Raumfahrt: The Eagle has landed – on your desktop
"HIT VERB 77" .. "FLIGHT FIDO" .. "MSFN shows we are maybe a little low" .. "Rog" .. "Okay. Sequence camera coming on" .. Alles klar?
Kein Wunder, wenn Ihnen diese vor fast fünfzig Jahren gesprochenen Worte kryptisch vorkommen, aber auch kein Grund zu verzagen. Denn jetzt können Sie herausfinden, worum es ging, und dabei retrospektiv einer historischen Tat beiwohnen: der ersten Landung von Menschen auf dem Mond. Dank der preisgekrönten Website firstmenonthemoon.com, die der texanische Software-Entwickler Tyler Ham fabriziert hat, kann jeder Internetnutzer quasi live dabei sein, wenn Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin ihre Landefähre "Eagle" hinab ins Meer der Ruhe steuern. Jedenfalls dann, wenn er sich dieses durchaus reizvolle, aber auch etwas nerdige Multimediaerlebnis antun will.
Für die recht dramatischen letzten 20 Minuten vor der Landung verdichtete Ham alle verfügbaren Public-Domain-Daten von mehreren Nasa-Websites zu einem manchmal zwar schwer verständlichen, aber trotzdem sehr beeindruckenden Geschehen. So gibt es herrlich verrauschte Audio-Mitschnitte aus dem Funkverkehr der Kontrollwarte, welche sowohl mit dem Lander als auch mit dem im Orbit kreisenden Columbia-Modul in Kontakt steht. Auch die interne Kommunikation in Houston kann man mitverfolgen.
In der Bildmitte läuft der Film der "sequence camera", vor der die Krater der immer näher kommenden Mondlandschaft vorüberziehen. Diesen Blick hatten auch die Astronauten am 20. Juli 1969, als sie aus den dreieckigen Fenstern des "Eagle" schauten. Im unteren Feld der Website sind auf einem Zeitstrang besonders wichtige Momente des Manövers markiert, zu denen man per Klick direkt springen kann. So warnt beispielsweise die Bodenkontrolle mehrmals vor geringen Spritreserven der Landefähre. Als Pilot Buzz Aldrin sicher aufsetzt, verbleibt ihm denn auch für weniger als 30 Flugsekunden Treibstoff im Tank. Kommandant Armstrongs Herzschlag, auch das dokumentiert die Website, überschreitet zu diesem Zeitpunkt 150 Schläge pro Minute.
Apollo-Fans kommen an firstmenonthemoon.com sicher nicht vorbei, aber auch moderat interessierte Zeitgenossen dürften den Retro-Charme der frühen Raumfahrtjahre genießen – und das völlig entspannt bei ruhigem Puls.
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