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Ökosysteme: Korallen aus dem 3-D-Drucker

Ausgerechnet Plastik kann dabei helfen, ökologische Schäden in den Meeren zu beheben. Im Video wird erklärt, wie Forscher durch Korallen aus Kunststoff Fischen ein neues Zuhause bauen.
Ökosysteme: Korallen aus dem 3-D-Drucker

Veröffentlicht am: 08.10.2019

Laufzeit: 00:01:00

Sprache: Englisch UT

Korallenriffe sind durch den Einfluss des Menschen so stark bedroht, dass zukünftige Generationen sie vielleicht nur noch aus Filmen und Erzählungen kennen werden. Der Tod der Korallen wird dabei auch komplexe Ökosysteme mit einer enormen Artenvielfalt drastisch verändern. Forscher der University of Delaware haben nun eine Idee, wie das verhindert werden kann: durch Ersatzkorallen aus Plastik, die sie mit einem 3-D-Drucker herstellen. Die künstlichen Strukturen sollen Teile des Korallenriffs ersetzen und Fischen zeitweilig ein neues Zuhause bieten. Die Ersatzkorallen sollen außerdem eine Basis bilden, auf der sich natürliche Korallen ansiedeln und wachsen. Auf diese Weise sollen die Riffe wieder genesen.

Die Verschmutzung der Meere mit Plastik ist ein eigenes Problem – und so stellten die Forscher um Danielle Dixson die Kunstkorallen zunächst testweise aus verschiedenen Plastiksorten her, um zu untersuchen, wie die Fische darauf reagieren. Zum Einsatz kamen unter anderem auf Polystyrol basierende Plastiksorten und Bioplastik auf der Grundlage von Maisstärke. Letzteres zersetzt sich für lange Zeiträume auf natürlichem Weg und ist ungefährlich für Meeresbewohner. Die ersten Feldversuche mit den biologisch abbaubaren Plastikkorallen verliefen anschließend erfolgreich: Mönchskopffische, die natürlichen Bewohner von Korallenriffen, machten im Experiment keinen Unterschied zwischen künstlichen und natürlichen Korallen. Den Meeresbewohnern ist relativ egal, ob die Koralle aus natürlich gewachsenem Kalkstein oder aus Plastik besteht. Sie suchen dort in erster Linie Schutz vor Räubern. Auch Korallenlarven siedelten sich erfolgreich auf der künstlichen Korallenbasis an.

Die Idee, künstliche Schutzräume als Ersatz für die Riffe zu nutzen, ist nicht neu. Doch in der Vergangenheit schlug sie einige Male fehl. Das künstliche Osborne-Riff vor der Küste Floridas wurde in den 1970er Jahren um zwei Millionen Autoreifen erweitert, in der Hoffnung, dass sich auch auf diesen Korallen ansiedeln. Das geschah aber nicht, und ein Hurrikan schwemmte die Reifen weit fort. Dabei zerstörten die abgetriebenen Reste schließlich sogar andere, natürliche Korallenriffe. Ebenfalls in den 1970er Jahren wurde das Biorock-Verfahren entwickelt. Mit dieser Technik scheiden sich Kalziumsalze an einem stromdurchflossenen Metallträger im Meerwasser ab und schaffen so allmählich einen Unterbau für Korallen. Diese Technik erwies sich als erfolgreich, war aber natürlich auch energieaufwändig.

Die nun vorgestellte Methode der Forscher aus Delaware ist dagegen weder umweltschädlich noch energieaufwändig – und die erfolgreichen Feldversuche lassen es sinnvoll erscheinen, den Heilprozess von Korallenriffen damit zu unterstützen. Die eigentliche Ursache des Problems – das Aussterben der Korallen durch die Übersäuerung der Meere und andere menschliche Einflüsse – wird so allerdings nicht angegangen.

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