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Phonetik: Opernarie im Scanner

Der Bariton Michael Volle gibt im Magnetresonanztomografen Wagner zum Besten.
Michael Volle singt "Lied an den Abendstern" im MRT

Universitätsklinikum Freiburg

Veröffentlicht am: 09.05.2016

Laufzeit: 0:01:18

Sprache: ohne gesprochene Sprache

Das Universitätsklinikum Freiburg ist das drittgrößte Klinikum Deutschlands und gehört zur 1457 gegründeten Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Sagen Sie einmal laut und langsam "Haaaaalloooo", als würden Sie das Wort singen. Achten Sie dabei genau auf die Bewegungen der Lippen, der Zunge und des Kiefers. Was Sie da erspüren, ist, was Linguisten "Artikulation" nennen: Aus den Luftschwingungen, die die Stimmbänder erzeugen, bildet unser Sprechapparat die Laute, mit denen wir kommunizieren.

Was hinter dem Vorhang unserer Lippen genau geschieht, lässt sich erst dank neuerer bildgebender Verfahren im Detail erforschen. Heute erlaubt es die so genannte dynamische Kernspintomografie, den Sprechapparat von Sängern und Rednern zu untersuchen, ohne dass man ihnen dazu eine Kamera in den Mund halten müsste. Das Video ist das Resultat einer solchen Aufnahme. Der berühmte Bariton Michael Volle gibt hier die Arie "O Du, mein holder Abendstern" aus Richard Wagners Tannhäuser zum Besten, in einem MRT-Scanner liegend und begleitet vom unvermeidlichen Knattern der Maschine.

Das Video haben Forscher um Bernhard Richter aufgenommen; der Leiter des Instituts für Musikermedizin des Uniklinikums Freiburg ist selbst ausgebildeter Sänger. In einer Studie, die die Mediziner im Jahr 2016 veröffentlichten, baten sie professionelle Sänger wie Volle, sich in einen Kernspintomografen zu legen und dort Tonleitern auf dem Vokal "a" zu singen. Anhand der Videoaufnahmen fand das Team heraus, wie sich die Artikulation des Vokals mit dessen Lautstärke und Tonhöhe verändert. So öffneten sich etwa die Lippen bei höheren Tönen stärker. Bislang können beispielsweise Gesangspädagogen über das Zustandekommen von Stimme kaum anders als in Bildern und Metaphern sprechen – ihr Vokabular dürfte durch die Freiburger Grundlagenforschung also künftig erweitert werden.

Das Video hat es in sozialen und journalistischen Medien mittlerweile zu einiger Prominenz gebracht. Sehenswert ist es unter anderem auch deshalb, weil man sieht, mit welcher Präzision Zunge und Gaumen den Hohlraum formen, in dem die Vokale entstehen. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass wir hinter unseren Lippen auf einem hochkomplexen Instrument spielen.

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