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Onkologie: Immuntherapie: Maßgeschneiderte T-Zellen gegen Krebs

Ein vielversprechender Ansatz gegen besonders bösartige Krebserkrankungen. T-Zellen eines Patienten werden darauf abgerichtet, Krebszellen zu erkennen und zu vernichten.
Forschen gegen Krebs / Cancer research

Veröffentlicht am: 01.12.2017

Laufzeit: 0:11:37

Sprache: deutsch

Untertitel: englisch

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in Berlin-Buch ist eine von 18 Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Es verbindet die molekularbiologische Grundlagenforschung mit klinischer Forschung.

Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie – diese drei Säulen der Krebsbehandlung sind seit langem etabliert. Eine vierte Säule, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Immuntherapie. Sie existiert in verschiedenen Varianten, und manche davon werden bereits standardmäßig gegen bestimmte Krebsleiden eingesetzt.

Ein besonders vielversprechender Ansatz sind T-Zellen, die Forscher auf bestimmte Arten von Krebs "zuschneiden". Es handelt sich dabei um spezielle weiße Blutkörperchen, die eine Schlüsselrolle bei der Erkennung körperfremder Stoffe spielen und deshalb für unsere Immunabwehr unersetzlich sind. Einige von ihnen werden dem Patienten entnommen und dann, abhängig von der zu bekämpfenden Krebsart, mit einem Proteinkomplex, einem so genannten Rezeptor versehen. Sobald die veränderten Zellen wieder in den Körper injiziert werden, heften sie sich mittels des Rezeptors an eine bestimmte Stelle der Krebszellen und lösen dadurch ihre Zerstörung aus.

Ziel dieses gelungenen Kurzfilms über die Entwicklung einer solchen adoptiven T-Zell-Therapie am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) ist es nicht, die Methode in allen Details zu erläutern. Beispielsweise erklärt er nicht einmal einen wesentlichen Vorteil des Ansatzes: dass sich nämlich mit seiner Hilfe Krebszellen im gesamten Körper entdecken lassen, auch kleine und weit verstreute Metastasen. Stattdessen heißt es lediglich, dass die Methode "effektiv" sei. Vielmehr veranschaulicht er die Herangehensweise (mit farbigen Smarties) und illustriert (mit Aktenbergen), warum es viele Jahre dauern kann, bis Erkenntnisse der Grundlagenforschung auch beim Patienten ankommen.

Dieses Jahr startet an der Berliner Charité die erste klinische Studie zu der am MDC entwickelten Methode, 12 bis 15 Patienten sollen dabei behandelt werden. Wogegen genau, das erfährt man allerdings erst im Begleitmaterial. Die Therapie richtet sich gegen Zellen eines fortgeschrittenen Multiplen Myeloms, eine schwere Krebserkrankung des blutbildenden Systems. Diese Form von Krebs war bis vor wenigen Jahren lediglich mit einer Stammzelltransplantation behandelbar, bei der die Zellen des blutbildenden Systems des Patienten gegen diejenigen eines Spenders quasi ausgetauscht werden. Sie führt bei immerhin 20 bis 60 Prozent der Patienten zu einer Remission, die mehrere Jahre lang anhalten kann – diese Patienten sind zwar nicht genesen, zeigen aber keine Symptome mehr.

Wie sich die T-Zellen-Forschung am MDC von der Arbeit anderer Forschergruppen unterscheidet, erklärt MDC-Arbeitsgruppenleiter Thomas Blankenstein am Telefon: es ist der spezielle, auf das Multiple Myelom zugeschnittene Rezeptor. Zwar habe auch ein Team in den USA bereits eine adoptive T-Zellen-Therapie bei Patienten mit Multiplem Myelom angewandt. Weil dabei jedoch gleichzeitig eine Stammzelltransplantation durchgeführt wurde, ließ sich die jeweilige Wirkung der einzelnen Methoden kaum bemessen. Außerdem arbeiteten die amerikanischen Forscher mit einem anderen Rezeptor.

Das Ziel der Wissenschaftlerteams ist indessen dasselbe: Wenn sie ihre Patienten nicht gar heilen, so wollen sie doch zumindest ihre Lebenszeit unter lebenswerten Bedingungen verlängern.

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