Filmkritik: "Battleship": Nachricht an Außerirdische
Im Jahr 2018 will Douglas Vakoch, Gründer von METI International, einen Gruß an mögliche Aliens ins All schicken. Nicht alle Experten halten es aber für eine gute Idee, die Suche nach extraterrestrischen Intelligenzen (Search for Extraterrestrial Intelligence, SETI) durch den gezielten Versand von Nachrichten (Messaging Extraterrestrial Intelligence, METI) zu beschleunigen. Die Diskussion schlägt zur Zeit entsprechend hohe Wellen.
Schon 2012 lieferte der Blockbuster-Film "Battleship" einen nicht ganz ernsthaften, aber – unter manchen Aspekten – durchaus sehenswerten Beitrag zu dieser Debatte. An der Oberfläche gleicht die aufwändige 208-Millionen-US-Dollar-Produktion der Universal Studios einer atemlosen Jagd über einen altertümlichen Jahrmarkt mit Schießbuden und Geisterbahnen, unterlegt mit schrillen Tönen und lauter Musik und bevölkert von klischeehaften, aber immerhin bunten Charakteren.
Zumindest ansatzweise leisteten sich die Produzenten aber tatsächlich eine wissenschaftliche Beratung. Am Anfang steht ein Funksignal an einen erdähnlichen Exoplaneten, der in der habitablen ("bewohnbaren") Zone eines wenige Lichtjahre entfernten Sterns kreist. Sechs Jahre später taucht als Antwort außerirdisches Militär auf der Erde auf.
Tatsächlich warnen prominente Wissenschaftler seit Jahren vor genau dieser Gefahr. Stephen Hawking wies bereits 2010 darauf hin, dass der Kontakt mit Europäern auch für die Ureinwohner Amerikas kein gutes Ende genommen habe. Man sollte ergänzen, dass Europäer den Ureinwohnern auf der gesamten Welt in den letzten vierhundert Jahren massiven Schaden zugefügt haben.
Im Februar 2015 nahmen daher unter anderem der Unternehmer Elon Musk und der Science-Fiction-Autor Gregory Benford die Ureinwohner-Perspektive ein und plädierten dafür, keine Einladungen ins Weltall zu verschicken, ohne vorher eine ausführliche gesellschaftliche Debatte zu initiieren. "Die Reaktionen von außerirdischen Intelligenzen auf eine Nachricht von der Erde sind unvorhersehbar", schrieben sie. "Wir wissen nichts über ihre Absichten und Fähigkeiten und können nicht sagen, ob sie freundlich oder feindlich sind."
Douglas Vakoch hingegen will Aliens an unseren Tisch bitten, ohne zu wissen, ob sie uns als Gastgeber oder als Hauptgericht betrachten. Seine Radiobotschaft wird einen noch auszuwählenden nahen Stern anpeilen, der von einem (möglicherweise) lebensfreundlichen Planeten umkreist wird. Im Film schicken die Aliens auf eine solche Aufforderung hin nur einen militärischen Stoßtrupp (der übrigens unrealistisch schnell eintrifft, wenn man bedenkt, dass Proxima Centauri b, der nächste möglicherweise bewohnbare Planet, immerhin 4,2 Lichtjahre entfernt ist). In der Realität sind aber auch schlimmere Szenarien denkbar. Schließlich ließe sich der immense Energieaufwand für eine solche Reise kaum allein durch den Wunsch nach Kontaktaufnahme zu neuen Nachbarn rechtfertigen.
Beim Entwurf ihrer Aliens haben sich die Produzenten von "Battleship" ebenfalls einige Gedanken gemacht. Ihre humanoiden Zweibeiner sind unter einem Zentralgestirn aufgewachsen, das deutlich schwächer glimmt als unsere Sonne – ihre Pupillen sind darum vorwiegend auf Nachtsicht ausgelegt. Auch die quadratischen Handflächen, mit je einem Finger an jeder Ecke, würden aus biomechanischer Sicht durchaus funktionieren. Vor allem aber sind sie nicht von blindem Zerstörungswillen beseelt, sondern agieren diszipliniert und zielstrebig. Was wir aus "Battleship" tatsächlich lernen können: Aliens sind auch nur Menschen. Ihre Invasion misslingt spektakulär, weil eines ihrer Raumschiffe abstürzt und sie improvisieren müssen.
Erstaunlich realistisch wirkt die beeindruckende CGI-Technik. Jüngere Produktionen wie "Inception" (2010), "Gravity" (2013) oder eben "Battleship" sind Meilensteine auf dem Weg zu Realfilmen, die komplett im Computer berechnet werden.
Der Film ist nicht jedermanns Sache, vor allem sollte ihn niemand zu ernst nehmen. Wen auch der dick aufgetragene Patriotismus nicht abschreckt, dem empfehle ich, Popcorn in die Mikrowelle zu schieben, die Nachbarn zu warnen und die Lautstärke auf Anschlag zu drehen. Und anschließend an der Debatte über die Vakoch'schen Pläne teilzunehmen.
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