Mit der Wissenschaft ist es wie mit dem Leben. Was macht sie interessant? Das Neue, das gesucht und gefunden wird. Was macht sie schmackhaft? Der deftige Disput. Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Hal Hellman hat nun zehn der größten neuzeitlichen Wissenschaftsdispute episodenhaft in einem Buch versammelt, und es ist ihm gelungen, auf dem schmalen Grad von wissenschaftlicher Authentizität und Vermittlung von Lesespaß zu bestehen.Seine Aufbereitung bedeutender Streitfälle ist brav („Urban der VIII gegen Galilei“) bis brillant („Wegener gegen alle: Die Kontinentaldrift“) — allein die Auswahl seiner Top-Ten-Titel erscheint nicht ganz einsichtig. Geht es hier wirklich um die „lebendigsten“ jemals ausgetragenen wissenschaftlichen Dispute? Wo bleibt dann beispielsweise der zwischen Einstein, Schrödinger, Bohr und Heisenberg ausgetragene Streit um die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik? Oder geht es um eine möglichst breite Themenstreuung — warum aber bleiben dann ganze Fachbereiche ausgespart? Gab es in der Chemie etwa nie nennenswerte Kontroversen?Wie dem auch sei: In jedem Fall ist der Anekdotenzyklus lesenswert, und nicht zuletzt liegt das daran, dass Hellman am Ende eines jeden Kapitels — ob es sich nun um Infinitesimalrechnung, Fossilien oder Gene dreht — den historischen Streitfall noch einmal mit dem heutigen Stand der Dinge in Beziehung setzt. Und so vermittelt er nicht nur historisches, sondern auch aktuelles Wissen.