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Anti-CDU-Video: Rezo wissenschaftlich überprüft

Wissenschafts-Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim sowie Mediziner und Autor Eckart von Hirschhausen überprüfen die Klima-Aussagen im Video von Rezo.
© MaiLab
Rezo wissenschaftlich überprüft

Über sieben Millionen Abrufe in gerade einmal acht Tagen: In dem ebenso furiosen wie umstrittenen Rundumschlag des Youtube-Profis Rezo gegen die CDU entlädt sich der lange angesammelte Frust gleich mehrerer Generationen, die sich und ihre Themen von Regierung und Politik missachtet sehen. Doch ist seine Kritik auch berechtigt – und stimmen die Fakten, die er anführt? Eines der Themen, das der 26-Jährige über mehr als zehn Minuten seines insgesamt 55-minütigen Videos ausführlich behandelt, ist der Klimawandel und -schutz – jenes Thema, für das jeden Freitag auch in Deutschland zehntausende junge Menschen auf die Straße gehen und dafür aus der Politik mal belächelt, mal belehrt, mal beschimpft werden.

Die Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim hat die auf den Klimawandel bezogenen Passagen des Videos von Rezo im Detail ausgewertet und zwölf konkrete Aussagen überprüft. Darunter sind nicht nur einfache Informationen über die globalen Durchschnittstemperaturen und ihre Ursachen – die sich als korrekt wiedergegeben erweisen –, sondern ebenso solche über die Folgen des Klimawandels für Natur und Mensch, über die teilweise auch in der Wissenschaft selbst noch einige Uneinigkeit herrscht. So zum Beispiel im Fall von extremen Wetterereignissen, die Rezo pauschal dem Klimawandel zuschlägt – was aber so einfach wiederum nicht ist, wie Mai Thi erklärt.

Uneingeschränkte Zustimmung bekommt Rezo dagegen für die These, die schon jetzt extrem erhöhten Aussterberaten hingen mit dem Klimawandel zusammen – ausgerechnet das aber stimmt so nicht. Die bei Weitem bedeutendste Ursache für das bisherige Verschwinden von Arten ist die Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Menschen und eingeschleppte Arten; bisher sind nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen der Klimawandel eine Art verschwinden ließ. Erdgeschichtlich betrachtet ist Rezos These allerdings korrekt – die großen Massenaussterben gingen allesamt auf dramatische Veränderungen des globalen Klimas zurück. Doch derzeit spielt dieser Effekt (noch) eine geringe Rolle.

»Stellt euch vor, Politiker müssten für jede ihrer Aussagen Quellen verlinken«

Wobei Erdgeschichte anscheinend bei Rezos Recherche nur einen recht kleinen Raum einnahm; das merkt man an der einen oder anderen Ungenauigkeit auf diesem Gebiet. Dass der Klimawandel ab einer bestimmten Grenze »irreversibel« und die Welt dann »kaputt« sei, mag aus der Sicht menschlichen Zeit- und Weltverständnisses eine nachvollziehbare – wenn auch verkürzte – Aussage sein. Fakt ist: In fünf Millionen Jahren sieht man davon nichts mehr.

Das geht aber auch über den Rahmen einer politischen Wutrede ein wenig hinaus. Insgesamt halten Rezos Aussagen über den Klimawandel einer Überprüfung im Großen und Ganzen stand. Insofern dürfte es für viele Menschen durchaus hilfreich sein, dass Mai Thi Nguyen-Kim mit Unterstützung des Publizisten und Moderators Eckart von Hirschhausen hier nicht nur den Daumen über die einzelnen Aussagen hebt und senkt, sondern zusätzlich Kontext und Erläuterungen bietet. Insgesamt bekommt Rezo ein ordentliches Zeugnis ausgestellt, was seine Bezugnahme auf wissenschaftliche Quellen zu seinen Aussagen zum Klimawandel angeht.

Zwischenzeitlich gibt es außerdem eine ausführliche Antwort der von Rezo an den Pranger gestellten CDU, die auch Aussagen zum Klima enthält. Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, kommt hier wiederum zu dem Fazit, in den Ausführungen der CDU seien »keine belastbaren Aussagen« enthalten, »welche die Inhalte in Bezug auf Klimaschutz des Videos von Rezo substanziell widerlegen«.

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