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Planet Erde: 10 großartige Erfolge des Naturschutzes

Tierherden in der Serengeti

Umweltverschmutzung, Artensterben, tote Riffe oder der Klimawandel bestimmen die Nachrichten. Dabei haben Ökologen in den letzten Jahrzehnten auch einige Erfolge vorzuweisen. Costa Ricas Regenwälder, Rückkehr der Adler, Wale oder der saubere Rhein – wenn die Menschheit will, kann sie die Umwelt tatsächlich bewahren. Wir stellen zehn Beispiele aus aller Welt vor, die Hoffnung machen.

Goldenes Löwenäffchen – Botschafter des atlantischen Regenwalds |

Vielleicht sieben Prozent des atlantischen Regenwalds in Südamerika stehen noch. Einst zog er sich vom Nordosten Brasiliens hinab bis nach Argentinien und Uruguay, doch der Wald musste Zuckerrohr und Viehweiden weichen: Er gilt heute als eines der am stärksten bedrohten Ökosysteme der Erde. Das trifft natürlich auch auf viele seiner Arten zu, die oft nur hier existieren, wie etwa das Goldene Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia). Trotzdem bieten diese Affen einen Grund zur Hoffnung. Anfang der 1980er Jahre lebten vielleicht noch 200 Tiere in freier Wildbahn – in meist recht kleinen, zerstückelten Waldgebieten ohne Kontakt zueinander und zusätzlich bedroht durch Wilderei. Dann jedoch begann ein sehr erfolgreiches internationales Zuchtprogramm in Zoos, wo der Bestand rasch anwuchs. Dank der Nachzuchten konnten erste Löwenäffchen in geeigneten Waldschutzgebieten ausgewildert werden – wo sie sich weiter vermehrten. Heute existieren wieder mehrere tausend Tiere in Freiheit. Neu angepflanzte Waldkorridore sollen einen Austausch zwischen den einzelnen Populationen ermöglichen. Die Goldenen Löwenäffchen gelten heute als Botschafter des atlantischen Regenwalds.

Der Rhein – nach der Katastrophe ging es aufwärts |

Der 1. November 1986 ist ein besonderes Datum für den Rhein: Ein Großfeuer in einer Halle des Chemieunternehmens Sandoz löst einen Großeinsatz der Feuerwehr aus und spült 20 Tonnen giftige Chemikalien in den Fluss. Auf 400 Kilometer Länge stirbt fast jedes Leben im Fluss, noch an der Mündung waren die Spuren der Katastrophe sichtbar. Was danach folgte, war ein Aufschrei der Öffentlichkeit – und eine Reaktion der Politik. Endlich wurden schärfere Gesetze zum Schutz der Flüsse erlassen, Chemieunternehmen mussten die Sicherheitsvorkehrungen für ihre Produktion und Lagerung verbessern. Nachdem in den Jahrzehnten zuvor schon öffentliche Kläranlagen gebaut worden waren, um den Rhein von seinem Zustand als Kloake zu befreien, wurden nun einige der letzten Schlupflöcher für Verschmutzer geschlossen. Die Natur dankte es, auch wenn der Rhein immer noch begradigt ist und eine der wichtigsten Binnenschifffahrtsrouten des Landes bildet: Die Wasserqualität ist heute besser als jemals in den letzten 100 Jahren. Und mit menschlicher Hilfe kehren auch hier ausgestorbene Fische wie der Lachs zurück.

South Georgia Island – die größte Rattenbekämpfung der Welt |

Millionen Seevögel, zehntausende Seeelefanten und Seebären, dazu Wale vor der Küste – South Georgia im Südatlantik ist ein Tierparadies. Das war aber nicht immer so: Walfänger schlachteten erst die Meeressäuger ab, wendeten sich dann den Robbenkolonien zu und packten schließlich Pinguine in ihre Kessel, um Tran und Fett zu gewinnen. Zudem brachten die Seeleute Rentiere, Mäuse und Ratten mit, die sich bald unkontrolliert ausbreiteten. Die eingeschleppten Säugetiere zerstörten die Vegetation und fraßen sich durch die Seevogelkolonien. Viele kleinere Arten sowie die beiden nur hier heimischen Landvögel, der Südgeorgien-Pieper (Anthus antarcticus) und die Südgeorgien-Spießente (Anas georgica georgica), verschwanden von der Hauptinsel und überlebten nur auf vorgelagerten Eilanden. Doch das Blatt hat sich gewendet: Mit der bislang weltweit größten Nagerbekämpfungsaktion wurde South Georgia von den beiden Nagetieren befreit. Und im Rahmen dieser Aktion erlegte man zugleich die Rentiere. Die ersten Erfolge stellen sich bereits ein, denn verschiedene Arten kehrten schon auf die Hauptinsel zurück und vermehren sich dort.

Lears-Ara – von der Wildererbeute zur Touristenattraktion |

Die großen Araarten sind wegen ihrer leuchtenden Farben beliebte Käfigvögel – und daher ein lukratives Ziel für Wilderer: Ein ausgewachsenes Exemplar kann auf dem Schwarzmarkt für mehrere tausend Euro verkauft werden. Viele Vertreter dieser südamerikanischen Papageienfamilie sind wegen dieser Fänge und der Lebensraumzerstörung vom Aussterben bedroht. Zu den Arten, die es besonders getroffen hat, gehört der intensiv blau gefärbte Lears-Ara (Anodorhynchus leari) aus dem Nordosten Brasiliens. Ende der 1980er Jahre gab es in seinem kleinen Verbreitungsgebiet nur noch wenige dutzende Exemplare, weil Nester geplündert und erwachsene Tiere als Schädlinge geschossen wurden. Dann kam allerdings die Kehrtwende: Intensive Schutzmaßnahmen vor Ort, Landkäufe und Aufklärungsarbeit in Schulen und Gemeinden sorgten dafür, dass sich die Papageien wieder vermehren konnten. Heute leben etwa 1300 Lears-Aras im Bundesstaat Bahia und sind der Stolz der lokalen Bevölkerung (Schäden an Maisfeldern werden kompensiert). Die Art gilt nicht mehr als »vom Aussterben bedroht«, sondern nur noch als »gefährdet«.

Breitmaulnashorn – vom Rand des Aussterbens zurückgeholt |

Nashörner – eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes? Angesichts der Nachrichten über die ausufernde Wilderei der letzten Jahre mag man dies vielleicht für einen schlechten Scherz halten. Und doch ist es wahr. Denn Ende des 19. Jahrhunderts galt das Südliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum) bereits als ausgestorben. Dann wurden in der südafrikanischen Provinz Natal doch noch zehn Tiere entdeckt. Bis 2015 wuchs der Bestand von diesen Exemplaren ausgehend wieder auf mehr als 20 000 Individuen an, die größtenteils in Südafrika leben. Intensiver Schutz kann die Art also erhalten. Und das ist dringend notwendig, denn jedes Jahr fallen etwa 1000 Nashörner dem in Ostasien verbreiteten Aberglauben zum Opfer, geriebenes Nashorn könne Krebs heilen. Sehr schlecht sieht es zudem für das Nördliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) aus: Im März 2018 starb Sudan, der letzte Bulle. Nun leben nur noch zwei betagte Weibchen dieser Art.

Adler – ohne DDT im Aufwind |

DDT war vielleicht so etwas wie ein globaler Weckruf für die Umweltbewegung. Wie die US-amerikanische Biologin Rachel Carson in ihrem weltberühmten Buch »Der stumme Frühling« 1962 darlegte, reicherte sich das Pestizid in der Nahrungskette an und sorgte am Ende dafür, dass Greifvögel nicht mehr erfolgreich brüten konnten. Durch das Gift dünnten ihre Eierschalen aus, und die Gelege zerbrachen. Katastrophale Bestandseinbrüche bei Wanderfalken, Weißkopfseeadlern oder den europäischen Seeadlern waren die Folge. Jagd und Eierdiebstahl sorgten zusätzlich dafür, dass Arten stark bedroht waren. Ab den 1970er Jahren wurde DDT erst in den USA, später auch in Europa verboten. Vogelschützer bewachten die letzten Horste von Wanderfalken oder Seeadlern in Deutschland. Nach und nach zahlte sich das Engagement aus: Erst langsam, doch in den letzten Jahren immer schneller erholten sich die Greifvogelbestände in Nordamerika und in Europa. Allein in Deutschland leben heute wieder mehrere hundert Paare von Wanderfalken, Fisch- und Seeadlern, die sich zudem lange verwaiste Brutgebiete zurückerobern.

Blauer Leguan – auch Inselarten können überleben |

Blaue Leguane (Cyclura lewisi) gelten als die Echsen mit der höchsten Lebenserwartung: Die Tiere von der kleinen Karibikinsel Grand Cayman können knapp 70 Jahre alt werden. Diese Langlebigkeit ist allerdings keine Garantie gegen das Aussterben, vor allem nicht bei Arten mit begrenztem Verbreitungsgebiet. Und so wiederholte sich ein für Inseln bekanntes Drama: Eingeschleppte Arten, Jagd, Lebensraumzerstörung und Vandalismus trieben die Art an den Rand des Aussterbens. 2004 krabbelten nur noch zwölf Blaue Leguane durch die Trockenwälder Grand Caymans. Deshalb entschloss man sich zu einem intensiven Sofortprogramm. Erste Nachzuchten in US-Zoos hatten zwar schon in den 1990er Jahren begonnen, doch verstärkt wurden die Bemühungen erst nach der verheerenden Zählung Anfang des neuen Jahrtausends. Mehrere hundert Nachzuchten konnten mittlerweile in Naturreservaten auf Grand Cayman ausgewildert werden. Landkäufe sollen natürliche Lebensräume erhalten. Ein Damoklesschwert schwebt jedoch weiterhin über den Reptilien: Ein sehr starker Hurrikan könnte die Art in ihrer Heimat wieder beträchtlich reduzieren. Aber immerhin finden sich heute einige Leguane als Überlebensreserve in verschiedenen Zoos weltweit.

Wölfe im Yellowstone – Beutegreifer helfen dem Ökosystem |

Der Yellowstone-Nationalpark wurde 1872 gegründet und ist der älteste Nationalpark der Welt. Dennoch konnte der Schutz nicht verhindern, dass einige Tierarten in seinem Gebiet ausstarben. In den 1930er Jahren verschwanden zum Beispiel die Wölfe aus der Region, weil sie bis zur Auslöschung bejagt worden waren. Das nutzte unter anderem den Wapiti-Hirschen, die sich ohne den Einfluss der Beutegreifer kräftig vermehrten. Der starke Verbiss durch die Pflanzenfresser beeinträchtigte jedoch das Ökosystem. Vor allem die Ufervegetation an Bächen und Flüssen wurde dezimiert, was weitere Arten in Mitleidenschaft zog. Nach langem Widerstand durch Jäger und Viehzüchter im Umland konnten 1995 Wölfe im Yellowstone-Nationalpark angesiedelt werden. Dort haben sie sich seitdem so stark ausgebreitet, dass sie außerhalb des Schutzgebiets schon einige Jahre wieder geschossen werden dürfen. Die Wapitis haben seit der Rückkehr der Fleischfresser an Zahl deutlich abgenommen, auch wenn nicht alles auf das Konto der Wölfe geht. Das Ökosystem hat es so oder so gedankt: Endlich wachsen wieder mehr Pappeln und Sträucher an den Gewässern, wovon zahlreiche Vögel, Insekten und Fische profitieren.

Regenwald in Costa Rica – eine grüne Vorzeigenation? |

Wie in vielen tropischen Ländern schwand auch in Costa Rica der Regenwald rapide. Er musste Platz machen für Viehweiden und Plantagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land zu mehr als 70 Prozent bewaldet, doch danach regierten Axt und Feuer. Ende der 1980er Jahre machten Wälder nur noch knapp 20 Prozent der Landesfläche aus und konzentrierten sich auf einige Nationalparks und bergige Regionen. Dann wendete sich das Blatt: Internationale Naturschutzorganisationen und heimische Ökologen machten auf das Schicksal der Regenwälder aufmerksam, Land wurde gekauft, die Abholzung eingeschränkt. Mittlerweile ist wieder mehr als die Hälfte der mittelamerikanischen Nation bewaldet, Naturtourismus leistet einen wichtigen Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Damit ist die Entwicklung aber nicht abgeschlossen. Denn Costa Rica möchte unabhängig von fossilen Energieträgern werden. Und das Land ist dabei auf einem guten Weg: 99 Prozent der Elektrizität werden bereits aus erneuerbaren Quellen wie Geothermie oder Solarzellen gewonnen.

Buckelwal in der Antarktis – Aufwärtstrend für die Riesen |

Vor der Ära des industriellen Abschlachtens von Walen lebten rund 100 000 Buckelwale (Megaptera novaeangliae) rund um die Antarktis – der Walfang ließ davon nur wenige tausend Tiere übrig. Seit die Jagd auf diese Meeressäuger 1966 verboten wurde, nahm ihre Zahl wieder zu. Heute schwimmen geschätzte 25 000 Buckelwale in den südlichen Meeren, und im 21. Jahrhundert könnte die Art zumindest im Südpolarmeer einen regelrechten Babyboom erleben, wie neue Daten nahelegen. Damit gehören die Buckelwale zu den Großwalen, die sich mit am besten vom Ende der Jagd erholen konnten. Auch Blau-, Finn- und Grönlandwale profitierten in unterschiedlichem Ausmaß von den fast absoluten Fangverboten, die seit einigen Jahrzehnten gelten. Andere Spezies wie der Atlantische Nordkaper hingegen sind leider weiterhin vom Aussterben bedroht.

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