuchen, etwas einfach zu erklären, führe eben nicht immer zum Erfolg. Und sie beweisen, dass ihre Art der Kommunikation nicht nur auf der Bühne klappt, sondern auch als geschriebener Text. Sie erzählen, was Nonnen mit der Verbreitung von Feigwarzen zu tun haben, warum Asteroiden immer in Kratern landen, von dunkler Energie, der Fusionsenergie, von »furztrockenen Archeetypen« an heißen Quellen in der Tiefsee, wie eine Blockchain funktioniert, Wissenswertes rund um das Thema Holz oder warum man bestimmte Brennnesseln nur mit Schweißerhandschuhen anfassen sollte. 

Sie lassen auch die schlechten Themen nicht aus, wie Klimakrise, Pandemien, Weltuntergänge und den Streit um Impfungen. Aber sie tun das immer mit einem Schmunzeln und so viel Spaß, dass man doch noch einmal gerne davon liest. Eine von den guten Nachrichten der ScienceBusters: Der Weltuntergang durch Einschlag eines Asteroiden wird wohl ausbleiben. Wobei sie am Ende des Buches den endgültigen Weltuntergang schon schildern. Aber bis die Sonne und alles andere untergehen, ist es ja noch einige Milliarden Jahre hin. 

Die einzelnen Kapitel sind wie ein Menü aufgebaut. Insgesamt kommen 16 Themen zu den 15 Jahren Science Busters von 2007 bis 2022 zusammen, jeweils angeordnet nach den Jahren. Als Erstes stehen im jeweiligen Kapitel Kurznachrichten, die irgendwie – manchmal weit hergeholt – mit dem Inhalt des Hauptganges zu tun haben oder aus dem Jahr der Kapitelüberschrift stammen. Beim Kapitel »Das Jahr 2018 | Ich und mein Holz« sind es drei kurze Meldungen: zum Tod von Hawking, zum Fund von ziemlich alten Fingerknochen einer Frau mit Neandertaler-Mutter und Denisovaner-Vater und zum Tod von Ingvar Kamprad, dem Gründer von Ikea.

Mal passen diese Art Appetizer mehr oder weniger zum Hauptteil, aber sie sind kurz, knapp und machen Appetit auf mehr. In dem Hauptteil schaffen sie es auch, Themen wie Kryptowährung, Fusionsenergie oder Schwarze Löcher jeweils auf wirklich verständliche Weise zu erklären und zugleich auf sehr witzige Weise. Der Kracher ist dann das Dessert: Wissen zum Angeben auf Partys, die »Small-Talk-Hilfe«. Da geht es – immer wissenschaftlich nachgewiesen – in aller Kürze darum, ob man sich von Furzen mit Corona anstecken kann, wie viel Urin so im Schwimmbecken herumschwappt, warum Hundekot im Wald kein guter Mist ist, warum Bienen auf Koffein stehen oder wie man es schafft, Asteroiden einen Namen zu geben. Zum Schluss folgt am Ende jedes Kapitels, was bei den ScienceBusters selber alles so in dem Jahr passiert ist. Man kann sich also aussuchen, was man vom Menü nascht. Auf das Dessert wird allerdings sicher kaum einer verzichten wollen.

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