Filmkritik: "Die Zukunft ist wild": Wie sieht das Leben in 200 Millionen Jahren aus?
Wagen wir einen Blick in die Zukunft der Evolution: In fünf Millionen Jahren begegnen wir auf der Erde möglicherweise so bizarren Tierarten wie metergroßen Wollratten, Schneeschleichern und dem so genannten Phantom der Meere. Riesige, aber flugunfähige Vögel, die Tölpelwale, haben den Platz der See-Elefanten eingenommen. Und in zweihundert Millionen Jahren mag es landlebende Kopffüßer von fünf Metern Größe geben, die auf Elefantenfüßen durch Regenwälder stapfen.
Dass dies so kommt, ist alles andere als sicher. Wissenschaftlich plausibel ist es aber allemal. Für "Die Zukunft ist wild", eine BBC-Produktion von 2002, wurden zahlreiche renommierte Forscher etwa von der Stanford University oder dem britischen Naturkundemuseum als Berater gewonnen. Allesamt Spezialisten für bestimmte Tier- und Pflanzenarten, erarbeiteten sie mögliche Evolutionslinien von heutigen Kreaturen, die das Filmteam mithilfe der – damals – besten verfügbaren Tricktechnik dann zum Leben erweckte.
Die Fernsehserie mit ihren 13 je viertelstündigen Episoden im Stil einer Dokufiction ist, auch wenn die eingesetzte Animationstechnik nicht mehr ganz up to date erscheint, ungeheuer eindrucksvoll anzusehen. Natürlich mussten ihre Macher einige spekulative Annahmen treffen: Menschen etwa kommen in den Filmen nicht vor, sie sind lange ausgestorben. Auch gehen sie davon aus, dass keine weiteren Tiere mehr eine höhere Intelligenz und eine technische Zivilisation entwickeln.
Aber selbst globale Klimaveränderungen haben sie auf der Rechnung. In fünf Millionen Jahren erfasst im Film darum eine neue Eiszeit die Erde. Und in 200 Millionen Jahren haben sich die Landmassen weiter bewegt und sind schließlich zu einer neuen Pangaea, einem Superkontinent, verschmolzen. (Auch dieser ist keine wilde Spekulation, wie etwa Christopher R. Scotese von der University of Texas hier und hier in Simulationen zeigt.)
Wer sich für die Zukunft der Evolution interessiert, ist mit dieser Serie also bestens bedient. Bei allem Unterhaltungswert erklärt sie genau, wie neue Lebensräume und Ökosysteme entstehen und von speziell angepassten Lebewesen erobert werden, warum ihre evolutionäre Anpassung an neue Lebensbedingungen überhaupt denkbar ist und welche anatomischen und funktionellen Veränderungen dafür nötig sind.
Die Zukunft ist wild. DVD oder VoD. 13 Folgen zu je 15 Minuten. Produktion: BBC / ZDF / Arte / ORF und andere. Regie: John Adams.
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