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Astronomie: Ein Himmel voller Erden?

Sind wir allein im All? Oder kreisen irgendwo dort draußen Aliens auf erdähnlichen, lebensfreundlichen und wasserhaltigen Planeten ebenfalls um ihren Stern wie wir um die Sonne? Versuchen vielleicht gerade hunderte Zivilisationen in unserer Nähe, Kontakt mit uns aufzunehmen, und wir »hören« es einfach nicht? Oder sind wir in unserer Milchstraße die einzigen wirklich intelligenten Lebewesen, und die nächste hoch entwickelte Zivilisation befindet sich erst einen Galaxienhaufen weiter?
Astronomie: Ein Himmel voller Erden?

Veröffentlicht am: 27.09.2019

Laufzeit: 0:25:26

Sprache: englisch

Der Nobelpreis für Physik 2019 ging an die Entdecker des ersten Exoplaneten, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist, Michel Mayor und Didier Queloz sowie an den Kosmologen James Peebles. Diese Entdeckung hatte aber eine gewisse Vorgeschichte. Mit solchen Aspekten beschäftigte sich der Astronom Frank Drake schon Anfang der 1960er Jahre; und er entwarf die wohl folgenreichste völlig unbestimmte Formel der modernen Astronomie. Mit jener Gleichung wollte er die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, mit der wir zumindest prinzipiell mit anderen Lebensformen in den Tiefen des Alls in Kontakt treten könnten. Dazu gehörte insbesondere die Frage, wie viele lebensfreundliche Planeten es überhaupt gibt. Damals konnte man über Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nur spekulieren. Auch dank Drakes Formel hat die systematische Suche nach bewohnbaren Planeten mittlerweile zu Tausenden von Funden geführt, die mit Hilfe boden- und satellitengestützter Teleskopen möglich geworden sind. Dazu gehörte in jüngerer Vergangenheit ein Planet mit Wasserdampf. Selbst wenn es sich hierbei nicht um einen erdähnlichen Planeten handelt, sondern um einen neptunähnlichen, so ist diese Entdeckung doch bemerkenswert: Denn damit wurde gezeigt, dass sich mit heutiger Technik bereits Wasserdampf in einer Planetenhülle in über 100 Lichtjahren Entfernung nachweisen lässt.

Wie das Video sehr ausführlich darstellt, ist aus solchen Funden die Gesamtzahl an bewohnbaren Planeten in unserer Milchstraße nur schwer einzugrenzen: Zwar haben die Astrophysiker inzwischen etliche tausend Exoplaneten gefunden. Darunter sind jedoch nur wenige erdähnliche, und ihre Bewohnbarkeit lässt sich oft kaum abschätzen. Mit der kommenden Generation von Teleskopen wie dem Extremely Large Telescope und dem James Webb Space Telescope werden sich viele der offenen Fragen schon in einigen Jahren deutlich besser beantworten lassen. Ob nun ganz weit da draußen nicht nur grüner Schleim auf einer Planetenoberfläche herumsuppt, sondern vielleicht intelligente Riesenkäfer Radioschüsseln bauen, um damit mit uns und weiteren Spezies Kontakt aufzunehmen, steht noch einmal auf einem anderen Blatt geschrieben. Als Frank Drake seine Formel aufstellte, war die Rate bewohnbarer Planeten nur einer von mehreren unbekannten Faktoren. Es ging ihm um die Frage, mit wie vielen anderen Lebensformen in der Tiefe des Alls wir prinzipiell kommunizieren könnten. Deshalb schrieb er in seine Formel einige weitere Punkte, die heute immer noch völlig ungeklärt sind. Der eine betrifft die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf einem bewohnbaren Planeten tatsächlich Leben entwickelt.

Viele Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass früher oder später komplexe Chemie zumindest zu einfachen Lebensformen führt, wenn solche präbiotischen Prozesse nur lange genug vor sich hin köcheln. Solange wir nur das Leben auf der Erde kennen, könnte diese Einschätzung aber völlig danebenliegen. Die Suche nach Lebensformen (oder Spuren ihrer Überreste) an anderen Orten im Sonnensystem, wie etwa auf dem Mars oder dem Saturnmond Enceladus, könnte entscheidende Erkenntnisse bringen, wie oft sich Leben auf prinzipiell bewohnbaren Himmelskörpern entwickelt. Wir kennen vom Leben auf der Erde auch den Hang zur artentypischen Spezialisierung. Vermutlich dürfte diese Eigenart der biologischen Evolution ebenso auf anderen belebten Planeten stattfinden. Ob dabei jedoch zwangsläufig intelligente Lebewesen entstehen und technologisch hochstehende Zivilisationen, ist keineswegs ausgemacht. Hätte ein Alien die Menschen der Altsteinzeit – in kosmischen Maßstäben ein Wimpernschlag vor unserer Zeit – bei der Nahrungssuche beobachtet, wäre es wohl von ihrer Intelligenz nicht unbeeindruckt gewesen. Es hätte aber kaum versucht, mit ihnen über Raumfahrt zu reden.

Wie weitsichtig Drake war, zeigt sich auch am letzten Term seiner Gleichung: der durchschnittlichen Lebensdauer von Zivilisationen, die technologisch weit genug entwickelt sind, um interstellare Kommunikation mit Radio- oder Lasersignalen zu betreiben. Als er die Formel aufstellte, hatte nicht nur Sputnik gerade das Satellitenzeitalter eingeläutet. Vor allem waren der Kalte Krieg und das atomare Wettrüsten in vollem Gange. Auch wenn heute der Klimawandel stärker in den Medien präsent ist, der ebenfalls einen zivilisatorischen Rückschritt mit sich bringen kann, so ist die Gefahr durch Nuklearwaffen doch keineswegs gebannt: Im Nahen Osten droht ein brandgefährliches atomares Wettrüsten. Drake selbst hat sich persönlich stark für die Suche nach extraterrestrischen Lebensformen eingesetzt und unter anderem das bekannte SETI@Home-Projekt mit ins Leben gerufen.

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