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Tauredunum-Ereignis: Ein Tsunami auf dem Genfer See

Beim Wort Tsunami denken die meisten an Riesenwellen im Meer. Ein Tsunami am Genfer See scheint unvorstellbar. Doch eine wissenschaftliche Studie datiert ein solches Ereignis auf das 6. Jahrhundert – und macht deutlich, dass diese Gefahr die Ufer vieler Schweizer Seen jederzeit wieder heimsuchen könnte. Was genau hat die Naturkatastrophe im Mittelalter ausgelöst?

Im 6. Jahrhundert verursachte ein Bergsturz in einem Ort namens Tauredunum am östlichen Ende des Genfer Sees eine Flutwelle, die so riesig war, dass sie über die Genfer Stadtmauern schwappte und die ganze Stadt überflutete – so liest man es in einem damaligen Bericht des Bischofs von Tours, der im 19. Jahrhundert die Aufmerksamkeit von Geologen und Archäologen erregte. Die Forscher recherchierten jahrzehntelang ergebnislos.

Die Geschichte geriet schon fast in Vergessenheit, als 2010 zwei Forscherinnen der Genfer Universität zufällig auf ungewöhnliche Sedimentverschiebungen auf dem Seeboden stießen. Die einzig mögliche Erklärung für dieses Phänomen: der Tsunami aus dem Jahr 563.

In der Dokumentation lassen Regisseur Laurent Graenicher und Fachjournalist Pierre-Yves Frei die Menschen zu Wort kommen, die sich mit dem historischen Naturereignis befassen: Historiker, Archäologen, Geologen und Physiker rekonstruieren, wie es zu der verheerenden Katastrophe kommen konnte.

Tsunamis sind riesige Flutwellen von großer Zerstörungskraft. Sie kommen nicht nur an Küsten, sondern auch auf Binnengewässern vor; insbesondere an Bergseen. Anders gesagt: Das Tauredunum-Ereignis beeindruckt zwar durch sein Ausmaß, ist aber durchaus kein Einzelfall. Schwer zu glauben, dass sich die scheinbar friedlichen Wasserflächen, die heute oft als Naherholungsgebote dienen, unverhofft erheben könnten. Die wissenschaftlichen Ergebnisse jedenfalls sind handfest: Was gestern geschah, kann morgen wieder passieren.

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