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Meeresbiologie: Riesenkalmar in den Tiefen des Ozeans gefilmt

Sieben Jahre nach dem ersten Video eines Riesenkalmars in seiner natürlichen Umgebung hat eine spezielle Kamera erneut eine Aufnahme - nun erstmals in US-amerikanischen Gewässern - der kamerascheuen Tiere erhascht. Sie dauert 25 Sekunden.
© NOAA
Meeresbiologie: Riesenkalmar in den Tiefen des Ozeans gefilmt

Veröffentlicht am: 21.06.2019

Laufzeit: 0:00:25

Lange Zeit bekam die Menschheit nur tote Exemplare des Riesenkalmars zu sehen. Erstmals fotografiert wurde diese Art im Jahr 1873. Der kanadische Pfarrer Moses Harvey kaufte damals ein totes Exemplar des seltenen Meerestiers von einem Fischer. Dann hängte er es zu Hause über seine Badewanne und fotografierte es. In den darauf folgenden 130 Jahren sind weder die Riesenkalmare zugänglicher noch die Menschen viel intelligenter geworden. Die erste Videoaufnahme des Riesenkalmars gab es erst 2006 in Japan. Das Tier wurde von dem Forscherteam an die Oberfläche gezerrt und ist dabei gestorben.

Respektvoller ist nun das Team der Ocean Research & Conservation Association (ORCA) vorgegangen. Um den Riesenkalmar aufs Bild zu locken, haben sie die »Medusa« entwickelt: ein quadratisches Gerät mit Kamera und einer »eJelly«, die vom Verhalten der Atolla-Quallen inspiriert ist. Wenn Atolla-Quallen angegriffen werden, beginnen sie zu leuchten. Das soll größere Raubtiere anlocken, die dann wiederum den Angreifer der Qualle attackieren und diese damit vor dem Tod retten. Zu den unfreiwilligen Beschützern gehört auch der Riesenkalmar, längstes wirbelloses Tier der Erde, das bis zu 12 Meter lang und über 200 Kilogramm schwer werden kann. Das Leuchten der Qualle hat das ORCA-Team mit einer beleuchteten transparenten Kugel imitiert, die an der »Medusa« installiert ist. Wie die Gruppe nun auf der Website der NOAA, der US-amerikanischen Meeresforschungsbehörde, mitteilt, hat diese Spezialkamera zum zweiten Mal einen Riesenkalmar in seiner natürlichen Umgebung abgelichtet – das erste Mal 2012 in Japan und nun 160 Kilometer vor der US-amerikanischen Golfküste. In einer Tiefe von 759 Metern schlingt er seine langen Arme um die »eJelly« und verschwindet dann wieder in der Dunkelheit des Ozeans. Dabei handelte es sich um einen nur drei Meter langen Kalmar, vermutlich ein Jungtier.

Trotz ihrer vielen Fangarme sind Kalmare übrigens keine Kraken. Zwar gehören beide zur Unterklasse Coleoidea (Tintenfische), jedoch haben Kalmare – groß oder klein – insgesamt zehn Fangarme, von denen zwei deutlich länger und schlanker sind als die anderen. Kraken hingegen besitzen, wie ihr griechischer Name Octopoda besagt, acht Arme. Doch nicht nur mit anderen Meerestieren wird der Riesenkalmar verwechselt. Mit seinen Augen in der Größe von Frisbeescheiben und seinem langen Körper und den langen Fangarmen soll er Legenden von Seeschlangen inspiriert haben, die schon vor dem ersten Bild von 1873 überaus beliebt waren. Vielleicht ist also auch Nessie nur ein Kalmar? Oder doch ein Oktopus?

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