Energiewende: Strom aus der Wüste
Das Projekt Desertec hatte genau das zum Ziel. Dieses unter deutscher Initiative vor rund zehn Jahren gestartete Gemeinschaftsunternehmen sollte Investoren, Energiefirmen und lokale Regierungen zusammenbringen, um die Solarkraft in der Sahara voranzubringen. Leider ist diese Initiative eingeschlafen und wurde Ende 2014 schließlich in ihrer ursprünglichen Form aufgelöst. Man war sich nicht einig darüber, wie der Bau und die rechtliche Lage solcher Kraftwerke aussehen sollte. Sollte man zuerst die lokalen Märkte bedienen oder den Strom nach Europa transportieren? Das Bevölkerungswachstum und der steigende Energieverbrauch in dieser Weltregion bedeuten natürlich, dass Solarkraft dort eine entscheidende Rolle bei der wirtschaftlich-gesellschaftlichen Entwicklung spielen wird. Heute werden von Marokko, das in dieser Hinsicht besonders fortschrittlich ist, über Ägypten bis in die Golfregion etliche Solarkraftwerke gebaut. Die Anfangsinvestitionen sind hoch, aber es rechnet sich: Solarstrom ist in sonnenreichen Regionen inzwischen die billigste Energieform überhaupt.
Das Video stellt die Frage, warum man nicht einfach die Sahara mit Solarkraftwerken überzieht. Dabei sind die im Video erwähnten Zahlen nicht ganz klar belegt. Angeblich müsste ein Viertel der Sahara mit Solarmodulen »zugepflastert« sein, um ausreichend Energie für die gesamte Weltbevölkerung zu liefern. Laut den Angaben des Desertec-Projekts sollte schon eine Fläche von 300 auf 300 Kilometern reichen, um die ganze Welt zumindest hypothetisch mit Solarstrom zu versorgen. Vielleicht haben die Macher des Videos die Stromversorgung auf den gesamten Primärenergieverbrauch hochgerechnet, zu dem neben dem Strom auch noch Treibstoffe für Verkehr und Wärmeenergie zählen. Und was ist mit den Transportverlusten? Das geht aus dem fachlich eher dünn untermauerten, dafür aber kunstvoll illustrierten Clip nicht hervor.
Es ist auch sinnvoll, Kraftwerke, gleich welcher Art, nicht allzu weit vom Verbraucher zu bauen. Beim Stromtransport geht über größere Distanzen immer ein gewisser Prozentsatz Energie verloren. Es gibt aber in allen Weltregionen größere Trockengebiete, die ohnehin entsprechend dünn besiedelt sind. Es muss also nicht unbedingt die Sahara sein. Die politisch unsichere Lage in den Ländern rund um die Sahara macht es zudem nicht leicht, sich für eine substanzielle Investition zu entscheiden. Denkbar ist neben der Stromproduktion auch die Erzeugung von Wasserstoff und vielleicht Methan, die auf Tankschiffen um die Welt transportiert werden könnten. Es gibt aber auch ganz andere innovative Ideen zur solaren Energieversorgung. Schweizer Forscher haben schwimmende Solarinseln entworfen, die Methanol produzieren. Und man kann Solarkraftwerke auch sehr gut mit Anlagen zur Trinkwassererzeugung kombinieren. Das ist vor allem in trockenen Gebieten sinnvoll, die sich ohnehin für Solarkraft anbieten.
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