Direkt zum Inhalt

Wir werden alle sterben: Woher die Winterdepression kommt – die WWAS-Weihnachtsfolge

Im Winter fallen viele Menschen in ein Stimmungstief. Ursache ist vermutlich das Hormon Melatonin, dessen Produktion vom Licht gesteuert wird.
© Lars Fischer
Woher die Winterdepression kommt – die WWAS-Weihnachtsfolge

Veröffentlicht am: 16.12.2017

Laufzeit: 0:07:45

Sprache: deutsch

Wir Werden Alle Sterben ist der Wissenschafts-Videocast auf Leben und Tod der Spektrum-Redakteure Mike Beckers und Lars Fischer.

Um Weihnachten herum sind die Tage besonders kurz und düster, und das schlägt aufs Gemüt. Wie sehr wir das Licht schätzen und brauchen, zeigt sich in all den Kerzen und Lichterketten, die wir zu dieser Jahreszeit aufstellen, um Licht und Wärme in die dunkle Jahreszeit zu bringen.

Denn die Finsternis tut uns nicht gut – und das hat mit dem Hirnstoffwechsel zu tun. Im Winter lassen Energie und Antrieb nach, viele Menschen fallen in ein Stimmungstief. Ursache ist vermutlich das von der Zirbeldrüse im Gehirn produzierte Hormon Melatonin, dessen Produktion vom Licht gesteuert wird.

Melatonin steuert seinerseits den Schlaf-Wach-Rhythmus im Körper, unter anderem, indem es die "inneren Uhren" verschiedener Organe mit dem zentralen, lichtgesteuerten Taktgeber im Gehirn synchronisiert. Seine Konzentration schwankt im Tagesverlauf um bis zum Zwölffachen. Nachts um drei ist der Spiegel am höchsten, wir sind schläfrig und unkonzentriert. Daher ist auch das Risiko für Unfälle nachts gegen drei Uhr am höchsten.

Wenn Tageslicht fehlt, haben wir aber auch tagsüber mehr Melatonin im Blut als uns gut tut. Zusätzlich ist die Konzentration an Serotonin im Winter niedriger als im Sommer, und Serotonin macht nicht nur wach, sondern hebt auch die Stimmung. Das Ergebnis: Im Winter fühlen wir uns müde und unmotiviert und es geschieht häufiger, dass wir traurig und niedergeschlagen sind.

Das ist ganz normal, allerdings kann diese Niedergeschlagenheit bei einigen Menschen erhebliche Ausmaße annehmen. Eine Winterdepression unterscheidet sich in einigen Details von der klassischen Depression, man schläft mehr und entwickelt statt Appetitlosigkeit einen Heißhunger auf Süßigkeiten.

Auch eine Winterdepression sollte man, wenn sie größere Ausmaße annimmt, unbedingt ernst nehmen und im Zweifel behandeln lassen. Erfreulicherweise kommt man sehr einfach an die Ursache ran, erste Wahl bei der Behandlung ist die Lichttherapie mit einer Tageslichtlampe. Auch Antidepressiva werden eingesetzt. Studien zeigen, dass die Serotonintransporter der Zellen bei Dunkelheit besonders aktiv sind und deswegen das Hormon aus dem Blut ziehen. Deswegen sind Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei dieser Depression Mittel der Wahl.

Den meisten Menschen allerdings helfen gegen das hormonbedingte Stimmungstief in der dunklen Jahreszeit die bewährten Mittel: Schokolade, gute Gesellschaft und ganz viele Kerzen. Weihnachten eben. Für alle, die das nicht tröstet, habe ich noch zwei gute Nachrichten: Erstens ist der Dezember der Monat mit den wenigsten Suiziden. Und zweitens kommt der nächste Frühling ganz bestimmt. Und damit wünsche ich euch allen ein frohes Fest.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.