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Ernährung: Ist Fleischkonsum ungesund?

Viele Horrorgeschichten kursieren über den Verzehr von Fleisch - hier eine Zusammenfassung der wissenschaftlich fundierten Studien.
Ernährung: Wie ungesund ist Fleisch wirklich?

Veröffentlicht am: 08.04.2020

Laufzeit: 0:09:10

Sprache: deutsch

Das 2013 von Philipp Dettmer und Stephan Rether gegründete Münchner Designstudio Kurzgesagt produziert für seinen YouTube-Kanal Kurzgesagt – In a Nutshell regelmäßig und sehr erfolgreich kurze Animationsfilme – in erster Linie zu wisssenschaftlichen Themen.

Die Diskussion um den Fleischkonsum hat in den letzten Jahren an Schärfe zugenommen. Auf der einen Seite beschweren sich Fleischliebhaber über Vegetarier und Veganer, ihnen ihr Steak madig machen zu wollen. Auf der anderen Seite werfen einige der Gemüseliebhaber den Fleischessern nicht nur vor, unseren Planeten zu ruinieren und der Tierquälerei Vorschub zu leisten, sondern betonen auch, dass Fleischkonsum schlicht ungesund und schädlich für den Körper sei. Hierzu existiert eine breite Palette an Studien, von denen allerdings viele – wie dieses Video wissenschaftlich treffend erklärt – methodisch nicht allzu aussagekräftig sind.

Kurz zusammengefasst lässt sich aus den Ernährungsstudien ableiten, dass Fleisch durchaus ein hochwertiger Lieferant von Nährstoffen ist, der allerdings nicht alle notwendigen Substanzen enthält, die man zum Leben braucht. Die Ausnahme hiervon besteht darin, wenn man – wie etwa die Inuit oder andere Naturvölker – das komplette Tier verwertet, was in Industriegesellschaften allerdings völlig unüblich ist. Mäßiger Konsum, auch von rotem Fleisch, ist gesundheitlich nicht bedenklich. Das Problem liegt allerdings im Verzehr von verarbeitetem Fleisch. Dies sind fertig aufbereitete Fleischprodukte und Wurstwaren, die mit Hilfe bestimmter Chemikalien haltbarer und schmackhafter gemacht werden. Dazu gehört auch das Pökeln, Einsalzen oder Fermentieren. Dabei gelangen Nitrate und Nitrite an das Fleisch, die das Risiko für Darmkrebs, Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfall deutlich erhöhen. Auch die Art der Tierhaltung selbst wirft ethische Fragen auf.

Ein wichtiger Punkt, der in diesem Video nur sehr kurz vorkommt, ist der riesige Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Nicht nur enge Ställe mit Tausenden von Tieren, sondern auch große Fischfarmen sind ideale Nährböden für alle möglichen Arten von Erregern. Viele von ihnen lassen sich nur mit einem breiten Spektrum von Antibiotika in Schach halten. Während der größte Teil der Bakterien daran zu Grunde geht, entwickeln einige wenige Erreger Resistenzen und setzen sich genetisch durch. Vor allem die gefürchteten multiresistenten Keime, die jedes Jahr in Krankenhäusern für viele Tote verantwortlich sind, sind durch den massiven Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung als Nebenprodukt »gezüchtet« worden. Gängige Antibiotika, die eigentlich für die Therapie kranker Menschen entwickelt wurden, sind durch den übermäßigen Gebrauch in der Massentierhaltung häufig wirkungslos geworden.

Ein anderer, nur kurz angeschnittener Punkt, ist der Effekt auf das Klima. Einerseits setzen vor allem Rinder große Mengen an klimaschädlichem Methan frei. Andererseits werden zahlreiche schützenswerte und artenreiche Waldgebiete wie etwa der Amazonas-Regenwald stark abgeholzt, um für Weideflächen oder Sojaplantagen Platz zu machen. Das Soja wird als Kraftfutter unter anderem an europäische Mastbetriebe verkauft. Kritiker des Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen Europa und Südamerika befürchten eine deutliche Ausweitung dieser Praktiken. Ob man nun Fleisch isst, welches Fleisch man dabei bevorzugt und wie viel Fleisch welcher Art man konsumiert, bleibt natürlich eine Frage der individuellen Abwägung. Es kann aber nicht schaden, sich hin und wieder nicht nur die Wirkung auf den eigenen Körper, sondern auch die Auswirkungen der Massentierhaltung vor Augen zu führen.

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